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Auch im heutigen Fall haben wir es mit einer dieser zunächst nicht
datierbaren Fotopostkarten zu tun, um die es in dieser Woche geht.
Überraschenderweise gelang es mir dennoch ein konkretes Datum für
das Motiv zu ermitteln. Zumindest bin ich mir sehr sicher...
Dazu musste ich mich von oben heranhangeln. Die erste Grenze, die
ich setzen konnte, war <= 1925 vor dem Umbau von Moritz Krüger. Kurze
Zeit danach konnte ich anhand von anderen Ansichtskartenmotiven das
Datum auf <= 1912 drücken, da man auf der heutigen Ansicht noch den
Kandelaber mit den stehenden Schirmen sehen kann. Diese Bauform verschwand
zwischen Ende 1910 und 1912. Genaueres konnte ich diesbezüglich noch
nicht in Erfahrung bringen. Von da wurde der Senftenberger Anzeiger
weiter rückwärts nach passenden Festivitäten oder besser gesagt: Beschreibungen
solcher durchforstet.
Mit dem 04. September 1910 hatten wir dann einen Treffer!
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Aufnahme = 04.09.1910 Sammlung Hans-Jürgen Tluste
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Senftenberger Anzeiger (1910)
Ich bin mir relativ sicher, dass wir auf dem Foto dem Feldgottesdienst durch Oberpfarrer Hintersatz beiwohnen, zu welchem die Kriegervereine und die 1. Knabenklassen
angetreten sind, so wie es obige Ankündigung verspricht.
Liest man zusätzlich die Nachbetrachtung der Feier, die einen Tag später im Senftenberger Anzeiger erschien, dann bemerkt man einige deutliche Parallelen
zwischen Text und Bild...
Senftenberg. 5. September. Zu einem glänzenden patriotischen
Feste, wie es unsere Stadt wohl seit der Centenarfeier im Jahre 1897
nicht wieder erlebt hat, gestaltete sich die 40jährige Wiederkehr
der Sedanfeier, verbunden mit Renovationsfeier des Kriegerdenkmals
und Veteranenehrung, welche den Sonnabend-Abend und den gestrigen
Sonntag in Anspruch nahm. ...
Auf dem Marktplatze war eine Kanzel errichtet, welche zum Feldgottesdienst
bestimmt war. ...
Gegen 11 Uhr rückten die geladenen Vereine und Schulklassen an und
nahmen auf dem Marktplatz Aufstellung; schon vorher war ein freiwilliges
Feuerwehr-Detachement angerückt, welches im Verein mit dem Ordungs-
Ausschuß des Kriegervereins die Absperrung entgegenkommend übernommen
hatte. Die Sanitätskolonne und die Postbeamten in ihren schmucken
Uniformen rückten an, sich an den Kriegerverein anschließend.
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In langer Reihe standen am Rathause die ergrauten Veteranen und die
zahlreichen Ehrengäste, welche unter den Klängen des Präsentiermarsches
in den Festzug eintraten und nun Aufstellung zum Feldgottesdienst nahmen.
Für die Aeltesten der Alten, welchen das Gehen und Stehen schwer fiel,
welche aber es sich doch nicht nehmen ließen, noch einmal die erkämpfte
Größe und Einheit des deutschen Reiches mitzufeiern, waren die weitgehendsten
Vorkehrungen für Bequemlichkeit getroffen worden. Sie nahmen auf Stühlen
in der Nähe der Kanzel Platz.
Eine unzählige Menschenmenge hatte sich angesammelt, um den großen Tag
mitzufeiern. Um ½12 Uhr begann der Feldgottesdienst. Nachdem das
niederländische Danklied "Wir treten mit Beten vor Gott den Gerechten"
verklungen war, hielt Herr Oberpfarrer Hintersatz eine dem großen Tage
entsprechende, ergreifende und an ernsten Mahnungen reiche Festpredigt.
Der allgemeine Segen und der Choral von Sedan beschloß den Dankgottesdienst.
