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Wenn wir davon ausgehen, daß unsere "Wandervögel" in der vorigen Woche tatsächlich den Resten von Rauno einen Besuch abstatteten, dann führte
ihre Route eigentlich auf direktem und schnellstem Wege die Calauer Straße entlang immer in Richtung Norden. Irgendwann machte die Chaussee
dann eine leichte Rechtskurve und man stand vor den Ruinen des Dorfes. Diese Strecke war bestimmt nicht sehr reizvoll da sie entweder entlang
bebautem Gebiet oder in direkter Nachbarschaft zu den Überresten früherer Bergbautätigkeit verlief. Naja vielleicht waren aber doch noch ein paar
Reste der Senftenberger Weinberge ganz ansehnlich. ![]()
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Auf dem Weg kam man dereinst am Gasthaus zum Waldhof vorbei. Da das Gebäude - und vieles drumherum - schon seit Anfang der 1980er
Jahre verschwunden ist, helfe ich mit dem Plan oben aus, mit dem man das Ganze räumlich einordnen kann. Der hellblaue Punkt auf der Karte symbolisiert
den früheren Standort der Gaststätte. Am unteren Ende sind gerade noch die letzten - heute noch existerenden - Häuser von Senftenberg eingezeichnet.
Vom "Waldhof" verfügen wir über eine ganze Reihe von historischen Fotos und Ansichtskarten und auch das erste Exemplar für heute ist grundsätzlich
nicht neu. Seit vielen Jahren befindet sich eine andere Version davon im digitalen Archiv.
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Verlag von Aug. Porscha, Cottbus
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Auch das zweite Foto offeriert uns den "Waldhof". Aus einem leicht anderen Blickwinkel und zu einem späteren Zeitpunkt. Wann genau,
kann ich gerade nicht sagen. Das <= 1935 ist mehr freihändig dürfte aber stimmen. Eigentlich gehe ich von 1930/31 aus. In jedem Fall
war der Wirt an diesem Punkt der Geschichte ein gewisser Hermann Schobrick. Erkennbar ist dies am Schriftzug an der Hausecke. Und das
war Schobrick bereits seit 1929. Bei dem Foto stand aber wahrscheinlich weniger das Gasthaus im Fokus sondern vielmehr die Männer der Bohr- und Brunnenbaufirma "Gebrüder Zimmermann". Einer der beiden "Zimmermänner" ist der zweite von rechts. Was genau seine Leute da am Straßenrand veranstalteten, bleibt im Dunkel. |
Aufnahme <= 1935
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Wer sich fragt, was der hellgrüne Punkt auf dem Plan oben bedeutet: hier kommt die Antwort.
Dabei handelt es sich um den Standort des damaligen Fotografen, dessen Arbeit die nebenstehende
- sehr seltene - Ansichtskarte ziert. Die Datierung mit <= 1943 ist zwar zweifellos richtig aber s ehr wahrscheinlich viel zu spät angesetzt. Ich gehe anhand der Seriennummer vielmehr von 1924 aus, kann dies jedoch nicht wasserdicht beweisen. Übrigens... immer wenn ich in den letzten Jahren Bildmaterial aus dem Norden Senftenbergs und Rauno präsentierte, werde ich etwas sentimental. Nicht weil ich mit diesem Gebiet etwas Persönliches verbinde. Ich muß ehrlich zugeben, daß das nie mein "Gebiet" war und ich mich nicht erinnern kann, jemals dort gewesen zu sein. Aber es gab mal jemanden, dessen Gebiet das zu 100 Prozent war und der wie kein zweiter mit der Geografie und Geschichte dieses Teils von Senftenberg vertraut war. Kenner wissen natürlich, daß ich von meinem Heimatforschungskollegen Norbert Jurk spreche, dessen 4. Todestag wir in wenigen Wochen begehen müssen. |
Verlag Hermann Jurk,
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Norbert hätte sich zweifellos wie ein kleines Kind an Weihnachten über das Auftauchen dieser und anderer Stücke
mit Abbildungen aus dem Ort seiner Kindheit und Jugend gefreut. Und vielleicht hätte er sogar ernsthaft über eine
Neuauflage seines ersten "echten" Norbert Jurk - Buches nachgedacht, um all das Material, das seit Erscheinen der
Erinnerungen an meine alte Heimat rund um die Senftenberger Höhe 304 neu oder in besserer Qualität
in unseren Dunstkreis gelangte, zu verarbeiten. Vielleicht auch nicht. Denn möglicherweise wäre er auch zu der Einschätzung gelangt, daß mit fortschreitender Zeit auch das Interesse an seinem geliebten Senftenberg-Nord kontinuierlich sinkt und eine kostendeckende Produktion unwahrscheinlich wird. Wir werden es nie erfahren! Norberts plötzlicher und viel zu früher Tod macht Gedankenspiele wie dieses zu reinen Spekulationen. Jedenfalls vermisse ich nicht nur in Fällen wie heute seine Expertise.
Besagtes Buch etablierte bei seinem Erscheinen 2010 sogleich ein bestimmtes "Schema F" (oder "Schema NJ"), das nicht nur neu
für den Bereich der Senftenberger Heimatlektüre war, sondern auch gleich zum erfolgreichen "modus operandi" wurde, mit dem
Norbert in Folge weitere 11 Bücher auf den Markt brachte. Das letzte leider schon posthum.
Es sollte nicht sein... |
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