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31.08.2025
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Normalerweise würde man von Brieske (Dorf) am ehesten nach Biehlen wandern, denn die Entfernung dorthin ist eigentlich nur ein Katzensprung. Und tatsächlich habe ich noch historisches Ansichtskartenmaterial aus dem Dorf in der Pipeline. Dieses ist aber leider extrem "fertig", daß ich mich ernsthaft frage, ob dessen digitale Restaurierung nicht viel zu aufwendig ist. Und wenn ich mich das frage, dann muß es schon sehr weit gekommen sein. Normalerweise kapituliere ich nicht so schnell aber im Fall vom Biehlen muß ich ja einwenden, daß das eigentlich und uneigentlich überhaupt nicht mein Gebiet ist da Biehlen historisch betrachtet niemals zum Amt Senftenberg gehörte sondern eher Ruhland unterstand. Zu dem ganzen Biehlen-Zeugs kam ich auch eher wie die Jungfrau zum Kinde und deshalb stelle ich die Restaurierung dieser Stücke für lange Winterabende zurück.
Stattdessen bewege ich mich heute an die gegenüberliegende Gebietsgrenze von gruss-aus-senftenberg.de. Nämlich ganz nach Nord-Ost und dabei konkret nach Sorno, das historisch teilweise auch als "Wendisch Sorno" bezeichnet wurde um eine Unterscheidung zum Sorno bei Finsterwalde zu liefern. Letzteres wurde bzw. wird auch als "Deutsch-Sorno" bezeichnet. Das mit der Unterscheidung der beiden Dörfer, die etwa 30 Kilometer Luftlinie auseinanderlagen, funktioniert aber bis zum heutigen Tag nicht so richtig (wahrscheinlich sogar weniger als früher!). Schaut man sich den Wikipedia-Eintrag zu Deutsch-Sorno an, dann wird dort im Text alles wild durcheinander geworfen. So viel zur Glaubwürdigkeit von Wikipedia-Einträgen. Der Eintrag zum wendischen Sorno hingegen scheint auf den ersten Blick korrekt zu sein.
Sorno weist Parallelen zu Sauo aus der Vorwoche auf. Anfang der 1970er musste auch dieses Dorf "volkswirtschaftlichen Erfordernissen" weichen und wurde der Gewinnung von Braunkohle geopfert. Ebenso wie Sauo stand Sorno anfangs auch nicht auf meiner "Speisekarte". Ich kann mich noch dunkel erinnern, wie die ersten drei Ansichtskarten aus Sorno anno 2013 bei mir anlandeten und ich diese im ersten Moment eher zögerlich in Empfang nahm. Mit Sorno hatte ich mich bis zu diesem Moment nämlich überhaupt noch nicht beschäftigt.
In den letzten 10+ Jahren tauchte hin und wieder noch das eine oder andere Stück auf und heute kann ich dem Kanon zwei weitere Ansichtskarten hinzufügen.

Das erste Stück ist nicht ganz so alt, wie es sich gibt. Die Ansichtskarte besitzt eine geteilte Rückseite, die erst ab 1905 usus wurde. Zu dieser Zeit waren derartige gezeichneten Ansichten eigentlich schon einige Zeit aus der Mode. Wir können eigentlich auch einen Nachdruck einer älteren Vorlage ausschliessen denn es gibt auf der Bildseite nahezu keinen Platz für Textnachrichten, die bis 1905 mit Ausnahme der Adresse ausschließlich auf der Bildseite zu tätigen waren. "Echte alte" Lithos halten in der Regel rechts unten einen entsprechenden Platz frei.

