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Alle vier heutigen Neuvorstellungen haben schon auf den ersten Blick überaus deutliche Gemeinsamkeiten...
- sie sind alle ziemlich alt (mehr als 115 Jahre)
- es handelt sich in allen vier Fällen um Lithographien
- alle vier tragen das Motto dieser Website Gruss aus Senftenberg
- drei der vier Exemplare wurden bereits in einer anderen Version vorgestellt
Die vierte ist auch nur in der Zusammenstellung der einzelnen Motive neu - Jedes ihrer fünf Einzelelemente tauchte bereits auf anderen Ansichtskarten auf.
Verlag v. G.R. Ziethe, Senftenberg Winkler & Voigt, Leipzig 1257 Aufnahme <= 1898 Sammlung Fred Förster
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Verlag C.G. Grubann, Senftenberg N.L. No. 3316 Aufnahme <= 1898 Sammlung Theodor Restel
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Otto Enke, Cottbus 4712 Aufnahme <= 1900 Sammlung Fred Förster
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No.1513. Verlag v. G.R. Ziethe, Senftenberg Aufnahme <= 1899 Sammlung Matthias Gleisner
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Heimatforscher gehören nicht unbedingt zu den ganz großen Fans dieser frühen Ansichtskarten, die in einer eher comic-haften Darstellung daher
kommen. Wenn die Zeichnungen auch nicht völlig frei erfunden sind, so schleichen sich doch hin und wieder Fantasiebestandteile in die Motive.
Speziell wenn es um die Personen geht, die zum grössten Teil mehr Strichmännchen als eine realistische Wiedergabe des kleinstädtischen Lebens
sind. Vielfach sieht man Damen mit grossen Hüten und weit ausladenden Kleidern, Herren mit Frack und Zylinder, chauffiert in einem Zweispänner,
bereit für den rauschenden Ball. Letzterer wird ebenso häufig in Szene gesetzt. All das sind wohl mehrheitlich Fantasieprodukte des jeweiligen
Zeichners und untypisch für ein Provinznest wie Senftenberg am Ende des 19. Jahrhunderts. Komplett unglaubwürdig wird es dann, wenn derartige
Szenen auf Ansichtskarten aus Dörfern wie Sauo oder Rauno auftauchen.
Typisch ist auch, dass die in Szene gesetzten Personen oder Fortbewegungsmittel häufig grössentechnisch nicht zu den Bauwerken passen. Man
schaue sich diesbezüglich nur einmal die Spielzeugeisenbahn vor dem alten Senftenberger Bahnhof auf der Karte oben rechts an.
Nichtsdestotrotz, oder gerade deswegen, erfreuen sich diese frühen Exemplare in der langen Geschichte der Ansichtskarte bei einigen Sammlern
sehr grosser Beliebtheit. Es gibt unter ihnen welche, die ausschliesslich "Lithos" sammeln und es ist auch keine Seltenheit, dass für
seltene und/oder gut erhaltene Stücke dreistellige Eurobeträge bezahlt werden.
Mehrfach fiel nun der Begriff "Lithographie" und vielleicht sollte deshalb ich an dieser Stelle einmal den Versuch starten, eine Begriffserklärung
vorzunehmen. Dazu bemühe ich natürlich das Internet (Quelle: www.ak-ansichtskarten.de):
Hinter der Lithographie verbirgt sich eine aufwendige Drucktechnik, die nur in relativ kleinen Auflagen hergestellt werden konnte. Für
Postkarten wurde diese Technik im Wesentlichen von ca. 1872 bis ca. 1910 als Ansichtskarte genutzt. Sie sind entweder mehrfarbig (Chromolithographie)
oder einfarbig. Bei mehrfarbigen Lithographien werden verschiedene Farbschichten übereinander gedruckt. Lithographien dieser Zeit sind häufig mit
aufwendiger Ornamentik (Blätter, Blumen, geschwungene Linien) versehen und haben meist eine ungeteilte Adress-Rückseite. Aber auch viele Künstlerkarten
wie z.B. von Heinrich Kley, Glückwunschkarten und Patriotische Ansichtskarten wurden zu dieser Zeit lithographiert.
Betrachtet man eine Farb-Lithographie (Chromolithographie) aus verschiedenen Blickwinkeln, erkennt man den mehrschichtigen Farbauftrag. Auch durch
Berührung kann man Lithos gewissermaßen „erfühlen“ – der Farbauftrag hat eine leichte Struktur.
Drucktechnik:
Die zu druckende Zeichnung wird mittels Lithokreide oder Lithotusche und einem Estompe (Papierwischer) auf einen geschliffenen, feinporigen Kalkstein
aufgetragen. Die so aufgetragene Zeichnung wird nun mehreren Prozeduren unterzogen, um sie für den Seriendruck vorzubereiten. Während des Seriendrucks
wird auf den präparierten Lithographiestein Druckerfarbe aufgetragen und unter hohem Druck auf das zu bedruckende Papier gepresst.
Geschichte:
Die Lithographie war bis 1910 eine gängige Drucktechnik für verschiedenste Drucksachen. In der heutigen Zeit kommt sie fast nur noch in künstlerischen
Bereichen zur Anwendung. Noch heute werden Lithographiesteine angeboten. Die meisten dieser dafür geeigneten Kalksteine kommen aus Frankreich (bei Dijon),
der Schweiz (Solothurn) oder aus Bayern (Solnhofen).
Chromolithographie:
Die Erfindung der Chromolithographie wird dem deutsch-französischen Lithographen Godefroy Engelmann aus Mühlhausen zugeschrieben. Er patentierte seine
Erfindung zur Herstellung farbiger Lithographien bereits 1837. Hierfür wurde das zu druckende Bild in bis zu 21 Farben zerlegt und anschließend in ebenso
vielen Schritten übereinander gedruckt. Der Druck erfolgte dabei von heller nach dunkeler Farbe. Mit Hilfe von Passerzeichen (auch Register genannt) und
Konturenzeichnungen wurde erreicht, dass das zu druckende Motiv über alle nötigen Druckplatten hinweg exakt übereinander gedruckt werden konnte.
Das Ergebnis war ein praktisch rasterfreies Bild, in seiner Auflösung nur beschränkt durch die Genauigkeit, mit der die Farbsteine bearbeitet wurden.
Das fertige Bild erreichte eine Farbqualität ähnlich der echter Ölfarben.
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