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Ich weiß ja nicht, welche Erfahrungen die Leser im einzelnen gemacht haben. Zu meiner Kinderzeit jedenfalls war die Vorweihnachtszeit durch
einen Adventskalender geprägt. Manchmal hatte ich auch bei Oma einen zweiten hängen. In den ersten Jahren dominierten hier die ganz normalen papiernen
Exemplare. Mit denen lockt man heute kein Kind mehr hinter dem Ofen vor. Irgendwann traten dann die mit Schokolade befüllten Versionen in mein
Leben. Keine Ahnung, ob die "von drüben" waren, oder ob die DDR-Mangelwirtschaft schlussendlich auf den Zug aufgesprungen war. Während ich bei den einfachen
Kalendern gut und gerne den jeweils geöffneten Türflügel abtrennen durfte, war mir dies bei den befüllten Stücken strengstens untersagt! Der Grund? Meine Eltern wollten nämlich angesichts der Unsicherheit im nächsten Jahr wieder so ein begehrtes Teil besorgen zu können, notfalls die einzelnen Fächer selbst wiederbefüllen. Türchen zugedrückt und fertig war der Adventskalender für die neue Saison. Wenn das Stück tatsächlich made in west-germany war, machte das ja auch optisch viel mehr her, als das spartanische DDR-Pendant. Daß im Innern dann mehrheitlich Produkte vom VEB Süßwaren Delitzsch verbaut waren, fiel dann nicht mehr ins Gewicht. Das Auge isst eben mit. Aber unabhängig ob Ost- oder Westdeutschland, damals oder heute, Adventskalender müssen einfach gemalt sein. Etwas anderes kommt überhaupt nicht in die Tüte! Nichts vermittelt eine solche heimelige Vorweihnachtsstimmung wie in den schönsten Farben gemalte Wintermotive, Weihnachtsbäume, Sterne, Rentiere, der Alte mit dem Sack, Puppe und Schaukelpferd, Plätzchen und Pfefferkuchen, Kinder mit glänzenden Augen in Erwartung der Bescherung. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Selbst wenn hier und da ein echtes Foto die Grundlage bildet, so wird dieses in der Regel digital oder analog in eine Zeichnung verwandelt. Realismus ist nicht unbedingt angesagt, wenn es um Weihnachten geht. Auch die eine oder andere historische Senftenberger Ansichtskarte spiegelt einen solchen Transformationsprozess wider. Dabei wurden bekannte fotografische Aufnahmen einer künstlerischen Neuinterpretation unterzogen. Bei den beiden nachfolgenden Stücken verlegte man sich auf die Technik der Radierung. Der Künstler ist nicht bekannt, wohl aber die zugrundeliegenden Ansichten. Bis auf ein paar Details orientieren sich die Radierungen sehr dicht am Original.
Wann genau die Produktionen dem zahlenden Publikum angedient wurden ist derzeit nicht ganz klar. Sicher ist jedoch, daß es mindestens ein weiteres Motiv gab: eine Ansicht vom Senftenberger Markt in Richtung Deutsche Kirche. Ein Original davon suche ich noch.
Um auf den Ausgangspunkt zurückzukehren... ich erinnere mich, daß das Türchen für den 24. Dezember an den papiernen Adventskalendern meist (oder immer)
größer war als die restlichen 23. Manchmal sogar zweiflüglig! Klappte man die Flügel zurück, dann kam in meiner Erinnerung meist ein schön geschmückter Weihnachtsbaum
zum Vorschein. Das war dann das Highlight und machte auch dem letzten Kind klar, daß es nun wohl langsam ernst wird und man lieber noch einmal ein paar Weihnachtsgedichte
und -lieder rekapitulieren sollte. Ansonsten könnte der Besuch des Weihnachtsmannes nämlich eskalieren.
Ich attestierte Schultz damals schon Defizite hinsichtlich von Proportionen und ich denke jeder sieht, was ich meine... Das Pulvertürmchen auf dem Schloßwall ist definitiv zu groß geraten. Sei's drum! Wir haben hier so ziemlich die einzige Darstellung Senftenbergs aus dem 18. Jahrhundert. Schultz fertigte im selben Jahr auch noch Außenansichten der Deutschen Kirche an, sowie Detailzeichnungen aus deren Inneren. Aber das war es dann auch. Mir sind keine weiteren bildlichen Überlieferungen aus diesem Jahrhundert für Senftenberg bekannt.
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