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Ich hatte schon mehr als einmal leicht ironisch auf die Tatsache hingewiesen, dass man in der einen oder anderen Publikation
die Leser mit dem Fakt überraschen möchte, dass Senftenberg einst nicht nur ein Kino besass, sondern zwei. Für historisch
Interessierte und regelmäßige Besucher von www.gruss-aus-senftenberg.de ist das natürlich ein alter Hut! Genauso wie der Umstand, dass
es neben dem Passage-Theater und dem Capitol (das ist das 2.) auch noch diverse andere Örtlichkeiten gab, an denen
Filmvorführungen stattfanden.
Dass es dennoch viele gibt, die man mit diesen Informationen beeindrucken kann, liegt daran, dass ausschliesslich das "Passage-Theater"
nach Ende des 2. Weltkriegs weiter bestand. Das "Capitol" am Senftenberger Neumarkt bekam in den letzten Kriegstagen einen oder mehrere
Bombentreffer und wurde dabei so stark beschädigt, dass ein Wiederaufbau nicht mehr in Erwägung gezogen wurde.
Soweit die Theorie. Ein bildlicher Beweis für die Existenz des Capitols konnte nach meinem Wissensstand bislang nicht erbracht
werden. Bis heute!
Die Fotos, die ich heute vorstellen möchte, sind der Beleg dafür, dass im Gebäude des Stadtkellers tatsächlich ein Kino mit allem Drum
und Dran installiert war. Es handelte sich also nicht nur um einen Kneipensaal, in dem sporadisch Filme zur Aufführung gelangten. Nein,
das Capitol hatte sogar ein vernünftiges Entree, welches mit entsprechender Reklame um zahlende Zuschauer warb.
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Eben jenen Eingangsbereich kann man auf den nachfolgenden Privatfotos sehen,
wobei ich zunächst nicht hundertprozentig sicher war, dass es sich hierbei
tatsächlich um den Stadtkeller handelt. Anhand der wenigen Ansichten des
Gebäudes, die ich bislang hier versammelt habe, kann man dies nämlich nicht
mit Sicherheit sagen.
Ausgerechnet ein Foto des zerstörten Stadtkellers bringt Gewissheit.
Der Eingang rechts muss in späteren Jahren verändert, sprich: aufgestockt,
worden sein und man erkennt deutliche Parallelen zu den heute vorzustellenden
Aufnahmen.
Die Fotos selbst sind alle von der gleichen Machart und deshalb in Summe
wenig erhellend. Nichtsdestotrotz dürften die Aufnahmen Unikate darstellen
und so noch nie gezeigt worden sein. Anhand der beworbenen Filme lassen sich
die einzelnen Aufnahmen auch relativ komfortabel und genau datieren.
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Aufnahme = 01.1937 Sammlung Matthias Gleisner
Aufnahme = 10.1936 Sammlung Matthias Gleisner
Aufnahme = 10.1937 Sammlung Matthias Gleisner
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Aufnahme = 02.1937 Sammlung Matthias Gleisner
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Aufnahme = 11.1936 Sammlung Matthias Gleisner
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Innenansichten des Capitol-Entrees (Sammlung Matthias Gleisner)
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Wer übrigens wissen möchte, wie sich unsere (Ur-)Großeltern filmtechnisch unterhalten liessen, kann (dem Internet sei dank) im
Folgenden mal mehr oder weniger intensiv in die fünf heute genannten Filme hineinschnuppern...
Senftenberger Anzeiger (1936/1937)
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Der Mehrzahl von Abbildungen des Gerichtsgebäudes ist eines gemein: sie wurden alle aus mehr oder weniger derselben
Position aufgenommen. Dies hat wohl ursächlich damit zu tun, dass man das gesamte Gebäude nur aus einer einzigen
Sichtachse "unverbaut" vor die Linse bekommt. Dies gilt für professionelle Ansichtskarten, wie auch für das Privatfoto
aus dem Jahr 1940, welches ich heute zusätzlich vorstelle.
Verlag Schöning & Co., Lübeck 63454 Aufnahme <= 1940 Sammlung Erika Fischer
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Aufnahme <= 1940 Sammlung Matthias Gleisner
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Das linke Postkartenbild könnte durchaus einige Jahre früher als 1940 aufgenommen sein. Der Lichtmast, der auf dem
rechten Foto sichtbar ist, fehlt hier. Dies kann aber auch durch geschickte Standortwahl bewerkstelligt worden sein.
Der Lichtmast stand schon 1938 an dieser Stelle, wie wir den Bildern des nachfolgenden Beitrags des Senftenberger
Anzeiger entnehmen können...
Senftenberger Anzeiger (1938)
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Während genauer Ort und auch das Jahr der heutigen Aufnahme derzeit
nicht bestimmbar sind, können wir sicher davon ausgehen, dass wir es
hier mit "etwas aus Senftenberg" zu tun haben.
In der Vergrösserung wird auf dem heute historisch anmutenden Spritzenwagen
die Aufschrift Senftenberg 1886 erkennbar. Auch der erste Mann an
der Spritze ist beileibe kein Unbekannter mehr...
Oberbrandmeister Wilhelm Kaiser, der bislang auf nahezu jeder
feuerwehrbezogenen Abbildung, die ich vorstellte, zu sehen ist.
Der Helmträger rechts ist übrigens Kürschnermeister Robert Herz.
Anlass des Fotos dürfte mal wieder eine der beliebten öffentlichen
Spritzenproben gewesen sein.
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Thüringer Postkarten Verlag Rost & Dörr Erfurt 6. Poststrasse 142 u. Stollbergstrasse 63 Aufnahme <= 19?? Sammlung Volker Herz
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