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So soll es also ausgesehen haben, das Kreuztor Senftenbergs. Zumindest im Jahre 1840 und wenn es
nach Paulitz geht. Ich persönlich halte diese Version, die 1895 innerhalb der Chronik der Stadt Senftenberg und
der zum ehemaligen Amte gehörigen Ortschaften erschien, für nicht sehr akkurat.
Einem anderen Zeichner, der 60 Jahre später seine Variante des Tores zu Papier brachte, billige ich in dieser
Beziehung etwas mehr Realismus zu, denn er orientierte sich offenbar an der (für mich einzigen plausiblen) Vorlage -
der Federzeichnung von Dilich aus dem Jahre 1628.
Dilichs Zeichnung dürfte die einzige zeitgenössische bildliche Darstellung des Tores sein, denn das Kreuztor
zwischen den Häusern Sprengel und Reck wurde im Jahr 1848 abgerissen. Nachdem einige Zeit zuvor ein Gespann
beladen mit Wollsäcken in der Durchfahrt steckenblieb, wurde das Tor kurzerhand zu einem "Verkehrshindernis" erklärt
und trotz Protesten der Senftenberger Bürger abgerissen. 1992 fand man bei Straßenarbeiten Überreste der Grundmauer des
Tores. Seither erinnert eine in das Pflaster eingelassene Tafel an den einstigen Standort.
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Was uns dann endlich zu den beiden heutigen historischen Senftenberger Ansichten führt.
Denn nur wenige Schritte von der Stelle entfernt, an der sich heute die Platte befindet, stand
vor 90 Jahren der Fotograf dieser Aufnahme. Die Fotopostkarte ist postalisch nicht gelaufen und
auch nicht beschriftet aber ich taxiere die Szenerie auf Mitte/Ende der 1920er Jahre.
Abgebildet ist (nicht zum ersten Mal) das Haus Kreuzstraße 31. Ich würde auch behaupten,
daß wir am Fenster im Obergeschoß, den auf dem Firmenschild genannten Schneidermeister
Wilhelm Jurk erkennen.
Dieser war an der Nummer 31 auch schon ansässig als die nachfolgende Aufnahme gemacht wurde...
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Aufnahme <= 19?? Sammlung Klaus Hauptvogel
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Und auch dieses Haus, die Kreuzstraße 28 mit der Eisen- und Stahlwarenhandlung von
Friedrich Eduard Artur Sprengel sehen wir nicht zum ersten Mal.
Bezugnehmend auf die Ausführungen ganz oben, können wir wohl davon ausgehen, daß es
sich um dort genanntes "Sprengelsches Haus" handelt, jedoch sicher nicht in der 1848er
Version. Dieser Bau ist mit hoher Wahrscheinlichkeit jüngeren Datums.
Was den Geschäftsbetrieb von Sprengel betrifft, ist die Sache ziemlich mysteriös.
F.E.Sprengel gehörte offenbar zu jener Spezies der Geschäftsleute, die sich trotz
vollständigem Verzicht auf Zeitungsreklame über einen sehr langen Zeitraum am Markt
halten konnte. Reklame ist/war eben nicht alles.
Das einzige Inserat, welches ich im Senftenberger Anzeiger aufstöbern konnte,
stammt aus dem März 1895...
Senftenberger Anzeiger (1895)
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Aufnahme <= 1913 Sammlung Erika Fischer
Und diese ganzseitige Annonce sieht mir ehrlich gesagt nicht nach einer Eröffnungsanzeige
aus. Immerhin erkennen wir, daß man zunächst auf eine Kombination aus Colonial- und
Eisenwaaren setzte. Den Anteil der Kolonialwaren lagerte man einige Jahre später
erfolgreich nach Jüttendorf aus. Betreiber: Eduard Sprengel.
Ob Hermann Sprengel mit seiner Farbenhandlung auf dem Senftenberger Markt auch zur
Familie gehörte? Es ist anzunehmen.
Senftenberger Anzeiger (1895)
An den Annoncen ist auch zu erkennen, daß die Anschrift
vormals auf die Kreuzstraße 168 lautete. Das
war vor der Neunummerierung sämtlicher Senftenberger
Adressen.
Wie gesagt: ohne große Werbekampagnen konnte sich die
Eisenwarenhandlung F.E.Sprengel bis Anfang der 1930er
behaupten. Auf dem Weg dorthin entstand u.a. nachfolgende
Fotografie, die mir aktuell leider nur in Kopie zugespielt
wurde. Schade, denn bei Anfertigung der Kopie wurden dann
auch noch ein paar Fehler gemacht, die man selbst digital
nicht mehr zurückdrehen kann.
Wer also ein Original dieser Aufnahme besitzt, bitte
unbedingt bei mir melden!
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