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10.04.2022
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Senftenberg
Photographisches Institut Herm. Meyer,
Senftenberg N.-L.
Aufnahme = 09.1907
Sammlung Familie Wendt
oben: Sprenger, Haase, Sobe, Schmidt, Schmalzl, Schmidt
unten: Schötzig, ?, Rothe, Grubann, Kuhnt

Wenn man so wie ich im Rahmen seiner heimatforscherischen Tätigkeit den Senftenberger Anzeiger wieder und wieder rauf und runter durchsucht, dann sind einem die oben abgebildeten Herren wohlvertraut. Zumindest dem Namen nach, weniger dem Bild.
Dabei haben wir Glück, daß jemand nachträglich die Herren identifizierte und deren Namen auf die Rückseite des Originals schrieb. Wir müssen uns damit begnügen und hoffen, daß diese Angaben der Wirklichkeit entsprechen. Nicht alle Personen konnten bestimmt werden und bei einigen war man sich auch nicht so 100%ig sicher. Erschwerend kommt hinzu, daß ein Name doppelt vorkommt und die Handschrift teilweise schlecht lesbar ist. Aber alles ist besser als nichts!
Der Anlaß des Fotos liegt einigermaßen im Dunkeln. Ich konnte keine Ankündigung irgendeines "Kameradschaftstreffens" in einem Zeitkorridor um den 24. September 1907 finden. Sicher ist, daß die Herrschaften dem Schießsport frönten. Fotografisch eingefangene Langwaffen und die Schützenscheibe sind hierfür ein untrügliches Indiz.
In der oberen Reihe haben wir die Herren Sprenger (sehr schwer lesbar). Wenn es Fritz Sprenger war, dann war er Klempnermeister von Beruf. Es folgt Selterswasserproduzent Artur Haase. Rechts daneben Uhrmacher Max Sobe und ihm zur Rechten: Kaufmann Schmidt. Schmidts gab es viele und einige davon waren auch Kaufleute. Deshalb ist die korrekte Bestimmung unmöglich. Zweiter von rechts ist der Fleischermeister Otto Schmalzl und ganz rechts Uhrmacher Paul Schmidt, der zusätzliche als "Der Jäger" bzw. "Falkenauge" attributiert wurde. Sicher eine Anspielung auf seine überragenden Schießergebnisse.
Die untere Reihe startet links mit Oskar Schötzig, Hotelier des "Baranius". Die nächste Person ist unbekannt. In der Mitte haben wir Kaufmann Richard Rothe. Daneben, und dieser Herr ist tatsächlich durch Alternativaufnahmen identifizierbar, Carl Georg Grubann - Herausgeber des Senftenberger Anzeiger. Der Letzte im Bunde: Bäckermeister Kuhnt. Unklar ob Karl oder Hermann.

Wie mir der Besitzer des Originalfotos mitteilte, ist unklar, wieso seine Familie im Besitz desselben war und ist. Denn es ist ja kein Wendt darauf abgebildet. Die einzige Erklärung, die Götz Wendt hierfür bieten kann: Die Aufnahme diente als Inspiration für die ursprüngliche Innenbemalung der früheren Jägerstube in der "Hubertusklause". Diese führte Günter Wendt 1933 im Auftrage des damaligen Besitzers Gulben aus. (siehe hierzu: Kippensand 2016, Seite 21 ff.)

Das Stichwort "Senftenberger Anzeiger" fiel oben mehrfach. Und was passt da besser als eine Ansicht des Druckereigebäudes in der Senftenberger Laugkstraße? Der oben abgebildete Carl Georg Grubann erlebte den Bau dieses Hauses nicht mehr. Er starb am 1. Weihnachtsfeiertag des Jahres 1921, hatte zu diesem Zeitpunkt aber schon die Geschäfte in die Hände seiner beiden Söhne Georg und Edmund gelegt. Letztere initiierten 1924 den Bau der Druckerei am Rande der Stadt.
Das Foto rechts, an dem ich aufgrund seines schlechten Zustandes eigentlich über Gebühr lange herumgedoktert habe, entstand vermutlich Anfang der 1930er Jahre. Die vier darauf abgebildeten Personen waren mutmaßlich allesamt Angestellte des Senftenberger Anzeiger. Ein Grubann ist nicht darunter doch durch eine anderes (gut dokumentiertes) Gruppenfoto aus dem Jahr 1925 können wir wenigstens zwei der Herren namentlich fixieren: v.l.n.r. Paul Schäfer, Bruno Zarschler, ?, ?.

Eine Vergleichsaufnahme aus der Anfangszeit (spätestens 1925) offenbart, daß es (noch) keine großartigen Veränderungen an dem Bau gab. Diese erfolgten erst später u.a. durch die Integration eines Geschäftes für Schulbücher und Schulbedarf.

Senftenberg
Aufnahme <= 1931
Sammlung Matthias Gleisner

Eine Konstante ist der übergroße Schriftzug an der Fassade des Gebäudes. Dieser spiegelt die im Kopf der papiernen Zeitung verwendete Gestaltung wider. Selbige war zwischen 1909 und 1945 eigentlich unverändert in dieser Form auf Seite 1 zu finden. Davor gab es einige wenige Anpassungen, die ich nachfolgend einmal vorstellen möchte:

Gestaltung 1875 - Dezember 1878.
Gestaltung Januar 1878 - März 1878.
Gestaltung März 1878 - Dezember 1908.
Gestaltung Nr. 1 - 1882, danach Rückkehr zur vorherigen Variante.
Wahrscheinlich handelte es sich um einen Test. Man beachte die reduzierte Höhe zweier Buchstaben!
Gestaltung Januar 1909 - April 1945
Unterscheidet sich von der bis dahin verwendeteten Variante nur durch eine gedrungenere Schriftart.
Ab März 1947 erschien nach 2-jähriger Pause wieder ein "Senftenberger Anzeiger". Dieser hatte jedoch mit den Grubanns, dem Format und der ursprünglichen Ausrichtung als Tageszeitung nichts mehr gemein. Stattdessen handelte es sich bei der Veröffentlichung um ein ca. A3-großes und beidseitig bedrucktes Informationsplakat. Darauf enthalten: sehr viele amtliche Mitteilungen sowie ca. 25% vornehmlich geschäftliche Inserate.
Gestaltung März 1947.
Gestaltung April 1947 - Juli 1950.
Mit Wirkung vom August 1950 wurde die Veröffentlichung in dieser Form eingestellt. Man informierte die Interessenten in der Abschlußausgabe folgendermaßen:

Halten Sie dem "Senftenberger Anzeiger" in der "Märkischen Volksstimme" unter "Amtliche Bekanntmachungen" weiterhin die Treue!