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Als ich vor fast 10 Jahren dieses ...
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... Ansichtskarten-Original in die Hände bekam, war ich einerseits glücklich, denn das Motiv war und ist nicht allzu bekannt. Andererseits war ich
verständlicherweise genervt über den Zustand des Stücks. Zur Information: das Original wurde irgendwann einmal mittig durchgerissen, danach aber
mittels bildseitig aufgebrachten Tesafilm wieder zusammengefügt. Es war schon eine kleine Herausforderung, den Klebestreifen bzw. dessen Reste digital "verschwinden" zu lassen.
Seit einigen Jahren besitze ich selbst ein völlig unversehrtes und top erhaltenes Original dieser Ansicht, aber was soll ich sagen? So sehr viel besser als meine
damalige Restaurierung würde es auch mit der neuen Grundlage nicht werden. Deshalb erscheint mir bis heute eine Neubearbeitung als nicht notwendig. Diese würde ohnehin
durch das Auftauchen des originalen Glasnegativs vor ein paar Jahren übertroffen werden. |
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Womit ich auch schon beim ersten Stück für heute angelangt bin: ein
Scan der Brück & Sohn - Glasplatte aus dem Jahr... tja und ab hier wird es schwammig... Die internen Brück & Sohn - Unterlagen liefern ein 1920 für die Produktion von Ansichtskarten, die auf dieser Aufnahme basieren. Andererseits lässt sich für die Mehrzahl der Senftenberg-Ansichten, die von dem Meissner Verlag herausgegeben wurden, das Ursprungsjahr sicher auf 1915 fixieren. Deshalb, und auch wegen der ganzen Anmutung der Szene, gehe ich eigentlich davon aus, daß das Foto ebenfalls während des Besuchs des Brück & Sohn - Fotografen in unserer Stadt anno September 1915, entstand. Nur beweisen kann ich es eben nicht. ![]() Die einzige Vergleichsaufnahme, die ich zur Wahrheitsfindung heranziehen könnte, ist leider von einem sehr weit entfernten Standort aus aufgenommen. Da es gerade irgendwie passt, präsentiere ich diese heute gleich mit...
Aufnahme = 1915
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Aufnahme <= 1920
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Eingangs merkte ich an, daß die Aufnahme mit der Pferdekutsche die mehrheitlich mit Kindern besetzt war (was man im Detail
aber erst in dieser Version wirklich gut erkennen kann), die eingangs (oder ausgangs) der Kreuzstraße eingefangen wurde,
relativ unbekannt sei. Das stimmt wohl. Wer jedoch mit offenen Augen durch Senftenberg geht, der wird sie möglicherweise
schon im Straßenbild gesehen haben: An einer der 5 oder 6 blauen Info-Stelen, die man im Stadtgebiet finden
kann, nämlich genau derjenigen, die dort aufgebaut ist, wo damals der Fotograf stand, ist eine kleine runde Tafel mit der
Reproduktion (m)eines Exemplars angebracht.
Und wer darüber hinaus seine Augen nicht vor den Veränderungen in der Senftenberger Innenstadt verschließt, hat bemerkt,
daß eines der wenigen noch verbliebenen Familienunternehmen im Verschwinden begriffen ist. Über Wochen verringerte
sich das Angebot bei Fahrrad-Slomka in der Kreuzstraße 30 immer weiter. Nun harrt nur noch ein kläglicher Rest
an Ware auf den allerletzten Schnäppchenjäger.
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Die ursprüngliche Bildunterschrift lautete in etwa "... Aufnahme aus den 30er Jahren. Möglicherweise sogar aus 1935. ..."
Mit dem "1935" spielte man auf das Jahr der Geschäftseröffnung an. Aber dazu später mehr... |
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Daß die Aktion keineswegs ein Fehler des Praktikanten war, sondern das hiermit vorsätzlich "fake news" verbreitet wurden,
leite ich aus der Tatsache ab, daß man nur einen ganz bestimmten Ausschnitt der Originalfotografie verwendete.
