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03.08.2025
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Also ich muß ja zugeben, daß mir die in der letzten Zeit hier vorgestellten Ansichten viiiiieeeeel zu jung sind. Allerhöchste Eisenbahn mal wieder an der Uhr zu drehen und sich fast einhundert Jahre in die Vergangenheit zu beamen. Dabei betrete ich nur in einem Fall motivtechnisches Neuland. Die beiden ersten Ansichten dagegen sind hinlänglich bekannt und seit vielen Jahren Bestandteil des digitalen Archivs. Wenn auch in anderen Varianten. Man könnte nun sagen "was soll der Terz mit den Versionen?" und tatsächlich war es einst mein Grundgedanke, von jedem Motiv nur die beste Ausgabe zu archivieren. Aber wer entscheidet was die beste ist? Die schärfste? Die realistischste? Die mit den meisten Bildinformationen? Ich persönlich finde ja die colorierten am schönsten doch die sind zumeist auch die unwirklichsten. Und dann gibt es ja noch die Versionen in die irgendwas hinein oder heraus gefälscht wurde.
Also es ist wohl doch am zielführendsten, möglichst alle Varianten digital anzubieten. Kann sich ja jeder das für sich passende heraus suchen.

Für mich hat diese vollumfängliche Ablage überdies auch noch einen praktischen Nutzen. Ich hatte ja schon einmal erwähnt, daß ich die Online-Archive auch dazu verwende, unabhängig von meiner physischen Sammlung weitestgehend im Bilde zu sein, was sich in meiner Sammlung befindet und was nicht (Bestandteile meiner eigenen Ansichtskarten-Collection sind ja mit einem * gekennzeichnet). So laufe ich weniger Gefahr, bei irgendwelchen Spontankäufen Dinge zu erwerben, die ich eigentlich schon besitze. Das passierte in der Vergangenheit tatsächlich nur äußerst selten. Vielleicht auch dank des digitalen Archivs.

Und um genau das weiter abzusichern überführe ich heute zwei Stücke aus meiner eigenen Sammlung in eben jene Ablage.

Senftenberg
Verlag Erich Krause, Papierhandlung,
Senftenberg N.-L. - Markt 9
62727
Aufnahme <= 1928
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Der Markt ist mal wieder dran. In Form zweier Ansichten aus Richtung der östlichen Ecke. In zwei verschiedenen Jahren jedoch nicht sehr weit auseinander. In der Tat kann man für die rechte Ansicht ziemlich sicher von einem 1930 ausgehen denn das Haus Markt 16 hat schon seine neue Gestalt (Bau und Inbetriebnahme 1929). Die linke Ansicht zeigt das Ganze noch vor dem Abriß der alten Bauten wobei das linke der beiden Häuser schon teilweise abgebrochen war.

Im direkten Vergleich mit den bereits archivierten Varianten bieten die heutigen Exemplare jeweils mehr oder auch weniger Bildinformation. An diesem Beispiel erkennt man, daß die zugrundeliegende Fotografie in den meisten Fällen um einiges größer war als das was dann jeder Ansichtskartenproduzent daraus fabrizierte.

Senftenberg
Aufnahme <= 1930
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Nach welchen Kriterien der jeweilige Hersteller entschied, den Bildausschnitt so oder so zu wählen, liegt zumeist im Dunkeln. Im Fall der rechten Ansichtskarte befand sich am rechten Rand ursprünglich etwas Unerwünschtes. Während Version 1 dieses Problem durch einen anderen Bildausschnitt umging wurde es auf der heutigen Variante 2 notdürftig retuschiert. Ich habe mir erlaubt, digital die letzten Artefakte der damaligen Manipulation zu eleminieren.

Grundsätzlich finde ich beide Motive interessant weil sie uns zeigen, daß man schon vor hundert Jahren das eine oder andere auf dem Markt platzierte, das im Zweifel aber nur begrenzte Lebensdauer hatte. In vorliegendem Fall eine Litfaßsäule und dazu dieses "Kraftfahrer-Informations-Türmchen" - eine Kombination aus Wegweiser und Reklame für die Firma Petsch, die so glaube ich, das Ganze gesponsert hatte. Gerade letzteres finde ich persönlich durchaus geschmackvoll. In jedem Fall ansehnlicher als die blauen Plastikmöbel, die seit einem guten Jahr unseren Marktplatz verschandeln. Ich hatte übrigens schon kurz nach Installation dieser "Dinger" insgeheim eine Vorahnung, daß selbige über kurz oder lang wieder von dort verschwinden werden. Und so wird es wohl auch kommen denn eine Befragung unter der Senftenberger Bevölkerung über einen (oder mehrere) neue Standort(e) wurde unlängst initiiert. Nach Auswertung derselben folgen hoffentlich bald Taten und die Teile werden an einen passenderen Stellplatz manövriert. Diese Plastikmöbel sehen nicht nur unpassend aus, sie stehen dazu auch noch ständig im Weg herum. Die Markthändler - und damit auch die Kunden - müssen sich aktuell nicht nur mit diesen klobigen Dingern arrangieren sondern werden zusätzlich durch 6 noch ausladendere "Pflanzgefäße" eingeengt.
Grundsätzlich sind letztere nicht die schlechteste Idee doch meiner Meinung nach ist einerseits die Anzahl zu hoch und andererseits die Anordnung suboptimal. Aber naja, über Geschmack lässt sich streiten und das was die Verantwortlichen schön finden muß mir noch lange nicht gefallen.

