Kommen wir nach einen anderen Ort, sei es nur für kurze
Zeit oder wird er sogar zur neuen Heimat, einmal frägt man
doch nach dessen geschichtlichen Vergangenheit. Als Fremder
nach Senftenberg gekommen, wurde ich durch seine historischen
Bauwerke sowohl als auch aus Zuneigung zur Heimatgeschichte dazu
angeregt, über den zeitlichen Ablauf der Geschehnisse der kleinen
Stadt etwas zu erfahren. Wer könnte da so uninteressiert an das
alte Schloß mit seinem Wall, sagenhaften unterirdischen Gang und
zugeschütteten Kasematten vorübergehen? Oder wer frägt nicht etwa
danach, wann die Kirche erbaut sein mag, dessen hohes Alter man
den Bau mit seinem zerstörten Turm sofort ansieht?
Das in den 1950er Jahren gut und an Objekten reichhaltig ausgestattete
Museum der Stadt gibt nun über Geschichte und Kultur der engeren
Heimat die beste Übersicht und auch auf speziellem Gebiet, wie Geologie,
Bergbau, Handwerk usw. kann sich der Interessent informieren. Für
denjenigen, der tiefer in die Stadtgeschichte eindringen möchte wird
aber gezwungen sein, zur Literatur zu greifen. Wir mußten feststellen,
inzwischen hatte sich ein Partner gleicher Interesse gefunden, daß
ortsgeschichtliche Bücher und Schriften nach dem 2. Weltkrieg schwer
zugänglich sind. Auf der Suche nach der Paulitz'schen Chronik hatten
wir Erfolg, doch groß war das Bedauern als wir diese nach allzu kurzer
Zeit wieder hergeben mußten. Diesen Umstand zufolge entstand vorwiegend
der Gedanke, eine neue und kürzere Stadtgeschichte zu verfassen.
Der Heimatfreund, der mit der betreffenden Literatur vertraut ist, weiß, daß sich
zwei Geschichtsforscher um die Lokalgeschichte Senftenbergs verdient
gemacht haben, Oberlehrer Paulitz und Studienrat Dr. R. Lehmann, letzterer
noch für die Niederlausitz. Paulitz verausgabte seine Chronik detailiert
in Hefte, dessen Herausgabe sich über drei Jahrzehnte hinaus verteilte.
Daher sei bemerkt, daß sich viele Fakten wiederholen. Beim kontinuierlichen
Lesen wirkt dieses pedantisch. Man kritisierte Paulitz, seine Chronik
wäre mit Vorsicht zu gebrauchen, auch gibt er keine Quellen an. Aber
wer Dr. R. Lehmann seine geschichtlichen Beiträge über Senftenberg liest,
merkt, daß Paulitz größtenteils dieselben Quellen benutzte wie R. Lehmann.
Doch was Paulitz zu seinem Werk zusammentrug war beachtenswert was ihm
niemand absprach. Die meisten Quellen denen beide Geschichtsforscher zur
Verfügung standen, sind heute nicht mehr vorhanden; denken wir z.B. an
das Ratsarchiv von Senftenberg, Geheime Staatsarchiv Berlin-Dahlem, Landesarchiv
Lübben u.a.
Demjenigen Leser, der den ersten Teil der vorliegenden Chronik durchgegangen
ist, wird aufgefallen sein, daß man darin als konzentrierten Extrakt - um den
Ausdruck des Chemikers zu gebrauchen - den geschichtlichen Teil wieder
geboten bekommt. Alles umschweifende, ja fast romantische Rankenwerk wurde
der Kürze halber weggelassen. So ergibt es sich, daß ausser den Schloßbesitzern,
darunter der herausragende Hans v. Polenz, und die Kriegsereignisse, garnicht
viel von dem kleinen Landstädtchen zu berichten gäbe. Es ist daher kein Wunder
wenn moderne Chronisten sich kurz fassen und es zu einer Broschur-Chronik von
ca. 30 - 40 Seiten bringen.
