Am komenden Sonntag, dem 11.September, feiert die zum Pfarramte in
Lauta-Dorf gehörende Kirchengemeinde Großkoschen das Fest des 50jährigen
Bestehens ihres Gotteshauses.
Es hat vor 50 Jahren langer Verhandlungen bedurft, ehe der Wunsch der
seitdem die Kirchengemeinde Großkoschen bildenden Gemeindemitglieder
nach einer eigenen Kirche in Erfüllung ging. Die Bewohner von Großkoschen
waren vor der Erbauung der eigenen Kirche ind er etwa 4 Kilometer entfernten
Kirche in Lauta eingekircht, und die von Kleinkoschen gehörten zu dem
etwa 5 Kilometer entfernten Senftenberg. Da gewann denn schon der seit
langem gehegte Plan, in Großkoschen eine eigene Kirche zu erbauen, zum
ersten Male Gestalt in einem Beschlusse der Hausväter von Groß- und
Kleinkoschen vom 11.Juni 1874, dem schon am 12.Juni ein gleichlautender
neuer Beschluß folgte, der für sämtliche Hausväter von Groß- und Kleinkoschen
bindend war. Die nun folgenden Verhandlungen mit den Behörden zogen sich
auch deswegen länger hin, als den meisten von damals lieb war, weil ja
nicht nur die Frage eines Kirchenneubaues zu lösen war, sondern vor
allen Dingen auch deswegen, weil überhaupt erst eine Kirchengemeinde in
Großkoschen gebildet werden mußte durch Auskirchung von Großkoschen aus
Lauta und von Kleinkoschen aus Senftenberg, wobei Kleinkoschen auch aus
Senftenberg ausgepfarrt werden mußte, weil auch weiter die Finanzierung
nicht nur des Kirchenbaues, sondern auch der künftigen Kirchengemeinde
Großkoschen und die dadurch erforderlichen Entschädigungen an die Pfarre
in Senftenberg wie die Küstereien in Lauta und Senftenberg zuvor geregelt
werden mußten. Auch darüber mußte zuvor volle Klarheit geschaffen werden,
in welcher Weise die Gottesdienste in Lauta und Großkoschen zu regeln
waren, da ja nunmehr die Pfarrer von Lauta, - damals war es Pfarrer
Kubitz in Lauta, den diese Frage besonders anging, - jeden Sonntag zwei
Gottesdienste zu halten hatten, und alle Amtshandlungen für Großkoschen
nunmehr in der Kirche zu Großkoschen stattfinden sollten.
Nebenher gingen bereits die Verhandlungen über die Baupläne für den
Neubau. Die Gemeindemitglieder von Groß- und Kleinkoschen hatten sich
alle für den Bauplan des Zimmermeisters Lindemann aus Senftenberg
entschieden, der allerdings dann von den Baubehörden als nicht geeignet
abgelehnt werden mußte. Das königliche Hochbauamt in Lübben hatte in
Anlehnung an Kirchenbauten in andren Orten, z.B. in Großräschen, einen
anderen Bauplan eingereicht und im einzelnen ausgearbeitet und erläutert,
der sich auf 18255 RM. belief, allerdings ohne Orgel und Glocken und
ohne die mit etwa 4300 RM. bewerteten Hand- und Spanndienste und ohne
Ansatz der vom Koschenberge zu beziehenden Steine, soweit diese zum
Grund und den Seitenwänden Verwendung finden konnten. Die Verzögerung
der Verhandlungen hat dann leider auch innerhalb der Gemeinden Großkoschen
und Kleinkoschen hin und her etwas die ursprüngliche Begeisterung
erlöschen lassen und leider auch zu kleinen Differenzen geführt.
Endlich am 15.Juni 1879 wurde der von der Regierung vorgelegte Bauplan
einstimmig angenommen. So konnte denn im Herbst 1881 mit dem Bau begonnen
werden, und dieser soweit gefördert werden, daß er im März 1882 nahezu
beendet war. Die Glocken hatte die Firma Hadanck in Hoyerswerda, und
die etwas später gebaute Orgel die Firma Mangel in Großenhain geliefert.
