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Im Zuge der Schloßstraße wird in diesen Tagen an einem Werk gearbeitet, das besondere
verkehrstechnische und zugleich auch überaus wertvolle heimatkundliche Bedeutung hat.
Das Haus Schloßstraße Nr.33, dessen Fenster seit Monaten in unfreundlicher Leere gähnten,
ist verschwunden. An seiner Stelle entsteht das Senftenberger Polenzhaus.
Die verkehrstechnische Bedeutung wird von allen Fahrzeugführern sowohl auch von den
Anliegern allseitige Würdigung finden. Verschwinden wird die sichtbehindernde Ein- und
Ausfahrt vom und zum Schloß und es wird Raum geschaffen werden für den an dieser Stelle
stark pulsierenden Umleitungs- und Stadtverkehr. Dabei wird die dem Stadtpark zugewendete
Seite der Dresdener Straße, die in Anlehnung an die Promenade mit einer Grünfläche
ausgestattet wurde, mehr als bisher zur Geltung kommen.
In heimatkundlicher Beziehung ist der von Stadtbauinspektor Pfau geschaffene Entwurf für
das Senftenberger Polenzhaus ein weiterer wertvoller Beitrag, den Sinn für die Vergangenheit
Senftenbergs zu wecken und damit zugleich Heimatpflege im besten Sinne zu treiben.
Bei dem Plan, an dieser Stelle etwas neues, zweckmäßiges und zugleich schönes zu schaffen,
waren neben den verkehrstechnischen Gesichtspunkten auch landschaftliche und bauliche
mitbestimmend. Wie Stadtbauinspektor Pfau heute vormittag bei einer Besichtigung an Ort
und Stelle mitteilte, galt es zunächst für den Stadtpark und für den Schloßeingang einen
harmonischen Uebergang zu schaffen. Diesem Ziele gilt der dem Hause Birkigt zugewendete
turmartige Gebäudeteil mit seinen an den Renaissance-Baustil des Schlosses sich anlehnenden
Fenstern. Die Höhe des Gebäudes ohnehin und seine Form war der Umgebung, den Häusern
Mingau und Birkigt, anzupassen. Dieses Erfordernis hat eine überaus gelungene Lösung gefunden.
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Situation vor dem Abriss 1936 aus südlicher Richtung
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500. Wiederkehr des Sterbejahres des Hans v. Polenz.
Ursache, hier unter Benutzung vorhandener Baulichkeiten, das neuerstehende Haus P o l e n z h a u s zu nennen, ist die 500. Wiederkehr des Sterbejahres
des Hans v. Polenz. Hans v. Polenz (siehe: Dr. Rudolf Lehmann: Bilder aus Senftenbergs Vergangenheit, Senftenberg Gebr. Grubann) erwarb seit 1406 die Herrschaft Senftenberg von denen von
Penzig und Gorenz. Er waltete von etwa 1413 - 1437 als Landvogt der Niederlausitz und hatte von 1422 an sogar das Markgrafentum als Pfandbesitz in seinen Händen.
Paulitz (†) teilt über das Geschlecht derer v. Polenz u.a. mit, daß die Familie v. Polenz aus dem Meißneschen stammt, wahrscheinlich wären die Rittergüter Ober- und Niederpolenz
als Stammsitz anzusehen. Hans v. Polenz stamme aus derjenigen Linie seines weitverzweigten Geschlechtes, welche die Güter Linz, Ponickau und Naundorf bei Ruhland besaß. Seine nicht geringe
geschichtliche Bedeutung für unsere Heimat zu würdigen, möge berufener Feder vorbehalten bleiben. Bekannt wurde auf Grund neuerer Forschung, daß Hans v. Polenz im Januar des Jahres 1437
das zeitliche segnete. Er soll nach einer Wahrscheinlichkeitsannahme von Paulitz "in der hiesigen Deutschen Kirche, ehedem zu Sankt Petri und Pauli vor dem Altar begraben worden sein".
Das Andenken des Hans v. Polenz wird an der Ostseite des kommenden Senftenberger Polenzhauses durch eine überlebensgroße Darstellung des Namensträgers in Sgraffito (Maler Günther Wendt)
verewigt werden.
Um seine Bedeutung als Pfandinhaber der Niederlausitz zu würdigen, erhält das von ihm getragene Fähnlein das Wappen der Niederlausitz.
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Aufnahme <= 1936 Museen OSL
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Aufnahme <= 1936 Museen OSL
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Das, im oben wiedergegebenen Text des Senftenberger Anzeigers von Anfang November 1936 erwähnte Haus Schloßstraße 33 sehen wir auf den beiden hier
abgebildeten Fotografien. Dabei ist die linke Abbildung unzweifelhaft etwas älter. Die oben beschriebenen unfreundlich gähnenden Fenster fallen hier
noch nicht ganz so drastisch aus, wie auf der späteren Aufnahme rechts. Das Haus erscheint links sogar noch bewohnt.
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Die Aufnahmen aus diesem Blickwinkel offenbaren uns auch, welchen Ursprung
das Türmchen des Polenzhauses hat. Man stockte dafür ein bestehendes Gebäude einfach
auf.
Das diesbezügliche Ergebnis kann man auf der rechts abgebildeten
kommerziellen Ansichtskarte bewundern. Ob auch der Rest des Polenzhauses
lediglich ein Umbau des an derselben Stelle befindlichen Hauses oder ein Neubau
war konnte ich bislang nicht sicher nachweisen. Fakt ist, daß das Haus,
welches wir auf den oberen Fotografien sehen, vollständig verschwand und der
noch heute existierenden Grünanlage wich.
In Ermangelung irgendwelcher (bildlicher) Vorlagen machte Günther Wendt, der
Schöpfer des bereits erwähnten Sgraffitos, kurzen Prozess und lieh Hans von Polenz
einfach sein eigenes Gesicht.
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Verlag Schöning & Co., Lübeck 63476 Aufnahme <= 1939 Sammlung Matthias Gleisner
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Polenzhaus vor 1942
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