Der Niederlausitzer Bergbauverein wurde am 17. März 1898 unter dem Namen "Verein
der Niederlausitzer Braunkohlenwerke" gegründet. Der Zweck dieses Zusammenschlusses
von 13 Firmen lag in der Wahrung der gemeinsamen Interessen dieser Niederlausitzer
Braunkohlenwerke. Zwischen 1904 und 1913 führte der allseits bekannte Leiter der
Ilse-Bergbau-AG, Gottlob Schumann den Vereinsvorsitz, nachdem der Verein am 1. August
1904 zum Vereinsregister angemeldet worden war. In den nächsten Jahren wurden von
dem Verein unter anderem Statistiken zu Rohkohleförderung, Brikettproduktion und
Belegschaftsstärken erstellt, die zu den ältesten im gesamten mitteldeutschen
Braunkohlenbergbau zu zählen sind. Bis zum Jahre 1911 wurden die Vereinsangelegenheiten
vom Vorsitzenden und seinen Hilfskräften nebenamtlich erledigt. Durch das ständig
wachsende Aufgabenspektrum machte es sich 1912 erforderlich, einen hauptamtlichen
Geschäftsführer einzusetzen. Schumann übergab 1913 den Posten an Heubel von den
Heye Braunkohlenwerken, Annahütte, der einstimmig gewählt wurde.
Die nach dem Ersten Weltkrieg und seinem Abschluß geschaffenen Verhältnisse auf
wirtschaftspolitischem, sozialpolitischem und organisatorischem Gebiet gaben der
Tätigkeit des Vereins einen vollkommen neuen Charakter und Umfang. Der Name "Verein
der Niederlausitzer Braunkohlenwerke" wurde - um irgendwelche Verwechslungen mit
den Niederlausitzer Kohlenwerken (NKW) zu vermeiden - auf Beschluß der Mitgliederversammlung
vom 15. November 1920 schließlich in Niederlausitzer Bergbauverein E.V. abgeändert.
Der Geschäftsbetrieb, der seit 1912 in Senftenberg abgehalten wurde, wurde im Laufe
der Zeit mehr und mehr ausgebaut. Die bislang in einer Mietswohnung vorhandenen
Büroräume erwiesen sich bald als zu klein, vor allem machte sich der Mangel an
geeigneten Sitzungsräumen immer mehr bemerkbar.
Durch einen glücklichen Zufall gelang es im Jahre 1920 ein Grundstück zu erwerben,
auf dem alsdann ein eigenes Geschäftshaus mit den notwendigen Büro- und Sitzungsräumen
errichtet wurde. Das (damals) außerhalb der Stadt Senftenberg gelegene Gebäude, das
Bergbauhaus, konnte im Mai des Jahres 1924 seiner Bestimmung übergeben werden.
Im Bergbauhaus waren nachfolgend untergebracht:
die Niederlausitzer Wasserwerksgesellschaft m.b.H., die Ostelbische Treuhandgesellschaft
für Bergmannssiedlungen G.m.b.H., die örtliche Schriftleitung der Werkszeitung "Der
Niederlausitzer Braunkohlenbergmann", die Revierrettungsstelle Niederlausitz sowie
ein Braunkohlenmuseum.
Letzteres ging zurück auf die Anregung des Geh. Bergrates Professor Dr. Keilhack zur
Schaffung eines gemeinsamen Bergbaumuseums im Bau des Bergbauhauses in Senftenberg.
Diesem Vorschlag stimmten die maßgebenden Herren des Niederlausitzer Bergbauvereins
sofort zu und am 29. November 1925 konnte das Museum der Benutzung und der Öffentlichkeit
übergeben werden. Anlässlich der Eröffnung schrieb der Niederlausitzer Braunkohlenbergmann,
dessen Redaktion ebenfalls im Bergbauhaus ansässig war:
Theodor Teumer, der mit seiner Sammlung den Grundstock für das Braunkohlenmuseum
legte. Außerdem veröffentlichte Teumer zahlreiche wissenschaftliche Schriften auf
dem Gebiet der Braunkohlengeologie. Er arbeitete unter anderem auch für den "Niederlausitzer
Braunkohlenbergmann".
|
Mit dem Braunkohlenmuseum ist eine Einrichtung geschaffen worden, die ebenso
den Heimatfreund dauernd unterrichtet, als auch dem in der Ausbildung stehenden
Bergbaubeflissenen das für seine Arbeiten erforderliche Material übersichtlich
geordnet vorführt, dem ernsthaften Forscher, dem Wissenschaftler Belegstücke für
die Weiterergründung darbietet und auch sonstigen Interessenten kostenlos zur
Verfügung stehen soll.
Das Braunkohlenmuseum ist, wie jedes Museum, durchaus noch nicht abgeschlossen.
Es soll folgenden Inhalt erhalten. Außer geologischen Spezialkarten und Profilen
sollen Bilder aller mit dem Braunkohlenbergbau und mit der Verarbeitung der
Braunkohle zusammenhängenden Einrichtungen gezeigt werden. Bilder alter Baulichkeiten
und besonders typische Landschaften, die dem Abbau der Kohle weichen müssen,
sollen eine Erinnerungsstätte finden.
An Gesteinsproben werden, um ein möglichst vollständiges Bild aller Ablagerungen
zu erhalten, für Forschungszwecke aufbewahrt werden:
1. Alluvium. Torf, Faulschlamm, Moorerde, Flugsand, Wurzelboden,
Ortstein usw., Windschliffe und Dreikanter.