Aber es schien, daß über der Kirche zu Großkoschen ein Unstern schwebte;
denn auch die Einweihung der Kirche stieß auf mancherlei unvorhergesehene
Schwierigkeiten. Ursprünglich war die Einweihung der Kirche auf Dienstag,
den 8.August 1882, festgesetzt, da brach in Großkoschen eine Scharlachepidemie
aus, so daß die Einweihung der Kirche auf Verfügung des Landrates verschoben
werden mußte.
Als nächster Zeitpunkt hierfür wurde der 8.November 1882 vorgesehen, und
der Herr Generalsuperintendent D.Büchsel hatte dazu sein Erscheinen zugesagt.
Und wieder nahte ein neues Verhängnis, indem im letzten Augenblicke der
Herr Generalsuperintendent erkrankte. Noch bis zum 6.November war es nicht
ganz sicher, ob die Einweihung am 8.November würde stattfinden können.
|
Telegramme gingen hin und her, in letzter Stunde kam die Mitteilung, daß
die Einweihung doch am 8.November 1882 stattfindet und anstelle des Herrn
Generalsuperintendenten D.Büchsel der Vizegeneralsuperintendent Schulz aus
Lübben die Einweihung vornehmen wird. Der noch in der Gemeinde Großkoschen
vorhandene Bericht der "Elster-Chronik", Nummer 90 vom 11.November,
schildert uns sehr ausführlich die Festlichkeit. Der Vizegeneralsuperintendent
Schulz hielt seine Weiherede über Psalm 87, 2-3 und der Ortspfarrer
Friedrichs, der Nachfolger von Pfarrer Kubitz, seine erste Predigt in der
neuen Kirche über Offenbarung Johannis 21, 1-5. Er legte der zahlreich
versammelten Gemeinde ans Herz:
Das neue Gotteshaus soll sein:
1. eine Hütte Gottes unter den Menschen.
2. eine Feste der Wahrheit.
3. eine Zinne der Hoffnung.
Was damals der Ortspfarrer seiner Kirche und Gemeinde von Herzen gewünscht
hat, das ist, soweit es menschlicher Schwachheit gelingt, auch in Erfüllung
gegangen. In 50 Jahren haben die Gemeinden Groß- und Kleinkoschen ihr
Gotteshaus immer mehr lieben gelernt und hochgehalten, in den Tagen, da die
schweren Stürme des Krieges auch über dieses Gotteshaus und seine Gemeinde
brausten, da Gottesfeindschaft auch dort an den Grundfesten des Lebens zu
rütteln drohten, hat es immer wieder die Fackel der Wahrheit entzündet, ließ
es immer wieder die Quellen der Hoffnung, des Trostes und der Kraft aufspringen.
In treuer Mitarbeit haben Aelteste und Verordnete, manche schon länger als
ununterbrochen 30 Jahre, Kirchväter, Glöckner und Bälgetreter ihrem Gotteshause
und damit ihrem Gott selber das schöne Zeugnis unwandelbarer Treue gegeben.
Auf Pfarrer Friedrichs folgte zu 31jährigem treuen Dienste Pfarrer Hugo Kamrath,
und als dieser im November 1918 starb, nach längerer Vakanz ab 1.Dezember
Pfarrer Kaebsch.
Vor 25 Jahren, im Jahre 1907, hat man die Kirche nur in bescheidenem Umfange
erneuert, aber jetzt zum 50jährigen Bestehen, ist sie innen vollständig
erneuert worden, nicht zuletzt dank der Gebefreudigkeit derjenigen Industriewerke,
die in der Gemeindeflur von Koschen ihre Betriebe haben. Ein neues äußeres
Gewand möge auch neue Herzen, neue Liebe und neue Treue gegen Gott schaffen.
Was einst als Segenswunsch dem neuen Gotteshause vor 50 Jahren mitgegeben
worden ist, möge wieder in der Erinnerung lebendig werden und sich für die
kommenden Zeiten vereinen mit dem, was nach 50 Jahren, im Jahre 1932 dem
Gotteshause als Glückwunsch und Segensgruß zugerufen wird:
"Es soll die Herrlichkeit dieses letzten Hauses größer werden, denn des
ersten gewesen ist, spricht der Herr Zebaoth. Und ich will Frieden geben
an diesem Ort, spricht der Herr Zebaoth"!
|