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Die erste kommerzielle Ansichtskarte mit Senftenberger Motiven, die ich nachweisen konnte, stammt aus dem Jahr 1893. Dabei handelt es sich um eine sogenannte
Mehrbildkarte. Abgebildet sind der Markt mit Deutscher Kirche, das Schloß, das Krankenhaus, sowie ein Blick auf die Südseite des Marktes mit dem Rathaus.
Ausgeführt ist das Ganze in Form einer Federzeichnung. Auch in den folgenden Jahren bis ca. 1905 erfreuten sich Mehrbildkarten, entweder gezeichnet oder schon mit echten Fotos bestückt, großer Beliebtheit. Erst langsam änderte sich der Geschmack der Käufer und mit Einführung der geteilten Rückseite im Jahr 1905 verlagerte sich der Schwerpunkt hin zu Ansichtskarten mit einem einzelnen Motiv. Zwar gab es immer mal wieder Mehrbildkarten jedoch ging man in diesen Fällen dazu über, die Produktionen nicht allzu sehr mit Motiven zu überfrachten. So kamen dann verstärkt 3- und 2-Bild-Produkte auf den Markt. Diese fanden speziell für die Grüße aus irgendwelchen Lokalen (Innen- plus Außenansicht) Verwendung. Die Jahre vergingen und der Ausstoß an Mehrbildkarten reduzierte sich kontinuierlich. Zusammenstellungen unterschiedlicher Senftenberger Sehenswürdigkeiten wurden immer seltener aufgelegt. Ende der 1930er kam noch einmal eine klassische Mehrbildkarte auf den Markt. Diese wartete dann aber gleich mit 9(!) einzelnen Motiven auf. Erst in der zweiten Hälfte der 1950er besann man sich in Senftenberg wieder auf das zwischenzeitlich aus der Mode gekommene Format. Ab den 1970ern waren Mehrbildkarten quasi das beherrschende Element auf dem ohnehin sehr übersichtlichen Ansichtskartenmarkt. Und dabei ist es nach meinem Gefühl (ich interessiere mich nicht wirklich für aktuelle Produktionen) auch geblieben. Ich muß gestehen, daß mich derartige Mehrbildkarten eigentlich nie groß angesprochen haben. Die ganz frühen Stücke haben für mich aus historischer Sicht zwar ein hohes Interesse, hinsichtlich der digitalen Restaurierung sind sie aber meist sehr undankbar. Die einzelnen Abbildungen sind ofmals so klein, daß sie sich schlecht aufbereiten lassen und ohne digitale Vergrößerung sind ohnehin kaum Details erkennbar. Mein Interesse schwindet in dem Moment, in dem Einzelbildvarianten der einzelnen Motive existieren. Das ist jedoch nicht durchgängig gegeben, weshalb ich diesen Produktionen auf www.gruss-aus-senftenberg.de ihren Platz einräume. So wie heute. Und das ist diesmal gar nicht so uninteressant...
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1964 waren die auf der Karte versammelten Motive auch schon ein paar Jahre alt. Für DDR-Maßstäbe also nichts neues. Für www.gruss-aus-senftenberg.de aber schon!
Die beiden unteren Motive von der Ingenieurschule und der Paddelstation stellte ich schon vor einiger Zeit hier vor. Die Abbildung vom Bahnhofsgebäude bislang
noch nicht. Das wird aber demnächst passieren. Was die Ansicht der Kaufhauskreuzung betrifft, ist die Sache schon schwieriger. Mir ist nämlich keine Einzelbildvariante
dieses Motivs bekannt. Ich weiß zwar auch nicht alles, aber hier bin ich mir ziemlich sicher, daß es eine solche nie gab. Insofern hat diese Produktion eine größere
Bedeutung als diejenigen Mehrbildkarten, die sich nur aus bereits "in groß" veröffentlichten Motiven zusammensetzen. Während die restlichen drei Motive ziemlich sicher auf <= 1961 datiert werden können, ist das für das vierte Motiv aufgrund fehlendem Vergleichsmaterial nicht so offensichtlich. Ich taxiere bis auf weiteres aber auch diese Aufnahme in <= 1961 ein und zwar aus folgendem Grund: |
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Wir erkennen nämlich die Kaufhauskreuzung auch auf der rechts abgebildeten Ansichtskarte.
Diesem Stück kommt die Ehre zuteil, wahrscheinlich die erste farbige Senftenberg-Produktion der
Nachkriegszeit darzustellen. Es gab davon mehrere Auflagen und unter anderem konnte ich
ein Exemplar finden, welches einen Produktionshinweis auf das Jahr 1961 liefert. Offenbar entdeckte man Anfang der 1960er wieder seine Leidenschaft für das nachträgliche Colorieren von schwarz/weiß-Fotografien. Für mich sieht es nicht so aus, als ob tatsächlich Farbfotos zugrunde lagen. Dafür ist mir das grün zu grün und das blau zu blau. Die Farben wirken schlichtweg sehr unnatürlich, weshalb ich davon ausgehe, daß hier nachgeholfen wurde.
Prinzipiell werden auf dieser farbigen Produktionen die selben Sehenswürdigkeiten Senftenbergs mit
exakt derselben Sichtachse abgebildet wie auf der Maxi-Karte. Prinzipiell! Bis auf die bereits
angesprochene Kaufhauskreuzung handelt es sich jedoch ausnahmslos um Alternativaufnahmen. Was
bei der Paddelstation eigentlich sofort ins Auge springt, ist bei der Ingenieurschule und dem
Bahnhofsgebäude nicht auf den ersten Blick erkennbar. Aber vergleichen Sie die Paare einmal ganz genau! |
VEB BILD UND HEIMAT REICHENBACH i.V.
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