Warum eigentlich? Anhand des unten weggeschnittenen Teils kann das Foto eindeutig auf 1969 fixiert werden. Selbst geschichtlich nicht ganz so sattelfesten Zeitgenossen dürften bei "1930er" in Kombination mit einer DDR-Fahne erhebliche Zweifel kommen. Daß man zuweilen kein zeitlich passendes Bildmaterial zur Hand hat, wer wüßte das nicht besser als ich? Dann sollte man dazu aber auch stehen. Also was soll der ganze Zirkus? Ging man davon aus, daß ohnehin keiner so genau hinschaut und darüber hinaus niemand das vollständige Foto kennt? Tja liebe LR-Leute, dumm gelaufen! Ich bin nicht vor 10 Jahren angetreten, um mit derartigen Fehlern aufzuräumen, als daß ich euch das so einfach durchgehen ließe. Nach meinem Hinweis auf der Facebook-Seite der LR sah man sich seitens der Zeitung gezwungen, die Bildunterschrift in der Online-Variante abzuändern. Wer nun glaubt, das war's: weit gefehlt! Wenn ich einmal am klugscheißen bin, dann aber so richtig! ![]() ![]() ... In der Online-Version (Ausschnitt rechts) relativ gut zu erkennen: der digitale Datumsstempel, ein Feature einiger Kameramodelle aus dem Analogzeitalter, über das man heute schmunzelt. Er verrät uns das wahre Entstehungsjahr. 1990. Ob der 14.04.90, den ich in die nicht so sehr gut erkennbaren Ziffern heineininterpretiere, den Tatsachen entspricht, vermag ich von hier aus nicht zu sagen. |
Aufnahme = 1969
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Wer aber, wie ich, in beiden Jahrzehnten, den 70ern und den 90ern dabei war, wird mir zustimmen, daß es schon einen signifikanten Unterschied im
Kleidungstil der Leute gab. Und auch die Schaufensterdekoration passt sehr viel besser zur Aufbruchstimmung kurz vor der Währungsunion als in die 1970er.
Von letzteren erhalten wir ja auf der schwarz-weiss-Fotografie aus dem Jahr 1969 einen ungefähren Eindruck. Wobei man dazu sagen
muß: Senftenberg in den 60ern sah aus wie Senftenberg in den 30ern. Teilweise schlimmer! Wollte man dies mit der ursprünglichen
Bildunterschrift ausdrücken?
Auch auf die Gefahr hin, daß zu diesem Zeitpunkt einige von meinem LügenRudi-Bashing schon den Kanal voll haben... es geht weiter!
Und zwar widme ich mich abschließend dem historischen Unterbau, der uns in dem Zeitungsartikel vermittelt wird.
Hier gibt es hinsichtlich der "Frühzeit" nämlich ein paar Ungenauigkeiten bzw. Ergänzungen.
![]() Senftenberger Anzeiger (28. März 1931)
![]() Senftenberger Anzeiger (17. April 1929)![]() Senftenberger Anzeiger (27. März 1928)Das bedeutet, wenn Dietmar Slomka am 31. Januar diesen Jahres die Ladentüren für immer schliesst, dann gab es den Familienbetrieb fast 94 Jahre lang ununterbrochen in Senftenberg! Ich bedanke mich abschließend bei der Lausitzer Rundschau für diese Steilvorlage, die mich dazu animierte, etwas genauer nach der Geschichte dieses Senftenberger Familienbetriebs zu forschen und gleichzeitig die 1969er Schwarz-weiss-Fotografie los zu werden. Diese hätte ich andernfalls aus Mangel an Gelegenheit wohl weitere sieben Jahre (denn solange habe ich das Motiv schon) vor mir hergeschoben. Danke auch an Dietmar Slomka, der mir das Foto zur Verfügung stellte, das nach seiner Aussage leider das einzige historische Dokument darstellt, das in der Familie überlebt hat. Traurig, aber durchaus kein Einzelfall. Sehr oft wurde zu Systemumbrüchen (1945, 1990) vieles einfach über Bord geworfen. Ich wünsche Dietmar Slomka für seinen Ruhestand alles Gute und hoffe, daß sich für das Ladenlokal im Erdgeschoß rasch eine vernünftige Nachnutzung ergibt. Denn nach meiner bescheidenen Meinung ist die Schmerzgrenze an leer stehendem Gewerberaum in der Senftenberger Innenstadt mittlerweile überschritten. |
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