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26.07.2020
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Senftenberg
Postkartenverlag Otto Lieske,
Papierhandlung, Senftenberg N.-L.
Echte Photographie
Erram 1816
Aufnahme <= 1936
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg

Ich bin gewissermaßen auch soeben glücklich angekommen, um nach einer Woche Urlaubs- und Auszeit von www.gruss-aus-senftenberg.de da anzuknüpfen, wo ich vor zwei Wochen stehen geblieben war: Bei der Aufarbeitung der Senftenberger Bildhistorie.
Die Unterbrechung bezog sich jedoch nur auf den praktischen Teil meiner Arbeit. Ansonsten bin ich ja quasi ständig in Alarmbereitschaft, um nach neuem Material Ausschau zu halten und die Fäden zu spinnen. Etwas, das mehr dem theoretischen Part meiner Tätigkeit zuzuordnen ist.
Aber ich war fleißig und habe vorgearbeitet und dabei auch noch schnell das obige Exemplar aufbereitet, welches erst vor wenigen Tagen bei mir einflatterte.

Wer sich schon länger für Ansichtskarten aus Senftenberg interessiert, wird mir zustimmen, daß derartige Produktionen aus unserem Städtchen eher die Ausnahme als die Regel sind. Tatsächlich habe ich ein solches Layout zwar aus allen möglichen Touristenhochburgen der damaligen Zeit schon gesehen, aus Senftenberg war mir das bislang aber völlig unbekannt. Also in mehrfacher Hinsicht ein seltenes Stück, welches leider produktionstechnisch nicht allzu hoch einzustufen ist.
Ich kann nur mutmaßen wie man das damals herstellte, denke aber, daß mit Hilfe der zu dieser Zeit etablierten Möglichkeiten nichts anderes übrig blieb, als ausschneiden, retuschieren, ein bisschen (nach) malen, aufkleben und nochmals abfotografieren. Was dazu führte, daß die im oberen Drittel befindliche Ansicht des Senftenberger Bahnhofsgebäudes relativ "matschig" ist. Glücklicherweise besitzen wir von dem Motiv eine sehr viel schärfere und größere Variante in Form einer Einzelbildkarte, die jedoch links vergleichsweise beschnitten ist. Das Mehr an Bildinformation auf unserem heutigen Exemplar ist aber vernachlässigbar.

Was wollte uns der Künstler mit dem Sujet eigentlich sagen? Daß der Senftenberger Bahnhof ein gefährliches Pflaster ist und man dort leicht die Treppen hinab stürzen kann? Ein durchaus plausibles Szenario. Auch heute noch! Wobei die Treppen wohl das geringste Problem an unserem Empfangsgebäude sind. Dreck und Unrat, fehlende Toiletten, aufgeplatze und beschmierte Wände, manchmal ein Obdachloser der sich häuslich einrichtet, Jugendliche die mit ihren BMX-Rädern Kunststücke in der Empfangshalle vollführen... das ganze Programm! Seit Jahresbeginn ist die Empfangshalle mittels Holzfaserplatten verkleidet. Laut Aushang wollte die Deutsche Bahn als Eigentümer der Immobilie das Innere der Halle auf Vordermann bringen. Man hatte der DB aber offenbar verheimlicht, daß selbiges bereits vor einigen Jahren durch die Initiative eines hiesigen Handwerksbetriebes quasi in Eigenregie erfolgt war... Das störte die Rüstungsbauer jedoch nicht, Auftrag ist schließlich Auftrag! Jedenfalls steht seit 7 Monaten die Rüstung ohne daß sich irgendetwas tut. Man darf gespannt sein, ob selbige überhaupt noch einmal entfernt wird.
Zu Zeiten unserer Ansichtskarte stellte sich das Ganze noch deutlich anders, intakter und sehr viel belebter dar.

Gleiches gilt für die Bahnhofstraße! Die ist heute aus meiner Sicht zur bloßen Transitzone verkommen. Es gibt so gut wie kein Geschäft, in das es sich lohnt einen Blick zu werfen. Leerstand allerorten und der Rest ist von Versicherungsbüros und dergleichen okkupiert. Wehmütige Blicke auf bessere Tage bieten uns die drei nachfolgenden Ansichten...

Senftenberg
E 1844 12
Aufnahme <= 1912
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg Senftenberg
Senftenberg
Aufnahme <= 1930
SLUB Dresden / Deutsche Fotothek
Senftenberg
Verlag Wilhelm Brückner,
Senftenberg i. L.
Nr. 45
Aufnahme <= 1927
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg

Die beiden Motive links und rechts sind bekannt. Jeweils durch die Fotoversion davon und im Fall der linken Ansicht auch durch eine colorierte Fassung. Ob es von dem rechten Stück ebenfalls eine farbige Variante gab, kann ich aktuell nicht sagen. Ich fürchte nein, denn von den anderen Produktionen aus dieser "Serie" sind bislang auch keine colorierten Versionen aufgetaucht. Bei dem rechten Stück kann man im direkten Vergleich mit der Fotoversion übrigens sehr schön erkennen was dem Retusche-Pinsel zum Opfer fiel. Man schaue sich mal die Dächer genauer an!
Weitestgehend unmanipuliert kommt das mittlere Stück daher. Es stammt auch nicht von einer Ansichtskarte sondern ist ein Scan des originalen Negativs. Meine Zeitbestimmung ist etwas vage. Ich würde behaupten daß aufgrund der Bäume eine starke Nähe zum rechten Ansichtskartenmotiv besteht.