Senftenberg
Aufnahme <= 1910
Sammlung Theodor Restel
Senftenberg
Ansichtskarten-Verlag Zimmaß,
Erfurt, Neuestr.12
Aufnahme <= 1933
Sammlung Matthias Gleisner
Das zweite Stück ist um einiges jünger, wenn man das überhaupt so sagen darf. Meine Datierung hat keinen echten Nachweis und ist mehr so "vom Gefühl her". Mit den Produktionen des Erfurter Zimmaß-Verlags ist das nämlich so eine Sache...
Dieser Verlag war Deutschlandweit tätig und hatte sich dabei auf Motive im Zusammenhang mit evangelischen Kirchen spezialisiert. Man findet kaum andere Sujets aus dieser Ansichtskartenschmiede. Darüber hinaus trifft man nur sehr selten auf postalisch gelaufene Stücke. Etwas, das möglicherweise mit der Veröffentlichungspraxis der Erfurter zu tun haben könnte. So brachte der Zimmaß-Verlag mit Vorliebe ganze Postkartenhefte, die fast schon kleine Büchlein waren, heraus. Darin befand sich eine größere Anzahl von Ansichtskarten, die fest eingebunden jedoch durch eine eingebrachte Perforation einzeln heraustrennbar waren. Die Motive wurden nach meinen Recherchen thematisch (geografisch) zusammengefasst und unter Titeln wie "Der evangelische Kirchenkreis soundso" publiziert. Die einzelnen Motive boten Außen- wie Innenaufnahmen der Kirchen in dem jeweiligen Kirchenbezirk.
Die Ansichtskarte links ist demnach eine der Außenaufnahmen aus einem Büchlein, das vielleicht "Der evangelische Kirchenkreis Senftenberg" hieß. Nach einem solchen Büchlein, in dem bestenfalls noch sämtliche Einzelbestandteile enthalten sind, fahnde ich seit über 10 Jahren erfolglos. Es ist mir lediglich gelungen, knapp zwei Handvoll Karten einzusammeln, die ich einem solchen Büchlein zuordnen würde. Die Außenansicht der Sornoer Kirche kommt heute hinzu und ich gehe felsenfest davon aus, daß zeitgleich auch ein Motiv aus dem Inneren des Gotteshauses verlegt wurde.

Wenn es nun um die Geschichte der abgebildeten Kirche geht, kann festgehalten werden, daß ihr Grundstein am 21. Juni 1897 gelegt wurde. Es existierte jedoch schon zuvor eine Kirche in Sorno. Wann genau die erste schmucklose Kapelle, die der heiligen Elisabeth geweiht war, errichtet wurde, dazu fehlen gesicherte Informationen. Die Chronisten gingen davon aus, daß das Kirchlein wahrscheinlich bereits im 15. Jahrhundert existierte. Sie berufen sich dabei auf eine Urkunde vom 8. August 1574, in welcher das Meißener Consistorium die Auspfarrung der Dörfer Sorno und Rosendorf aus der Parochie Senftenberg bestätigte und in der es heißt: "Dieweil im Dorfe Sorno eine Kapelle allbereit dazu erbauet und noch vorhanden". Über die Jahre verschlechterte sich der bauliche Zustand trotz diverser Ausbesserungen immer weiter, so daß man Ende des 19. Jahrhunderts Überlegungen anstellte ob man weiterhin Ausbesserungsarbeiten vornehmen oder lieber gleich eine neue Kirche bauen sollte. Aufgrund des bedenklichen Bauszustandes entschied man sich für einen Neubau. Ein entsprechender Bauantrag wurde 1889 von der Königl. Regierung in Frankfurt/O. genehmigt.
Die Angelegenheit zog sich jedoch in die Länge, weil die Gemeidne eine Kirche mit 480 Sitzplätzen verlangte, während von den Regierungsstellen nach der Einwohnerzahl nur 380 Plätze genehmigt wurden. Am Ende setzte sich die Gemeinde durch. Danach gab es aber Streit um die Baukosten die aber 1896 endgültig ausgeräumt waren.
Am 29. März 1897 begann der Abbruch des Gemäuers um den einzig tauglichen Platz im Ort für die neue Kirche zu gewinnen. Die Leitung der Bauarbeiten lag in den Händen des Berliner Architekten Ernst Schmidt, die Ausführung übernahm der Zimmermeister Bruns aus Altdöbern, die Ziegel lieferte die Friedr. Hoffmannsche Ziegelei in Rauno.
Am 1. Dezember 1898 wurde die Kirche durch den Generalsuperintendenten Braun (Berlin) eingeweiht. Die Orgel lieferte die Firma Sauer (Frankfurt/O.), die Glocken die Firma Gebr. Ullrich in Apolda und die Turmuhr die Firma Rochlitz Berlin. Die große, 18 Zentner schwere, Glocke musste 1917 zu Heereszwecken an den Staat abgegeben werden. Nach Kriegsende wurde eine neue Glocke im selben Gewicht und mit demselben Grundton wie die abgegebene beschafft, welche im Lauchhammerwerk gegossen worden war.

Der letzte Gottesdienst in der Sornoer Kirche fand am 1. November 1970 statt. Zeitgleich mit der Aussegnung durch den amtierenden Pfarrer Krüger aus Proschim.
Danach hatten die Abrißbagger freie Fahrt...

Als letztes fiel der Glockenturm. Das Kreuz an seiner Spitze hatte jedoch komischerweise schon vorher eine gefährliche Schieflage. Keine Ahnung, wie diese zustande kam.

Aufnahme 1970
Aufnahme 1971