Nachdem bisher Dargestellten erübrigt es sich für den ersten Band ein Quellennachweis
anzuführen, lediglich ein Bildnachweis wäre erforderlich, der anschließend folgt.
Im Anschluß des ersten Bandes sind Arbeiten über Geschichte von verschiedenen
Forschern und Autoren, sowie Berichte aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen
angegliedert. Dieser Teil möge als willkommene Ergänzung dienen.
H.L.
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Die Schwächen in Grammatik und Ausdruck zeigen, daß der Autor kein "Profi"
sondern eher ein Laie auf diesem Gebiet war. Alles in allem halten sich
die persönlichen Formulierungen Langes innerhalb des Gesamtwerkes aber in Grenzen.
Mit dem "Partner gleichen Interesses" spielte Hans Lange sicher auf die Person Willi
Kurz an. Dieser, ebenfalls ein Senftenberger, wurde in den ersten drei
Bänden der Chronik auf deren Deckblatt als Co-Autor geführt. Wie die interne Arbeitsteilung
aussah und was nach dem dritten Band geschah, darüber gibt es keine Informationen.
Den Verweis auf eine "Broschur-Chronik von ca. 30 - 40 Seiten" könnte man in Richtung der
Publikation anlässlich "700 Jahre Senftenberg" interpretieren. Diese gut 30-Seiten lange
Veröffentlichung erschien aber erst 1979, also 3 Jahre nach der Zusammenstellung dieses
ersten Bandes. Möglich, daß Langes Nachwort erst später eingefügt wurde.
Was uns zum Faktenteil des Ganzen bringt...
Die ersten 9 Bände liegen gebunden vor. In braunen Kunstledereinbänden wie in der
Grafik oben zu sehen. Die restlichen 15 Bände nur noch in solchen strammen Klemmheftern,
die man noch aus DDR-Zeiten kennt.
Die Seitenzahl jedes Bandes schwankt zwischen 150 und 200 Seiten. Beidseitig beschrieben also
gut 100 Blatt im DIN A4-Format.
Grundsätzlich mit Hilfe einer Schreibmaschine erstellt, legte Lange großen Wert auf die
Gesamtgestaltung seines Werkes. So stellte er beispielsweise vielfach dem Einzelband eine ein- bzw.
mehrfarbige Zeichnung voran...
Auch im Inhalt findet sich hin- und wieder eine Zeichnung von ihm. Darüber hinaus war es
Lange ein Anliegen, wo immer es passte und die Ressourcen es hergaben, den Text mit Hilfe
von Fotos aufzuwerten. Wahrscheinlich betrauerte auch er das bis dato vorherrschende Fehlen
von illustrierter Senftenberg-Historie.
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Dabei kamen grundsätzlich zwei Verfahren zum Einsatz.
1. die Verwendung von (zum damaligen Zeitpunkt) halbwegs aktuellen Fotografien, angefertigt
durch Lange selbst.
2. abfotografierte Fotos, Ansichtskarten, Buch- oder Zeitungsillustrationen bis hin
zu vollständig abfotografierten Zeitungsseiten.
In einigen wenigen Fällen offenbar auch Abzüge von historischen Negativen.
Zumindest kann ich in manchen Fällen keinen Hinweis finden, daß die jeweilige Vorlage
ein Papierfoto war.
Links werden die beiden Basis-Verfahren veranschaulicht. Oben ein zeitgenössischer
Fotoabzug (Tunnelschänke) und unten eine reproduzierte historische Ansichtskarte (Schützenhaus).
Man muß hinzufügen, daß diese Arbeitsweise so ziemlich die einzige war, die
ein Laie ohne Beziehungen zu westlicher Reproduktionstechnik damals in der
DDR verfolgen konnte. Das ORMIG-Verfahren, mit dem man eine größere Anzahl von Kopien
anfertigen konnte, taugte maximal für Schreibmaschinentexte. Thermokopien, die jedoch relativ
schnell verblassten, kamen erst Ende der 80er Jahre auf. Beides war für die Reproduktionen
von Fotomaterial völlig ungeeignet.
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