Otto Enke, Cottbus Aufnahme <= 1910 Sammlung Matthias Gleisner
Das Ding war teuer. Richtig teuer. Selbst für meine Verhältnisse. Doch ich zögerte keine fünf Sekunden als mir diese Ansichtskarte zum
Kauf angeboten wurde. Irgendwann im Sammlerleben kommt der Punkt an dem der Preis eine untergeordnete Rolle spielt. Da das Angebot an Artikeln, die
ich noch nicht besitze, seit Jahren stetig abnimmt, rechtfertige ich meine preisintensiven Erwerbungen gerne mit "ich habe ja so und so lange wenig bis
nichts gekauft, also kann ich jetzt auch mal über die Stränge schlagen". Vermutlich geht es vielen aktiven Sammlern - egal auf welchem Gebiet - genauso.
Natürlich reisst sich keiner darum, hohe Preise zu zahlen. Auch ich freue mich über ein "Schnäppchen", wenn es sich ergibt. Aber das ist eher die Ausnahme als
die Regel. Zwar ist die Konkurrenz bzgl. Kampf um Ansichtskarten mit Motiven aus Senftenberg und Umgebung mittlerweile ebenfalls zurückgegangen doch gerade bei
solchen Lithographien taucht dann doch zuweilen unvermittelt der eine oder andere "Mitbewerber" auf. Und deshalb bin ich in diesen Situationen sehr "entscheidungsfreudig".
Was mich in vorliegendem Fall außerdem nicht lange fackeln ließ, war die Gewissheit, daß nun eine jahrelange - wenn nicht sogar jahrzehntelange - Durststrecke
ihren Abschluß finden kann. Denn dem aufmerksamen Heimatfreund wird das Motiv irgendwie bekannt vorkommen. Doch bis heute war das Maximalste, das man davon sehen
konnte, nachfolgende Reproduktion in Norbert Jurks 2010er Buch "Erinnerungen an meine alte Heimat rund um die Senftenberger Höhe 304".
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Unvollständig und anscheinend eine (Ab-)Fotografie aus den 1970ern. Wie wir heute wissen, verwendete
Hans Lange ebenfalls eine - jedoch nochmals schlechtere - Schwarz-Weiß-Fotografie dieser Ansichtskarte
im Band 4 seiner Chronik von Senftenberg. In beiden Fällen (Lange [1977], Jurk [2010]) handelt
es sich zweifelsfrei um dasselbe Original, das jemand (Lange?) vor 50 Jahren mit den damaligen Möglichkeiten
kopierte.
Und heute ist nun endlich der Tag gekommen, an dem ich das Motiv in seiner ganzen Pracht, in Farbe und digital
restauriert, der staunenden Gemeinde offerieren kann. Da kann man schon einmal klatschen, oder?

Bei dem eigentlichen Motiv wurde sehr stark auf das Thema Wein abgestellt. Das macht bei der abgebildeten
Gastwirtschaft "Zur Weintraube" ja durchaus Sinn. Zumal diese sich am Fuße der Weinberge im Norden
Senftenbergs befand. Worüber ich mir aber den Kopf zerbreche: Was hat der Bergmann links da in seinem
Trinkgefäß, welches schon einmal kein Weinglas ist?
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Das schäumt ja wie beim Einsatz von Trockeneis oder "Badusan"! Vielleicht war es ja Schaumwein? 
Wie dem auch sei... da ich mir ziemlich sicher bin, daß er sich über das Auftauchen der Ansichtskarte sehr gefreut hätte, widme
ich die heutige Neues-Seite Norbert Jurk, dessen Todestag sich in wenigen Tagen zum vierten Mal jährt.
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