Worum handelt es sich nun eigentlich konkret? Wir haben hier eine rahmenfüllende Platte mit 11 Aussparungen (16 x 14 cm,
18 x 15 cm, 30 x 19 cm) in denen jeweils so etwas wie ein Diorama eingefügt ist. Jedes Diorama zeigt eine Ansicht aus dem Senftenberg
des Jahres 1889. Gefertigt sind die Darstellungen zum größten Teil aus Kork. Es finden aber auch noch
andere Materialien Verwendung. Wenn ich ehrlich bin, zweifelte ich bis vor kurzem an der im ersten Moment lancierten
"Kork-Version". Dies war nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, daß das Bild nicht geöffnet werden durfte und man somit
keine Probe entnehmen konnte. Außerdem sieht das, was ich auf den digitalen Vergrößerungen erkennen kann, teilweise
nicht nach Kork aus. Zumindest das was ich mit Kork verbinde. Letztlich mußte ich aber einsehen, daß ich damit auf dem
Holzweg war, denn bei der Suche nach Hintergrundinformationen, wurde schlußendlich klar herausgestellt, daß es sich
in der Tat um Kork handelt...
Die Arbeit, die zweifellos einige Zeit in der Herstellung in Anspruch nahm, stammt definitiv aus dem Jahr 1889,
so wie es aus Beschriftung hervorgeht. Durch die Darstellung des im Bau befindlichen Krankenhauses war sie damals
sogar topaktuell: das Richtfest fand am 16. Mai 1889 statt und die Ansicht dürfte mehr oder weniger den Stand an
jenem Tag darstellen.
Während ich mit 10 der Darstellungen klar komme, sprich im Rahmen des mittels Kork Machbaren auch als stimmig und
weitestgehend korrekt wiedergegeben erachte, habe ich mit dem Dampfmühlen-Motiv ein kleineres Problem. Das Mühlengebäude
weist hier nicht das allseits bekannte Flachdach auf. Erfolgte an dieser Stelle nach 1889 ein Rückbau?
Es gibt die eine oder andere Schwäche hinsichtlich Perspektive und auch die Größenverhältnisse sind nicht immer korrekt.
Bei letzterem finde ich die völlig aus dem Ruder laufenden Dimensionen von Verkehrsmitteln (Postkutschen, Eisenbahn) einerseits lustig,
andererseits auch wieder konsequent: derartige Missverhältnisse finden wir häufig auch auf den ersten Ansichtskarten,
die erst knapp 10 Jahre später auf den Markt kommen sollten, vor.
Neben der exakten Datierung des Werkes wird uns bildseitig auch der Name des ambitionierten "Herstellers" geliefert: H. Kress
Der Name sagte mir im ersten Moment erst einmal nichts. Im Einwohnerbuch des Jahres 1897 fand ich einen Hugo Kress,
Kaufmann in der (damaligen) Kreuzstraße 144. Innerhalb der Gewerbe-Sektion desselben Buches taucht dieser unter der
Rubrik "Putzgeschäfte" auf. Wenn es also jener Hugo Kress war, dann muß er wohl nach 1889 die Branche gewechselt haben.
Denn nebenstehender Artikel aus dem Senftenberger Anzeiger vom 29. Mai 1889 liefert abweichende Informationen:
Wie dem auch sei, 1889 arbeitete Kress als Buchbinder und in dieser Eigenschaft dürfte ihm das Material Kork
wohlvertraut gewesen sein, um auf Basis dieses Werkstoffes die 11 Ansichten Senftenbergs anzufertigen.
Diese folgen unten in der Großfassung und in digital restaurierter Form:
Danke an den Verein für Heimatpflege und Steffen Rasche für die gewährte Unterstützung!
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