Fakt ist, daß ein Bild wie auf der folgenden Luftaufnahme nicht (mehr) denkbar ist...

Senftenberg
34616
Aufnahme = 1931
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Es handelt sich um eine mir bis vor kurzem völlig unbekannte Aufnahme, die ich in Nordrhein-Westfalen aufstöbern konnte. Abgenommen von einem Glasnegativ und laut Informationen des Archivs aus dem Jahr 1931. An der zeitlichen Bestimmung hege ich keinen Zweifel. Der Ursprung ist ebenfalls klar: die Hansa Luftbild AG in Münster. In deren Auftrag kreiste damals ein Flugzeug über unserer Stadt und ein Fotograf an Bord der Maschine schoß eine kleine Anzahl von Fotos. Einige davon fanden ihren Weg auf kommerzielle Ansichtskarten, die auch sämtlichst(?) Bestandteil des digitalen Archivs sind.
Die Aufnahme links hingegen ist bis dato nicht in einer Ansichtskartenversion bekannt. Deshalb dürfte sie den allermeisten völlig unbekannt sein. Möglicherweise sah man damals aufgrund des Lichteinfalls mittig und oben rechts von einer Veröffentlichung ab.
Die Sichtachse, die uns hier geboten wird, hatten wir so auch noch nicht und wir erhalten ein paar exklusive Details zu den Gegebenheiten Anfang der 1930er Jahre. Interessant finde ich die Vorbereitungen auf dem Markt. War eine solch große Anzahl von Verkaufständen normal oder gab es einen besonderen Anlaß? Auf jeden Fall stand der Markttag noch bevor. Wer genau hinsieht, erkennt, daß die Litfaßsäule und vor allem das kleine Wegweiser-Türmchen einfach "eingebaut" wurden.

Übrigens 1931 - also zur Zeit dieser Aufnahme - begann man intensiv darüber nachzudenken, den Senftenberger Markt (wieder einmal) umzugestalten. Daraus folgte wenig später die Errichtung des hohen Lichtmastes als Ersatz für den wesentlich kleineren Kandelaber in der Mitte des Platzes. Litfaßsäule und Wegweiser-Türmchen wichen einem "Verkehrshäuschen" - einer Mischung aus Tankstelle, Buswartehäuschen und Reklametafel. Aufnahmen davon findet man auf www.gruss-aus-senftenberg.de natürlich auch.

Apropos Markt(um)gestaltung: Vor kurzem lancierte jemand die Idee eines Senftenberger "walk of fame", was nach Vorstellung der Einreicherin auch bauliche Veränderungen am Pflaster des Marktplatzes nach sich ziehen würde. Das Ganze wurde im Rahmen des Senftenberger "Bürgervorschlagsrechts" eingebracht und diskutiert. Die erste Hürde wurde noch genommen aber in der letzten Stadtverordnetensitzung war dann erst einmal Schluß. Dabei ging es noch nicht einmal um die praktische Umsetzung sondern richtigerweise um die inhaltliche Ausgestaltung des Ganzen. Wer in Senftenberg ist oder war "important" genug, mit seinem Namen und ggf. Zusatzinformationen in Stein gemeißelt den Spaziergängern zu Füßen zu liegen? Senftenberg ist ja nunmal nicht Hollywood! Die Einreicherin selbst sieht sich außerstande, eine Liste (mehr als 10 sollten es schon sein damit es sich lohnt) zu erstellen. Der Stadtverwaltung fällt dazu auch nicht viel mehr ein als nebulös auf irgendwelche Vereine zu verweisen, die vielleicht, möglicherweise, eventuell, unter Umständen die theoretische Arbeit verrichten könnten:
Es ist beabsichtigt, weitere Vereine anzufragen. Im Rahmen der noch zu beauftragenden Fortschreibung der Stadtchronik Senftenbergs können eventuell Aussagen zur Umsetzung dieses Bürgervorschlages erwartet werden.

Die Hervorhebung stammt übrigens von mir und soll noch einmal eine kleine Terminerinnerung sein: am 29. August läuft die Bewerbungsfrist (mal wieder) ab!