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Älteres

Zwei Ansichten aus Rauno. Zweimal mit gehöriger Beteiligung von Personen. Das obere Motiv sieht mir nach einem Schulausflug aus.
Wovon wir auf dem unteren Motiv eine kleine Impression bekommen, dazu berichtete der Senftenberger Anzeiger in einem zweispaltigen Bericht, den ich hier nur auszugsweise wiedergeben möchte, wobei ich mich speziell auf die dargestellte Szene konzentriere:

- Rauno, 5.August (Egs.) Schönstes Kaiserwetter lächelte dem hiesigen Krieger- und Veteranenverein zu seinem 25jährigen Jubiläum am 2.,3. und 4. August
...
Um 2½ Uhr begann die Vorstandssitzung mit der Auslosung der Preisrichter für das vom hiesigen Krieger- und Veteranenverein gestiftete Ehrendiplom, um 3 Uhr die Aufstellung der Parade und Dekorierung aller mitangetretenen Veteranen. Nachdem holte die Gewehrgruppe die Fahnen, die Ehrenjungfrauen und Ehrengäste ab. Als Letztere eingetreten waren, ließ der Vorsitzende des festgebenden Vereins stillstehen, präsentieren und meldete dem Paradeabnehmenden, Herrn Major Höfer, 20 Vereine mit 406 Kameraden darunter 21 Veteranen, sowie 3 Ortsvereine zur Stelle. Der Herr Major begrüßte hierauf die Kameraden mit einem kräftigen "Guten Tag, Kameraden", welcher Gruß ebenso kräftig von diesen erwidert wurde. Nun folgte das Abschreiten der Front, woran auch die Preisrichter mit teilnahmen.
...
Als um 12 Uhr die Trennungsstunde schlug, da gab es nur eine Meinung: Es war der glänzendste Ehrentag, den der Verein in den 25 Jahren seines Bestehens gefeiert hat. Es sei hier aber auch mit kameradschaftlichem Dank anerkannt, was die Bewohner zum schönen Gelingen des Festes mit beigetragen haben.

Senftenberger Anzeiger (1913)
Senftenberg
Verlag Frau M.Müller,
Bäckerei & Colonialwarenhandlung,
20 032a
Aufnahme <= 1907
Sammlung Fred Förster
Senftenberg
Rudolf Käding, Photographisches Atelier,
Senftenberg L.
g 57
Aufnahme = 08.1913
Sammlung Norbert Jurk
Senftenberg
Aufnahme = 1930
Museen OSL
Senftenberg
Aufnahme <= 19??
Museen OSL
Die linke Aufnahme ist zeitlich und örtlich klar zuordenbar. Für diejenigen, die das nicht auf Anhieb erkennen: wir erhalten einen Blick in die Salzmarkstrasse. Die rechte Abbildung dürfte zeitlich auch in etwa 1930 gemacht worden sein. Hierbei sehen wir laut handschriftlichem Vermerk den Beginn der Burglehnstrasse. Ich erkenne keine Gemeinsamkeiten mit heutigen Gegebenheiten.
Wir wissen wo... → Schulstrasse 5
Wir wissen wer... → Darf ich vorstellen? Heinz und Fritz. Oben am Fenster Frau Schmidt, Herr Schmidt. In der ersten Etage: Frau Munack.
Wir wissen nur leider wieder einmal nicht wann...
Aufnahme <= 19??
Archiv der Stadt Senftenberg
Bezüglich der Schulstrasse gibt es übrigens eine kleine Besonderheit: Während die Hausnummern 2, 6, 8, 10, 13, 14, 16, 18, 20, 47 und 49 zu Senftenberg gehörten, wurde der Rest der Adressen unter Jüttendorf geführt. Es sieht so aus, als ob die Grenze teilweise direkt auf der Strassenmitte verlief.
Senftenberg
Wir bleiben für heute noch kurz in der gestern vorgegebenen Ecke des Senftenberger Marktes.
Ich hatte mittlerweile zwei Exemplare dieser Fotopostkarte in der Hand und in beiden Fällen war darauf der etwas ungelenke handschriftliche Vermerk Revolationsfeier 1920. Senftenberg N.L. enthalten. Aus diesem Grund betrachte ich die Beschriftung als elementaren Bestandteil des Motivs und habe sie nicht digital entfernt, was nebenbei bemerkt, ziemlich einfach gewesen wäre.
Gott sei dank findet sich der Vermerk auf der Karte denn so haben wir relativ leichtes Spiel zu identifizieren, worum es da gerade geht...
Ich bin mir relativ sicher, dass sich die Menschenmenge exakt am 07. November 1920 auf dem Senftenberger Marktplatz eingefunden hat, wozu der Senftenberger Anzeiger folgende "Einladung" annoncierte:
Senftenberg
Aufnahme = 07.11.1920
Sammlung Theodor Restel

Senftenberger Anzeiger (1920)
Wie man sehen kann, war die Kundgebung, die sich wahrscheinlich gerade ihrem Ende näherte (der Zeitmesser am Uhrmachergeschäft zeigt 5 nach 11) relativ gut besucht und doch schweigt sich der Senftenberger Anzeiger bezüglich des Ereignisses beharrlich aus. Möglichweise stand die eher bürgerlich orientierte Zeitung gerade nicht auf "Räterußland" und "Weltrevolution".
Augsburger Tagblatt (1869)
Die Geschichte der Fotografie begann ca. 1830. 40 Jahre später suchte man schon per Zeitungsannonce (siehe oben) nach "gebildeten Damen", die die Kunst der Fotoretusche erlernen möchten.
Das heute vorzustellende Motiv ist eines derjenigen, bei dem man mittels nachträglicher Manipulationen zum Teil ganz beachtliche Ergebnisse erzielte. Mir bleibt jedoch unerklärlich, warum man sich diesbezüglich die Mühe machte, denn die Ausgangsaufnahme war doch gar nicht so schlecht...
Ich vermute, dass die ursprüngliche Fotografie jene ist, die schon von Anfang an Bestandteil des digitalen Archivs ist, nämlich diese Version hier...

Senftenberg

Für Version 2 entfernte man nachträglich teilweise die Jalousien an den Fenstern und fabrizierte künstliche Vorhänge in die nun offenen Laibungen. In der Vergrösserung kann man erkennen, dass dies eher eine nicht so meisterhafte Arbeit war. Zudem manipulierte man noch am linken Schaufenster von Erich Krause herum, zimmerte eine neue Warenpräsentation und schrieb gross den Namen des Inhabers auf die Scheibe. In letzterem Umstand hätte ich am ehesten Krause selbst als den Übeltäter erwartet, der damit ein wenig Reklame für sein Geschäft betreiben wollte. Die Karte wurde jedoch von Ziethe, einem direkten Konkurrenten von Krause gefertigt!

Die dritte (und farbige) Version verzichtet auf die Operation mit den Jalousien, weist nun aber plötzlich eine ausgefahrene Markise auf, die so im Original nicht zu sehen war. Diese Manipulation finde ich ziemlich gelungen und täuschend echt!

Und was lernen wir daraus? Immer die Schaufenster beachten!
Siehe auch nebenstehende Annonce...

Senftenberg
Verlag: G.R. Ziethe, Senftenberg
u 44951
Aufnahme <= 1924
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Verlag: Erich Krause,
Papierhandlung, Senftenberg.
Aufnahme <= 1924
Sammlung Fred Förster
Senftenberger Anzeiger (1924)