|
Laut inoffizieller Vorankündigung soll der Senftenberger Heimatkalender Kippensand 2014 einen Beitrag zum Thema Kino
beinhalten. Sollte es sich dabei speziell um die Kinogeschichte Senftenbergs drehen, hoffe ich, dass dabei ein wenig mehr als
die sensationelle Nachricht, dass neben dem berühmten Passage-Theater noch ein zweites Kino in der Stadt existierte,
vermittelt wird.
Mit diesem Fakt scheint man immer wieder erstaunte Gesichter unter unbedarften Senftenbergern hervorrufen zu wollen. Mittlerweile
sollte das aber zum Allgemeinwissen gehören. Dass dem immer noch nicht so ist, ist möglicherweise darin begründet, dass das
Passage-Theater auch nach dem Krieg bestand, während besagtes zweites Lichtspielhaus am Neumarkt in den letzten Kriegstagen
zerstört und nachfolgend nicht wieder aufgebaut wurde. Ganz junge Senftenberger wissen nicht einmal, dass Senftenberg überhaupt einmal
ein Kino hatte, denn das letzte schloss schon vor längerem.
Die spätere "Nummer 1" das Passage-Theater war bei seiner Eröffnung Ende 1912 aber nur die Nummer 3! Für eine Zeit existierten in
Senftenberg nicht nur 2 sondern 3 parallele Lichtspielhäuser, was darin gipfelte, dass man sich in der lokalen Presse gegenseitig
die Kundschaft abwarb...
Senftenberger Anzeiger (1913)
|
|
Das im Inserat genannte Welt-Kino-Theater befand sich in der Bahnhofstrasse 27 und ich
frage mich, wieviele Zuschauer da wohl hinein passten... Viele können es nicht gewesen sein!
Nebenan der Laden von Wilhelm Brückner, der zufälligerweise auch für die Produktion dieser
Postkarte verantwortlich zeichnet. Wenn das mal nicht alles Ansichtskarten da im linken
Schaukasten sind...
Verlag: Wilhelm Brückner, Buch- und Papierhandlg., Senftenberg, N.-L. 6412 Aufnahme <= 1914 Sammlung Fred Förster
|
|
|
Das zweite Etablissement, welches diverse Namensänderungen ("Metropol", "Capitol" und
weitere) durchlief, befand sich im Saal des Stadtkellers. Das Restaurant, das
sich an der Nordseite des Neumarktes befand, war eben jenes, welches durch Kriegseinwirkungen
so stark beschädigt wurde, dass man irgendwann die Ruine abriss.
Die nebenstehende Aufnahme dürfte aus den 1930er Jahren stammen und ist leider sehr dunkel.
Aufnahme <= 1945 Sammlung Georg Messenbrink
|
|
|
Noch dunkler ist die Aufnahme vom Passage-Theater, was hauptsächlich daran liegt, dass
es eine Nachtaufnahme ist, bei der man wohl die Illumination explizit heraustellen wollte.
Das Datum des Fotos lässt sich relativ gut bestimmen, wenn man die Informationen zum beworbenen
Film "Panik in Chikago" benutzt. Zum Glück gibt es das Internet, wo man leicht Hintergrundwissen
darüber finden kann.
|
Der Film kam 1931 auf die deutschen
Leinwände und wurde mit einer einzurechnenden
Verzögerung irgendwann auch in Senftenberg
an das zahlende Publikum gebracht.
|
|
Aufnahme <= 1932 Sammlung Georg Messenbrink
|
|
Was in diesem Zusammenhang gerne unter den Tisch fallen gelassen wird: In Folge des Kino-Booms versuchte sich
nahezu jeder Gastwirt der über halbwegs geeignete Räumlichkeiten verfügte, selbst als Kinobetreiber. Und dies
nicht etwa immer nur sporadisch und von kurzer Dauer. Einige dieser "Aushilfslichtspiele" hielten sich über
längere Zeit recht erfolgreich am Markt und konnten zum Beispiel über spezielle Kindervorstellungen einen
zusätzlichen Umsatz generieren, der ihnen im Rahmen ihrer normalen Tätigkeit vorenthalten geblieben wäre.
Die nachfolgende Collage aus Inseraten des Senftenberger Anzeigers soll einen kleinen Überblick über das
bunte Treiben vermitteln.
|
|
|
Wie das Ganze vor Ort aussah, darüber vermittelt AK_SFB 538_1 einen guten Eindruck. Die Postkarte
ist derzeit nicht datierbar. Dass es frühestens 1924 gewesen sein kann, darüber klärt uns nachfolgendes
Inserat auf...
Senftenberger Anzeiger (1924)
|
Ernst Wenzel, Phot., Senftenberg. Aufnahme <= 19?? Archiv der Stadt Senftenberg
|
|
Mit diesen 4 neuen Motiven verabschiede ich mich (schon wieder! ) in ein verlängertes Wochenende.
Bis Montag!
|
|
Das Restaurant Zum Deutschen Kaiser sehen wir nicht zum ersten Mal auf www.gruss-aus-senftenberg.de.
Einen Blick in die Räumlichkeiten hatten wir indes noch nicht.
Verlag A.Porscha, Berlin Aufnahme <= 1907 Sammlung Norbert Jurk
Senftenberger Anzeiger (1906)
|
|
|
Mit dieser 3-Bild-Karte aus Sedlitz grüsse ich die dort ansässigen "Kollegen". Diese arbeiten dem
Vernehmen nach an einer Chronik ihres Heimatortes, die demnächst erscheinen soll. Ich bin gespannt!
Kunstanstalt Max Zibell, Berlin N. 58, Dunckerstr. 2a Aufnahme <= 1913 Sammlung Matthias Gleisner
|
|
|