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Die Anfangszeile dieses Weihnachtsliedes aus dem 18. Jahrhundert fiel mir bei der Auswahl der heute vorzustellenden Motive spontan ein.
Die eine Hälfte der Ansichten ist nicht völlig unbekannt. Sie gehört zu meinen persönlichen Favoriten unter den Senftenberg-Motiven und ich konnte bereits vor langem eine Variante davon vorstellen. Auch wenn ich dem Kanon heute zwei zusätzliche Versionen hinzufügen kann, ist meine bevorzugte Variante noch nicht dabei. Ich vermute, daß es von diesem Motiv noch drei weitere Inkarnationen gab. Deshalb würde ich mich freuen, wenn irgendwann einmal die schwarz-weisse Vollbild-Variante bei mir einfliegen würde. Bis dahin begnügen wir uns mit zwei Ausführungen im Porträt-Format. Hierbei gingen naturgemäß einige der ursprünglichen Bildinformationen verloren.

Senftenberg
Phot. u. Verlag Wilhelm Brückner,
Senftenberg, N.-L.
3124
Aufnahme <= 1901
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Verlag Wilhelm Brückner,
Senftenberg, N.-L.
3124
Aufnahme <= 1901
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg

Daß die Stelle, an welcher das Foto gemacht wurde, ein beliebter Tummelplatz für die Senftenberger Kinder war, beweist auch eine weitere Fotografie, die ich zeitlich eigentlich etwas früher als das sichere <= 1910 einordnen würde. Das historische Foto rechts, das nur wenige Meter entfernt geschossen wurde, hat zur Abwechslung jede Menge "Bewacher-Personal" aufzuweisen. Und das solches an dieser Stelle zuweilen notwendig war, zeigt ein Leserbrief aus dem Senftenberger Anzeiger des Jahres 1900...

- Senftenberg, 20. Januar (Egs.) Ein ganz erbärmlicher Wicht hat es übers verstockte Herz gebracht, mehrere Zierbäumchen an der wendischen Kirche abzuschneiden bzw. solche durch Abschneiden der Spitzen zu verstümmeln. Man sollte es nicht für möglich halten, wie weit die Ruchlosigkeit solcher für Schonung und Schönheitssinn absolut abgestumpfter Menschen geht. Der Verschönerungs-Verein hat es sich angelegen sein lassen, öde und kahle Plätze durch Umarbeitung des Bodens, durch Ansäen und Pflanzen in lebendige, für das Auge gefällige Promenadenanlagen umzuwandeln, es ist weder Mühe noch Kostenpunkt gescheut worden, das Gedeihen des einmal Geschaffenen möglich zu machen, und nun findet sich ein feiger Verbrecher, der sein Zerstörungswerk an diesen Anlagen ausübt. Wenn ein solcher gemeiner Patron an irgend Jemand seine Rache ausüben will, so mag er es in ehrlichem Kampfe, Auge um Auge thun, aber nicht, einer schleichenden Hyäne gleich, Anlagen zerstören, die seinen schwarzen Racheplänen doch nichts angehen. Sollte die Ermittlung des Thäters gelingen, so wird ihm der Dank in gehörigem Maaße gewiß zu Theil werden. Jeden rechtdenkenden Einwohner aber ersuchen wir hiermit öffentlich, den Behörden alle, selbst die geringsten Fingerzeige, welche zur Ermittlung des Thäters führen könnten, geben zu wollen.

Die fotografisch eingefangenen Kinder standen bestimmt nicht unter Tatverdacht... die sehen doch alle so lieb aus!
Senftenberg
Aufnahme <= 1910
Museen OSL

Nachdem ich in der Vorwoche den Betrachter relativ hilflos hinterlassen habe, was die Verortung der Fotos betrifft, wird es heute wieder konkreter. Wobei das anfangs auch nicht ganz so klar war, denn außer dem sehr genauen handschriftlichen Aufnahmetermin auf der Rückseite der heutigen Fotopostkarte hatte ich nicht viel mehr in der Hand als die Abbildung selbst. Die geografische Positionierung des dargestellten Panoramas gelang mit Schützenhilfe von Norbert Jurk, entsprechenden Landkarten und etwas räumlichen Vorstellungsvermögen dennoch ziemlich präzise.
Da die Wohnbebauung im Vordergrund jetzt nicht allzuviel hergibt, orientierte ich mich an den beiden Brikettfabriken links und rechts. Diese haben aufgrund der Anordung der Schornsteine einen hohen Wiedererkennungswert. Wenn man es weiß! Rechts handelt es sich um "Bertha" und die drei Schornsteine links gehören zu "Renate-Eva". Für die beiden Schornsteine halbrechts bleibt dann nur noch "Marie II" übrig. Und eine solche Perspektive bekam man nur aus dem sogenannten Millionenviertel hin!
Senftenberg
Aufnahme = 28.06.1925
Sammlung Kurt Thiel
Der Legende nach verdankte die kleine Siedlung, die zu Sauo gehörte und ungefähr 20 Familien Heimat war, ihren Namen folgender Anekdote:
Im Haus Hörlitzer Straße 2 zog ein aus Meuro stammender Mieter namens Paul Götze ein. Dieser gehörte nach ersten Ermittlungen zu den Erben eines in Amerika verstorbenen reichen Onkels. Bevor er jedoch nach Amerika reiste, um seine Erbschaft anzutreten, traf die Nachricht ein, daß der in Sauo wohnende Götze nicht zu dem Kreis der Erben gehörte, die gesucht wurden. Daher blieb Paul Götze weiterhin ein armer Bergarbeiter - aber der Ortsteil, in welchem er wohnte, erhielt von nun an im Volke den Namen "Millionenviertel".
Ob, bzw. wieviel Wahrheit in dieser kleinen Geschichte steckt, sei einmal dahingestellt. Eine ähnliche Legende, bei der ebenfalls (Mittel-)Amerika eine Rolle spielt, umrankt die Ausbauten auf halbem Weg zwischen Brieske-Dorf und Schwarzheide-Ost. Um 1930 lebten in den Häusern elf Familien. Aufgrund der herrschenden Armut und der großen Arbeitslosigkeit entschloß sich eine der Familien nach Mexiko auszuwandern. Ob der Plan umgesetzt wurde, ist nicht mehr zu ergründen. Jedenfalls hieß fortan die kleine Siedlung im Volksmund Mexiko.