Die
KARTE von 1751 zeigt uns nochmals recht anschaulich unsere Heimatstadt
SENFTENBERG als
>DAS KLEINE VENEDIG AM ELSTERUFER<
die ein Chronist um 1830 wie folgt beschrieb:
"Die Stadt ist erbaut am linken Ufer der sie
im Osten, Norden und Westen umfließenden SCHWARZEN ELSTER und an der WOLSCHINKA...
Im Süden verbindet der STEINDAMM Senftenberg mit Buchwalde, damit schwere Fuhrwerke nicht im hiesigen Sumpf stecken bleiben."
Die
WASSERWEGE dienten den Bauern zu vielerlei Kahntransporten:
auf ihnen wurde der Dünger zu den Wiesen im Laugk gebracht, das Heu und der ebenfalls gestochene Torf von dort nach Hause gefahren und einheimische Fischer brachten ihren Fang aus den Elstergräben heim.
WASSER IST LEBEN ! Das zeigte sich nicht nur darin, dass es die menschliche Arbeit und damit den Broterwerb ermöglichte, sondern auch am "kulturellen Leben", das ein anonymer Heimatfreund in der Beilage zum >Senftenberger Anzeiger< ("Aus der Heimat - für die Heimat" vom 25.02.1927) beleuchtete:
SENFTENBERG'S JUGENDBELUSTIGUNG
VOR 45 JAHREN
"Vor 45 Jahren [1882] war unser Heimatort noch reicher an Naturschönheiten mannigfacher Art, namentlich trugen die damals von hohen Erlen und anderen Laubbäumen eingesäumten WASSERWEGE am meisten dazu bei, jung und alt zu gemeinsamen AUSFLÜGEN nach dem Dörfchen REPPIST mit seinem schönen Garten und Goldfischteiche zu vereinigen.
Es wurde verabredet, zu KAHN eine Partie zu machen.
Die in dichter Reihe im Elsterbett an der Wendischen Kirche bis zur damals >SCHUTZBRÜCKE< genannten Brücke stehenden Kähnen wurden fein gesäubert, mit Sitzbrettern und bunten Lampions versehen und nach Bemannung mit kundigen Fahrern glitten die dicht besetzten Kähne zum Sammelplatz an der WENDISCHEN KIRCHE.
Dort befand sich bereits der KAHN MIT MUSIK, gestellt von Jugendfreunden, welche seiner Zeit Guitarren~, Flöten~ und Geigenspiel zu beherrschen verstanden.
War alles da, so setzte auf ein gegebenes Zeichen die Musik ein und der lange Zug fuhr nun den >BENEDIKTENGRABEN< hinauf zum Reppister >TRIFTWEGE<, in die zu beiden Seiten desselben vorhandenen breiten Gräben und gelangte bis zur heutigen Spremberger Straße. Alles stieg aus. Die mitgenommenen Körbchen und Pakete mit den 'Stärkungsmitteln' in die Hand und mit fröhlichem Gesang ging es nun in >ZSCHEICHS GARTEN<, wo bereits Tische gedeckt, und der braune 'Mocca' einlud.
Nach gemeinsamer Stärkung wurden allerlei Spiele arrangiert, und, hatte man sich auf diese Weise genug Bewegung verschafft, wohl auch auf der damals noch etwas primitiven KEGELBAHN seine Kunst im Kegelspiel gezeigt, dann mahnte ein gegebenes Zeichen zu gemeinsamen Stärkung für die Heimreise.
Alles nahm wieder an den gedeckten Tischen Platz und bei vorzüglichem Braunbier, Kaffee, Milch oder Naturlimonade, wurden nun die mitgebrachten Stullen verzehrt. Wer es sich leisten konnte, erwarb bei 'Mutter Zscheich' vorzüglichen Bauernkäse oder Hausmacherwurststullen und mit Musik und Gesang verließ man die gastliche Stätte.
Inzwischen hatten dann die Kahnführer die LAMPIONS an den Stäben befestigt und angezündet, und um nun nicht wieder denselben Heimweg fahren zu müssen, bog die ganze 'Flottille' in den sogenannten >HAUPTGRABEN< ein und fuhr nach Senftenberg zurück.
Fröhliche Lieder mit und ohne Musikbegleitung ertönten in harmonischer Weise und nur zu schnell verging die herrliche Fahrt.
An der >HAUPTGRABENBRÜCKE< (heute an Kaufmann Klein's Grundstück) bogen einige Kähne aus, die ihren Stand sonst in den breiten Chausseegräben hatten, d.h. dort, wo heute beiderseits der Bahnhofstraße die Bürgersteige gepflastert sind, (zwischen Klein's und Neuendorf's, bzw. Flemming's und Kantor Lehmann's Grundstücken).
Das Gros fuhr bis zu 'Gansauges' damals noch unbebautem Grundstück, wo wiederum die bis zur >SCHUTZBRÜCKE< sonst stationierten Kähne abschwenkten, während die übrigen links abbogen und nach Festmachen der unterwegs ihre Standorte aufsuchenden Kähne bis zur WENDISCHEN KIRCHE fuhren und anlegten.
Da es zu jener Zeit hier noch keine 'Singspiele und Kaffeelokale' gab, ging alles nach Hause und freute sich , einen schönen Abend in Gottes freier Natur verlebt zu haben..."
Doch nicht nur per Kahn war Senftenbergs Jugend unterwegs, sondern überwiegend "auf Schusters Rappen", wie ein weiterer Ausschnitt aus o.a. Quelle beweist:
"Frühzeitig versammelten sich die Teilnehmer an >WASSER-DURINGS GARTEN<, dort wo heute Hotel Mingau seinen Platz hat. War alles da, so ging es mit fröhlichem Gesang den Wiesenweg hinter >AMTSMÜLLERS SCHEUNE< entlang, also vor Buchwalde, bis zur Großkoschener Brücke, wo kurze Rast gemacht und das Spielen der zahlreichen Fische in der 'neuen Elster' beobachtet wurde.
Bald nahm der KOSCHENER WALD die fröhlichen Wanderer auf und nicht lange währte es, so erquickte Kaffee und vorzügliche, mit guter Butter gestrichene und mit Zucker und Zimt bestreute saftige Plinze das Völkchen.
Vater Paulick würzte mit nie versagendem Humor die Zeit und so verging letztere dort viel zu schnell, weil ja auch der KOSCHENBERG besichtigt werden sollte..."
Abschließend möchte ich alle Leser ermuntern, sich mit Hilfe der bislang veröffentlichten Artikel, Kommentare, Karten & Stadtpläne im Webseiten-Archiv sowie eigenen Quellenmaterials daran zu versuchen, die
>FAHRTROUTE< und Lage der einzelnen
>KAHNSTANDORTE< auf den aktuellen Senftenberger
>STADTPLAN< zu übertragen.
Na, das ist doch mal was, oder ?