2. Diluvium. Geschiebelehm, Geschiebemergel in allen Variationen,
Schotter, Kiese und Sande, Wanderkohle (abgerollte Stücke), Pflanzenhäcksel. Als äußerst
wichtig: Geschiebe- und Findlingsstücke aus den einzelnen Vereisungen.
3. Braunkohlenformation. Proben aller Kohlenarten, Glimmersand, Gerölle,
fetter und sandiger Ton, Schiefer- und Blätterton usw., Maserholz, Brandspuren und Holzkohle
im Flöz, verkohlte und verschlackte Kohle usw.
4. Fossiliensammlung. Pflanzenabdrucke aus dem Blätterton und aus der
Kohle, desgl. Samen und Zapfen. Versteinerungen in den Geschieben, Insektenfraß in den
Kohlenhölzern
5. Mineralien. Achate, Chalcetone, Bernstein, Gips, Schwefel, Alaun,
Retinit, Pyropisit, Schwefelkies, usw.
Wir alle wissen es ja, daß der Abbau im Niederlausitzer Oberflöz nur noch eine
kurze Zeit umgeht, und daß dann das Oberflöz vergessen sein wird. Aber auch im
Unterflöz erfolgt der Abbau eben nur einmal, und was während des Abbaues an Interessantem
übersehen wird, ist und bleibt für alle Zeit verloren. Unersetzlich verloren geht dabei
Vieles, was so unendlich wertvoll sein kann bei der endlichen Lösung ungeklärter Probleme
und bei der Verständigung über noch bestehende Meinungsverschiedenheiten. Um es zu ermöglichen,
diejenigen unserer Angehörigen, die sich für die Natur interessieren, auf einzelne
dankbare Gebiete aufmerksam zu machen, werden wir, wie wir das bezüglich der Braunkohlenflözbildung
bereits getan haben und nächstens weiter zu tun gedenken, auch in ausführlicher Weise
einige Fragen behandeln und bitten um weitgehende Mitarbeit zur Erreichung des Zieles
unseres Braunkohlenmuseum.
Und auch der Senftenberger Anzeiger widmete der Einrichtung im Jahr ihrer Enstehung einen
kurzen Artikel:
In nicht allzu ferner Zeit wird der Abbau des Niederlausitzer Braunkohlen-Oberflözes
beendet sein, und der Bergbau wird sich in größerem Umfange der Erschließung des
Unterflözes zuwenden müssen. Unter diesen Umständen hielt es der Niederlausitzer
Braunkohlenbergbau für eine Ehrenpflicht, in Form eines Bergbau-Museums künftigen
Geschlechtern ein möglichst übersichtliches Bild der Braunkohlenbildungen und ihres
Deckgebirges zu verschaffen. Das Museum ist in Räumen des Bergbauhauses vom Niederlausitzer
Bergbauverein in Senftenberg eingerichtet, vor kuzem eröffnet und der Benutzung
übergeben worden, anläßlich einer Vereinssitzung des Niederlausitzer Bergbauvereins.
Die Bergwerksdirektoren Sapper - Klettwitz und Oberingingenieur Teumer - Grube Ilse
haben als Grundstock für das Museum ihre umfangreichen und äußerst wertvollen Sammlungen
zur Verfügung gestellt und die weitere Einrichtung übernommen. Der Inhalt des Museums
besteht im wesentlichen aus Karten, Photographien, profilarischen Darstellungen,
Gesteinsproben aus dem Alluvium, Diluvium und der Braunkohlenformation, sowie aus
Fossilien und Mineralien. Möge das Bergbau-Museum nicht nur eine Erinnerung und ein
Aufbewahrungsort aller charakteristischen und typischen Merkmale des Oberflözes sein,
sondern auch manche Anregung geben, zu wissenschaftlicher Arbeit und Forschung.
Was mit den Exponaten des Braunkohlenmuseums in der Folgezeit passierte, kann ich
derzeit nicht beantworten. Der Verdacht liegt nahe, daß zumindest Teile davon im
Senftenberger Heimatmuseum aufgingen. Tatsächlich wirkte Theodor Teumer auch beim
Aufbau der naturwissenschaftlichen, geologischen und industriellen Abteilungen des
im Schloß beheimateten Museums tatkräftig mit.
Zum Schicksal des Bergbauhauses möchte ich an dieser Stelle noch einige Informationen
geben. Die bergbauliche Nutzung des Gebäudes endete mit dem Befehl Nr.124 der Sowjetischen
Militäradministration (SMAD). Nachdem am 30. Oktober 1945 sämtliche privaten Braunkohleunternehmen
unter Treuhand gestellt worden waren, wurden ab dem 1. Juli 1948 die Unternehmer enteignet
und die Betriebe, bzw. das was nach den Reparationsleistungen noch davon übrig war, in
Volkseigentum überführt.
Im Jahre 1947 bezog dann Landrat Carl Freter das Bergbauhaus. Im Juli 1952 wurde die noch aus der
Kaiserzeit stammende administrative Gliederung auf dem Gebiets der DDR aufgehoben. Dabei wurde die
Fläche in 14 Bezirke, sowie 218 Land- und Stadtkreise eingeteilt, wobei auch der hierzulande gut
bekannte Kreis Senftenberg und der Bezirk Cottbus entstand. Von da an beherbergte der Bau die
gleiche Institution aber unter dem Namen "Rat des Kreises". Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde
die Fassadeninschrift in K R E I S H A U S geändert. Wie man auf dem rechten Motiv erkennen
kann, blieben dabei die beiden begrenzenden karoförmigen Elemente erhalten und der neue Schriftzug,
der ja nun etwas kürzer war, wurde inklusive zweier neuer Elemente eingesetzt.
|