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Senftenberger Anzeiger (1910)
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AK_SFB 121_1
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von <= 1922 auf <= 1920
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... tauchen immer dann auf, wenn es um Fotopostkarten jener Art geht, die ich in
dieser Woche in zwei Etappen vorstellen möchte.
WER, WANN und WO lauten die entsprechenden Fragewörter. Das WO ist in den allermeisten
Fällen relativ schnell geklärt. Das WER ist zumeist nicht von übergroßem Interesse. Die Datierung
der Aufnahme, also das WANN, gehört jedoch zu den elementaren Fragestellungen meines Projekts.
Ist die Karte postalisch nicht gelaufen und enthält auch die Rückseite keinerlei verwertbare Angaben
wird es ganz schwer... So wie im Falle der beiden ersten Motive.
Kein Zweifel besteht daran, dass die beiden Fotos einunddieselbe Parade zeigen. Isolde Rösler, die die
linke Abbildung im Buch "Alt-Senftenberg - Eine Bilderchronik" verwendete, stellte die Aufnahme in den
Kontext des 2. Lausitzer Bundesschießen und 500-Jahrfeier der priv. Schützengilde Senftenberg"
im August 1925. Ich habe Zweifel daran, wobei das mehr ein Gefühl als Gewissheit ist.
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Aufnahme <= 19?? Museen OSL
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Aufnahme <= 19?? Museen OSL
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Ohne stichhaltige Beweise müssen deshalb die beiden Motive bis auf weiteres als nicht sicher datierbar eingeordnet werden.
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Da macht uns die nachfolgende Fotografie das Leben etwas leichter. Aber auch nur weil sich auf der Rückseite der Schriftzug
Erinnerung von dem 50. jähr. bestehen des Krieger-Verein zu Senftenberg N.L. im Juli 1921 befindet, dem wir ganz einfach
vertrauen müssen.
"Juli 1921" war das entscheidende Stichwort und dank des Senftenberger Anzeiger
können wir das Ganze noch weiter präzisieren... es dürfte sich aller Wahrscheinlichkeit
um den 17. Juli gehandelt haben. Grundlage dafür ist nachfolgendes Festprogramm, welches
eigentlich nur den damaligen Sonntag in Frage kommen lässt.
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Aufnahme = 17.07.1921 Sammlung Fred Förster
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Die Nachbetrachtung zu den Festlichkeiten liest sich im Senftenberger Anzeiger wie folgt:
- Senftenberg, 18. Juli. Zu einer imposanten Feier gestaltete sich gestern das Fest des 50 jährigen
Bestehens des hiesigen Veteranen- und Kriegervereins. Einem Fackelzug am Vorabend folgte am Festmorgen ein
Festgottesdienst, bei dem Herr Pastor Sieg eine vortreffliche Festpredigt hielt. Nach dem Gottesdienst
wurden die Gastvereine eingeholt und nach den Standquartieren gebracht. Kurz nach 1 Uhr formierte sich der
Festzug. Voran das Tambourkorps des Männerturnvereins, dann die Jetschick'sche Kapelle in großer Besetzung,
welche eine ausgezeichnete Marschmusik lieferte, dann ein Zug des Festvereins, dahinter die Gastvereine mit
dem prächtigen Festwagen, auf dem die Veteranen von 1870/71 Platz genommen hatten. Der Festwagen wurde von
Herrn Spediteur Pusch gestellt und von vier Schimmeln gezogen. Herr Gärtner Schmidt hatte die Ausschmückung
in vollendeter Weise gelöst. 2 Herolde lenkten den Festwagen, dem noch ein Herold vorausritt. Den Festzug
beschloß der zweite Zug des hiesigen Kriegervereins. Nach einem ausgedehnten Umzug ging es nach dem Festplatz
des Schützenhauses, wo das Fest in harmonischer Weise bei Konzert, Schießen und Ball einen ungetrübten
Verlauf nahm. Seitens der Gastvereine wurden dem Jubelvereine Fahnennägel überreicht. Abends fand der Einmarsch
statt unter enormer Beteiligung des Publikums. Schöner konnte der Jubeltag unseres Kriegervereins nicht verlaufen.
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