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Von den von mir ungeliebten Stadtparkansichten der vorigen Woche zu meiner heimlichen Liebe...

Meine diesbezügliche Leidenschaft hat wohl in erster Linie damit zu tun, daß ich wesentliche Teile meiner Kindheit in Brieske-Ost zugebracht habe
und dort viel eher "zuhause" war, als im Schlosspark im Speziellen und in Senftenberg im Allgemeinen.
Vor drei Wochen wies ich bereits auf die zwar nicht zahlreichen aber dennoch vorhandenen Informationen zu Senftenberg und Umgebung in überregionalen
Publikationen hin. Ich wiederhole mich, wenn ich sage, daß man an derartiges Material vielfach nur durch Zufall gelangt. Zum Beispiel heute. Wer hätte
gedacht, daß man einen Beitrag zur Kolonie Marga in einem englischen Buch aus dem Jahr 1911 finden kann? Okay, der Textbeitrag der im "The Studio" year book of
decorative art für das Jahr 1911 enthalten ist, ist jetzt nicht sonderlich tiefschürfend, aber das ist offensichtlich der Tatsache geschuldet, daß es
sich bei diesem Buch um eine Veröffentlichung auf dem Gebiete der schönen und gestalterischen Künste handelt. Zwischen 1893 und 1964 erschienen
monatliche Magazine, die dann offenbar am Ende des Jahres zusammengefasst als Jahrbuch erneut veröffentlicht wurden. In diesem Zusammenhang stellte ich
mir natürlich sofort die Frage, ob diese Jahrbücher eine 1:1 - Kopie der monatlichen Hefte darstellen oder ob der Inhalt gestrafft wurde. Immerhin umfasst ein
Monatsmagazin knapp 90 Seiten und so ein Jahrbuch keine 300. Könnte es demzufolge sein, dass die ursprüngliche Veröffentlichung in Text und/oder Bild umfangreicher
ist? Meine diesbezüglichen Recherchen verliefen bislang etwas frustrierend. Offenbar wurden die Hefte in unterschiedlichsten Konstellationen zusammengestellt, Beiträge
umarrangiert und zudem gab es verschiedene Ausgaben für England, Frankreich und die USA. Jedenfalls ein ziemliches Durcheinander! Außerdem findet man im Internet nicht sämtliche
dieser Veröffentlichungen in digitaler Form um zu einem abschließenden Ergebnis zu gelangen. Ich bin momentan fast der Meinung, daß die Marga-Bilder und der kurze Text,
den ich nachfolgend der Vollständigkeit halber wiedergebe, exklusiv in diesem Jahrbuch enthalten sind. Ich bleibe in jedem Fall dran!
... No less pleasant is the impression made by the country houses at Göppingen designed by Architect Theodor Hiller (pages 166 to 168)
and the houses designed by G. von Mayenburg of Dresden, for the men employed at the "Marga" mines (pages 176 and 177). Here the same intelligent
recognition of the logical and essential is discernible. Such simple, clear and attractive solutions of building problems are what we want in these
days - not the ambition to be modern at all costs. In houses like these one can perceive what fruitful results may ensue to modern domestic architecture
when wedded to the traditional methods of building, if the architect does but recognise that his "modern" aims may be realised in satisfying
the claims which the requirements of the age impose, by giving greater consideration to the question of materials, and by logical construction.
Zusammengefasst: Ein Hohelied auf Georg Heinsius von Mayenburg - seine Pläne und deren Umsetzung bei der Errichtung der Arbeiterwohnkolonie "Marga".
Wesentlich interessanter als der obige Text sind für mich natürlich die zugehörigen Bilder. Drei der vier Abbildungen kennen wir von kommerziellen Postkarten.
Die vierte jedoch, von mir rötlich eingefärbt, war mir bis dato unbekannt. Da ich die anderen drei auf Ansichtskarten nachweisen kann, gehe ich fest davon aus,
daß auch Nummer 4 als Postkartenmotiv herhalten durfte und so vielleicht über kurz oder lang Eingang in mein Archiv finden wird.
Bis es jedoch so weit ist, muß die geneigte Leserschaft mit anderen Motiven vorlieb nehmen, wobei die teilweise auch ganz nett sind...
Verlag Wilhelm Brückner, Buch- u. Papierhandlg., Senftenberg, N.-L. 5748 Aufnahme <= 1912 Sammlung Matthias Gleisner
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Verlag: Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H., Grube Ilse N.-L. R 21191 Aufnahme <= 1920 Sammlung Matthias Gleisner
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Mit den ersten beiden Produktionen begeben wir uns geografisch an den Eingang der Kolonie. Ortsunkundigen wurde dies ja auch durch den
entsprechenden Aufdruck vermittelt. Besonders das linke Exemplar hat es mir angetan, war mir doch auch diese Ansicht bis vor kurzem gänzlich unbekannt.
Obwohl das Stück 1918 postalisch befördert wurde, können wir die Aufnahme locker auf <= 1912 herunterschrauben. Anhaltspunkte? Keine Anzeichen von der Kirche (1914),
ja nicht einmal der "Kaiserkrone" (1912). Stattdessen erkennen wir Bauarbeiten in der Kirchstraße (links) und an der Chaussee.
Bekannt und relativ oft verwendet ist die nachfolgende linke Ansicht. Die Aufnahme ist unter anderem Bestandteil beider Versionen des
"Fotoalbums Grube Marga" und es handelt sich nicht um eine Luftaufnahme, wie uns der "Märkische Bote" vor einiger
Zeit weis machen wollte. Vielmehr befand sich der Fotograf höchstwahrscheinlich auf dem Belvedere, dem runden Dachturm der "Kaiserkrone".
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Verlag: Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H., Grube Ilse N.-L. R 38193 Aufnahme <= 1932 Sammlung Matthias Gleisner
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Aufnahme <= 1912 Sammlung Matthias Gleisner
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Die Aufnahme der rechten Fotopostkarte ist in etwa genauso tricky, wie die ganz oben rötlich eingefärbte Illustration aus dem Jahrbuch. Oder kann jemand
auf Anhieb sagen, wo sich der Fotograf jeweils befand? Bezüglich der Postkarte füge ich an, daß es von diesem Haustyp in Marga ganze zwei Exemplare gibt.
Eins davon ist das "Lehrerhaus", welches jedoch hier nicht abgebildet ist.
Wer die richtige Antwort gefunden hat, kann sich ja einmal bei mir melden... und auch, wer eine schlüssige Erklärung für dieses weiße Rechteck auf der Bildseite
liefern kann. Mir ist nämlich völlig unklar, worum es sich hierbei dreht und wozu es dienen sollte. Besonders in der Vergrößerung kommt es mir so vor, als ob
es sich um ein Laken handelt. Jedenfalls sind die Seiten und Ecken nicht streng rechtwinklig. Ungeklärt wäre neben dem Sinn auch noch die Art der Befestigung, die ich beim
besten Willen nicht erkennen kann. Es müsste ja eine Leine quer über die Straße gespannt gewesen sein, denn das Laken, wenn es denn eines ist, hängt offenbar
nicht parallel zur Fassade des Hauses. Sehr mysteriös!
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