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Was das Verschwinden des Dorfes angeht, so reichten dahingehende Befürchtungen bereits in den
Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Der Kantor, Hauptlehrer, Stadtchronist und Heimatforscher
Johann Gottlieb Paulitz führte in seiner 1913 erschienen Heimatkunde des Kreises Calau für
Volksschulen aus: Sauo, von szojo = die Eule, Eulendorf.
In der Nähe mehrere Tagebauten, die dem Orte einen baldigen Untergang bereiten dürften. Doch diesen Untergang erlebte Paulitz nicht mehr. Stattdessen musste er in seinen letzten Lebensjahren (er starb 1926) mit ansehen, wie ein anderes Dorf, sein geliebtes Rauno, in dem er 50 Jahre lang als Lehrer wirkte, der Braunkohlenförderung zum Opfer fiel und von der Erdoberfläche verschwand. Das Damoklesschwert schwebte aber auch weiterhin recht bedrohlich über den Köpfen der Einwohner Sauos...
Die Bewohner des Dorfes waren bis in die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein zumeist
Ackerbauern. Um diese Zeit wurde man auf die hier und da zutage tretenden Braunkohlenflöze aufmerksam
und begann dieselben abzubauen. So wurden um die Jahrhundertwende auch in der Gemarkung Sauo
nacheinander 6 Tagebaue aufgeschlossen, die zunächst von Hand, später maschinell betrieben
wurden. Durch den Braunkohlenbergbau erfuhren Aussehen und wirtschaftliche Struktur der Gemeinde
grundlegende Veränderungen. Immer mehr wurde die Landwirtschaft durch den um sich greifenden Bergbau
verdrängt. Durch die vielen von auswärts zuziehenden Bergleute trat ein großer Bedarf an Wohnungen
ein, den man zunächst durch den Ausbau landwirtschaftlicher Wirtschaftsgebäude, nach dem Kriege durch
den Bau von Bergmannssiedlungen und gemeindeeigener Wohnhäuser deckte. aus "Der Kreis Calau" (1937) und "Sauo früher und heute" in Senftenberger Anzeiger (Dezember 1928) |
Aufnahme <= 19??
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Die ansichtskartentechnische Hinwendung teilweise zu Industrie-Sujets hatte bestimmt auch kommerzielle
Gründe. Die aus halb Deutschland zugezogenen Bergleute waren sicher dankbare Abnehmer dieser Produktionen.
Mit ihnen konnten sie den Verwandten in der Heimat zeigen, wo sie ihr Auskommen gefunden hatten.
Dorfansichten hatten die Daheimgebliebenen vor der eigenen Haustür zur Genüge!. Auch die zweite Ansichtskarte ist ein Vertreter dieser Zunft. Unten die Abraum-Arbeiter und oben eine Ansicht der Kubisch'en Bäckerei, die ihrerseits mit einem Kolonialwarenladen gekoppelt war. In letzterem konnte man vielleicht auch Ansichtskarten wie diese käuflich erwerben. Mit Sicherheit jedoch das nächste Stück, denn hier zeichnete Oswald Kubisch höchstpersönlich als Verleger...
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1965
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Dieser Oswald Kubisch muß eine "Institution" in Sauo gewesen sein, denn seine Bäckerei
in der Dorfstraße 4 hielt sich über mehrere Jahrzehnte. Im Jahre 1928 wurde das Geschäft
sogar um ein Café erweitert, um ein wenig Großstadtflair nach Sauo zu bringen. Ich vermute,
daß die rechts abgebildete Ansichtskarte, die eine Innenansicht besagten Cafés präsentiert,
im Zusammenhang mit der Umgestaltung aufgelegt wurde.Senftenberger Anzeiger (1928) |
Verlag P.Kostrau,
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Totgesagte leben länger! Nachdem Sauo in den 1910ern, 1920ern und 1930ern immer wieder das nahe, zumindest aber unausweichliche, Ende prophezeit wurde,
entwickelte sich der Ort nach Ende des 2. Weltkriegs weiter fort. Kulturelles und Sportliches hatte seinen Platz in der Dorfgemeinschaft. Eine andere Entwicklung,
nämlich die des Tagebaus Meuro, besiegelte jedoch ein für alle Mal das Ende des Dorfes. Der Rat der Gemeinde Sauo gab im September 1966 ein Schreiben der VVB
Braunkohle Cottbus bekannt:
Wir können Ihnen heute verbindlich mitteilen, daß der Ort Sauo überbaggert werden muß. Die Kohlenvorräte unter der Ortslage sind von bester Qualität und
stehen in voller Mächtigkeit an. Außerdem befinden sich unter dem Ort noch große Teile des Lausitzer Oberflözes, das in den 20er Jahren in den jetzt ausgelaufenen
Tagebauen zwischen Senftenberg und Großräschen abgebaut wurde. Etwa 30 m tiefer, wie dieses bis 15m starke Oberflöz, stehen die Kohlen des Lausitzer
Hauptflözes mit einer Mächtigkeit von 11-13 m an, wie sie in allen Tagebauen unseres Gebietes abgebaut werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte Sauo noch ca. 300 Einwohner, die hauptsächlich nach Senftenberg und Großräschen umgesiedelt wurden.
Meuro - künftiger Großtagebau BKW Franz Mehring (1964) |
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