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20.10.2019
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Ich bleibe heute noch einmal in gewisser Weise beim Thema der Vorwoche. Dort ging es ja um die "Erfindung" der Postkarte vor mehr als 150 Jahren bzw. deren Einführung im Jahr 1869.
Ursprünglich ging es ja nicht darum, mit diesem neuen Kommunikationsmittel Urlaubsgrüße aus entfernten Orten zu schicken, die im besten Fall sogar noch einen bildlichen Eindruck der Region transportieren, was im Laufe der Geschichte zu einer der wichtigsten Aufgaben der Postkarte avancierte.
Bereits am 1. Juni 1865 wurde in Preußen als erste offene Sendung von Bedeutung die Drucksachenkarte eingeführt. Sie war nur für gedruckte Texte (Anzeigen, Geschäfts-Avise, Preis-Courante) zugelassen und wurde amtlicherseits als "offene Karte" bezeichnet. Sie sollte aus ähnlich festem Material wie amtliche Postanweisungen bestehen und nicht viel größer aber mindestens halb so groß wie diese sein. Außer der Angabe des Empfängers, des Absenders und des Datums sowie der Unterschrift waren keine handgeschriebenen Zusätze erlaubt.
Diese "offenen Karten" werden gemeinhin als legitimer Vorläufer der erst vier Jahre später eingeführten "Correspondenz-Karte" angesehen, die ihrerseits die Mutter der heutigen Ansichtskarte darstellt.
Es ging also ganz am Anfang darum, mittels dieser Karten geschäftliche Dinge abzuwickeln. Um zum Beispiel Werbung zu versenden.
Und in eine ähnliche Kategorie fallen die vier Stücke, die ich heute vorstellen möchte. Sie stammen zwar nicht aus der oben erwähnten Ära sondern gehören in die 20er und 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts, aber sie haben, wie nicht anders zu erwarten, Senftenberg-Bezug.

In allen Fällen handelt es sich um vorgedruckte Postkarten, die von Senftenberger Handel- und Gewerbetreibenden für den Kontakt mit Kunden und/oder Lieferanten verwendet wurden. Hierzu wurde die Vorderseite (ja es ist die Vorderseite!) neben dem Adressteil um einen unterschiedlich ausgefüllten Absenderteil ergänzt.
Die Rückseiten sind in der Regel blank und dienten dem Anliegen des jeweiligen Gewerbetreibenden, welches dort entweder handschriftlich oder in Maschinenschrift dargelegt wurde.
Heutzutage ist ein derartiger Schriftverkehr etwas aus der Mode gekommen. Aber auch Ansichtskarten haben ja nicht mehr den Stellenwert wie vor einhundert Jahren! Die Kommunikationskanäle sind schon seit einiger Zeit von analog auf digital umgeschalten worden und es ist nicht davon auszugehen, daß sich dies wieder umkehrt.

Senftenberg
Druck von Jachner & Fischer, Leipzig-Li.
Aufnahme <= 1928
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Aufnahme <= 1928
Sammlung Matthias Gleisner
Daß man den Raum auch mit mehr als der Geschäftsadresse bestücken kann, wie auf den ersten zwei Stücken zu sehen, demonstrieren die beiden folgenden Exemplare:

Im ersten Fall wirbt Karl Thomalsky für (s)einen damaligen Verkaufsschlager der Saison - den Schlauchrock "Charmant"... unverwüstlich und unentbehrlich.
Thomalsky machte zu diesem Zeitpunkt noch in Strumpfwaren und Trikotagen um ab Mitte 1931 seiner wahren Berufung - Naturheilpraktiker - nachzugehen.

Im zweiten Fall wird durch die stilisierte Darstellung des Geschäftshauses Bahnhofstraße 35 so eine kleine Brücke zu der von mir natürlich sehr viel mehr geschätzten Ansichtskarte geschlagen. Immerhin erhalten wir hiermit eine ziemlich realistische Ansicht eines Hauses der Senftenberger Hauptverkehrsader. Damit dürfte es sich aus heimatforscherischer Sicht auch um das interessanteste der vier Stücke handeln. Wobei der Informationsgehalt dennoch nicht übermäßig groß ist.
Trotzdem erfreuen sich derartige historische Reklamen einem gesunden Interesse unter Heimatforschern und Hobbyhistorikern. Es gibt (für Senftenberg) ja kaum ein Heimatbuch, welches nicht auf solche Grafiken zurückgreift... Rösler, Forkert und Jurk verwendeten in ihren Büchern zur Auflockerung gern solcherlei Material. Die Dinge besitzen nämlich in der Regel einen gewissen nostalgischen Charme, der gut zum Inhalt der Veröffentlichungen passt.
Und www.gruss-aus-senftenberg.de macht da naturgemäß keine Ausnahme!

Dabei stammen die Werbeanzeigen weniger von solchen Postkarten wie heute, sondern vielmehr aus alten Lokalzeitungen bzw. historischen Heimatbüchern, Chroniken und Broschüren, die damals wie heute über das Abdrucken von Geschäftsanzeigen teilweise finanziert wurden.
Besonders Annoncen aus dem 1937er Jahrbuch "Der Kreis Calau" laufen einem quasi ständig über den Weg, was damit zusammenhängt, daß dieses Buch heute noch sehr häufig zu finden ist.
Die Brosig-Anzeige der Postkarte ist darin übrigens in leicht abgewandelter Form auch enthalten.

Die unterschwellige Botschaft des heutigen Tages? Ja, auch sowas interessiert mich! Wer also derartiges Werbmaterial herumliegen hat... einfach mal melden!

Senftenberg
Aufnahme <= 1931
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Aufnahme <= 1936
Sammlung Matthias Gleisner