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Photo-Atelier Ernst Wenzel, Senftenberg Calauerstr.13 Tel. 283 Aufnahme <= 1935 Sammlung Matthias Gleisner
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Wie man anhand des Faksimiles aus dem "Senftenberger Anzeiger" des Jahres 1938 erkennen kann, begann die Vermarktung Senftenbergs als Reiseziel
nicht erst mit der Inbetriebnahme des Senftenberger Sees Mitte der 1970er und schon garnicht ist es eine Erfindung der Neuzeit. Auch wenn man
hier mittlerweile in Ermangelung von Industriearbeitsplätzen in ausreichender Zahl den Tourismus als Allheilmittel für Senftenbergs Zukunft sieht
und dieser tatsächlich an einigen Stellen zumindest für ein saisonales Auskommen von ein paar Senftenbergern sorgt, so ist doch die Idee, Senftenberg
fremdenverkehrstechnisch anzupreisen, schon ein paar Jahre alt...
Unabhängig davon, daß prinzipiell von Anbeginn jede Ansichtskarte, die in die Ferne verschickt wurde, Reklame für den darauf abgebildeten Ort machte,
nahm das Ganze Mitte der 1930er Jahre so richtig Fahrt auf. Die Nationalsozialisten verankerten einen bezahlten Urlaubsanspruch von 2 bis 3 Wochen
pro Jahr, womit viele "Volksgenossen" erstmals in den Genuß kamen, tatsächlich eine längere Urlaubsreise in Betracht zu ziehen und auch durchzuführen.
"Kraft durch Freude" sollte in diesem Zusammenhang ein Begriff sein. Und um die passenden Urlaubsziele innerhalb Deutschland kümmerte sich ein spezielles
Staatssekretariat für Fremdenverkehr im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda.
Hier liefen alle Fäden der 34 Landesfremdenverkehrsverbände und ungefähr 10000 Heilbäder, Kurorte, Seebäder und Sommer- und Wintererholungsorte zusammen.
Zur Propagierung der Reiseziele veröffentlichte man zahlreiche Wander- und Reiseführer wie die oben genannten "Deutschland-Hefte". Und in denen war neben
den bereits gut bekannten und klassischen Reisezielen zunehmend auch Senftenberg vertreten...
Aber machen wir uns nichts vor, die Region um Senftenberg konnte damals nicht mit irgendwelchen Naturschönheiten oder überragenden Sehenswürdigkeiten aufwarten.
Stattdessen machte man aus der Not eine Tugend und wies in den allermeisten Fällen auf die hier zu bestaunenden Industrieanlagen hin.
Wie sich das in etwa darstellte, zeige ich anhand zweier Faksimiles aus einschlägigen Publikationen jener Zeit: links "Führer durch die Mark" (1935) und
rechts "Reichs-Handbuch der deutschen Fremdenverkehrs-Orte" (1938).
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