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12.05.2019
1 Kommentar

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Auf der Startseite der offiziellen Internetpräsenz der Stadt Senftenberg rolliert zwar immer noch ein Foto vom Eingangsbereich des Tierparks, die aktuelle Vor-Ort-Situation stellt sich jedoch seit einem Jahr verändert dar. Konkret betrifft es das in unmittelbarer Nachbarschaft befindliche Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus. Selbiges ist nämlich seit einiger Zeit seines wesentlichen Bestandteils, der Bronzeplastik eines aufrecht stehenden Mannes in Überlebensgröße, beraubt. Anders als in anderen Fällen im Senftenberger Stadtgebiet ist die Figur jedoch nicht entwendet worden. Aus den zahlreichen Fällen, in denen in Senftenberg Figuren oder Erinnerungstafeln aus Metall gestohlen und wahrscheinlich beim Schrotthändler des jeweiligen Vertrauens versilbert wurden, hat man bezüglich des VVN-Denkmals von Seiten der Stadt die Reißleine gezogen, um es nicht dazu kommen zu lassen. Ich weiß nicht, worüber ich trauriger bin. Über die Tatsache, daß man in Deutschland so einfach und ungestraft Kunst im öffentlichen Raum zerstören/stehlen kann. Oder über die Ideenlosigkeit der Verantwortlichen, die dem Treiben offenbar machtlos gegenüberstehen. Mittels Videoüberwachung oder stillem Alarm hätte man versuchen können, den Metalldieben auf die Spur zu kommen. Wahrscheinlich fehlt es dann aber wieder an polizeilichen Einsatzkräften, um die Burschen dingfest zu machen. Deutschland 2019. Stattdessen hat man nun also die wenigen verbliebenen Plastiken, die noch nicht gestohlen wurden, an einem sicheren Ort eingemottet. Irgendwie auch nicht im Sinne des Erfinders...
Es kann von Glück gesprochen werden, daß das gesamte Mahnmal neben der Bronzefigur noch einen zweiten Bestandteil - ein Keramikrelief - besitzt. Ansonsten müsste die alljährliche Kranzniederlegung im Januar vor einer leeren Wand stattfinden.

Und dabei hat das Denkmal 55 Jahre lang niemand beschädigt. Jedenfalls nicht, daß ich wüsste.
So lange steht die Arbeit des Senftenberger Künstlers Ernst Sauer nämlich an diesem Ort.
Die Errichtung des Mahnmals, für dessen Realisierung Sauer ca. 2 Jahre (sehr wahrscheinlich mit Pausen) benötigte, fand im Herbst 1963 statt. Im Schein der Fackeln und bei Fanfarenklängen wie sich die Senftenberger Zeitung 1964 erinnerte. Offiziell wird zwar ein 1962 als Datum der Aufstellung angegeben, das zweifle ich aber mindestens teilweise an. Im Herbst 1962 war das Relief nämlich auf der Deutschen Kunstausstellung in Dresden zu besichtigen.

Tauchen wir nachfolgend also ein in eine Zeit, in der das VVN-Mahnmal noch unbeschadet an seinem Platz stand...
ohne Relief ?
Und gleich die erste Fotografie ist gar nicht einmal so uninteressant. Ich persönlich halte sie für die zeitlich erste Aufnahme des heutigen Reigens. Zudem aus einer eher ungewöhnlichen Perspektive aus aufgenommen.
Wenn mich nicht alles täuscht, dann fehlt an der Betonwand hierauf noch besagtes Keramikrelief. Das würde bedeuten, daß das Ganze in Teilschritten errichtet wurde, wobei Wand und Bronzefigur den Anfang machten und das Relief erst zu einem späteren Zeitpunkt platziert wurde.
Dieser Umstand könnte durchaus zu meinem obigen Zweifel passen.

Das Relief sehen wir auf dem zweiten Foto an Ort und Stelle. Wann die Aufnahme gemacht wurde ist nicht ganz klar. Ich vermute um 1965.

Etwas zuverlässiger datierbar sind die beiden kommerziellen Ansichtskarten, die allgemein bekannt sein dürften. Sie unterscheiden sich vom Blickwinkel her nur marginal voneinander, so daß man sie leicht verwechseln kann.
Aufgrund des in der Seriennummer verbauten Produktionsjahres ist zeitlich nach hinten raus keine Luft mehr. Es ist wahrscheinlicher, daß ich ein oder beide Motive zukünftig noch weiter nach unten schrauben kann.

Senftenberg
VEB BILD UND HEIMAT REICHENBACH i.V.
Echt Foto
V 11 50 A1/B236/68 6/1843
Foto: Darr, Reichenbach (Vogtl.)
Aufnahme <= 1968
Sammlung Erika Fischer
Senftenberg
VEB BILD UND HEIMAT REICHENBACH i.V.
III/18/98 A 1/B 306/73 01 06 11 098
Foto: Bild und Heimat (Darr)
Aufnahme <= 1973
Sammlung Erika Fischer
Senftenberg
Aufnahme <= 1964
Archiv der Stadt Senftenberg
Senftenberg
Aufnahme <= 1965
Sammlung Familie Wendt
Im Zuge der Errichtung des VVN-Denkmals musste ein anderes weichen. Sicher weil es sich einerseits von der Aussage her mit dem neuen Denkmal gebissen hätte. Und andererseits weil es sich zwar nicht am selben Fleck aber doch nur wenige Schritte entfernt befand, so daß es aus rein gestalterischen Gründen ein unmögliches Bild abgegeben hätte.
Gemeint ist das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs so wie wir es auf nebenstehender Ansichtskarte sehen können. Das Motiv ist nicht neu, da ich es schon in einem anderen Layout vorgestellt habe. Die heutige Variante bietet uns einen leicht verschobenen Bildausschnitt.

Pfarrer Walter Delbrück erinnerte sich: Im Herbst 1963 hat ein anderes Denkmal unserer Stadt unter Mitwirkung der Kirchengemeinde einen neuen, würdigeren Platz gefunden.
Zum Errichten eines VVN-Denkmals im Schloßpark wurde das Kriegerdenkmal der Gefallenen der Jahre 1914 bis 1918 umgesetzt. Die Tafeln mit den Namen der Gefallenen fanden in den Zierbögen, die zur wendischen Kirche gehören, Aufnahme. - Mögen die vielen bekannten und unbekannten Namen der Gefallenen beider Kriege uns Überlebende mahnen, unsere gemeinsame Zukunft im Frieden zu bauen.

Abriß des Kriegerdenkmals im Jahre 1963
(Sammlung Ursula Graßhoff)
Senftenberg
Aufnahme und Verlag:
Kaufhaus Waldschmidt, Senftenberg
Aufnahme <= 1939
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg