Das heute vorgestellte Gebäude war schon immer eine beliebte Einkaufsstätte in Senftenberg:
aus der am 23. Oktober 1909 eröffneten
FILIALE und dem späteren
KAUFHAUS WALDSCHMIDT wurde nach dem Krieg ein
HO-KAUFHAUS.
Anfang der 1960er Jahre mutierte es zum >
KdN<, dem "
Kaufhaus der Niederlausitz",
ab 1967 zum
Kaufhaus >MAGNET<, bevor es nach der Wende als
Kaufhof Warenhaus >MULTISTORE<fungierte und im Jahre 2004 zum Leidwesen der Senftenberger Bürger
sein langes Kaufhausleben aushauchte.
Da die heute propagierten Postkarten aus der DDR-Zeit stammen,
habe ich aus alten 1960er Ausgaben der
>LAUSITZER RUNDSCHAU< ein paar
KAUFHAUSGESCHICHTEN
zusammengetragen, die viele alteingesessene Senftenberger sicherlich noch an die "alte Zeiten" erinnern:
17.03.1961
"Die Lehrlinge des staatlichen und genossenschaftlichen Handels gestalteten im Kulturraum des >KAUFHAUSES DER NIEDERLAUSITZ< innerhalb des Berufswettbewerbes eine LEISTUNGSSCHAU, die von etwa 800 Personen besucht wurde. Dem Besucher fiel sofort eine Veränderung gegenüber dem Vorjahr auf.
Die Torten, die Fleisch~, Wurst~ und Käseplatten usw. waren in Vitrinen angeordnet. Die Lehrlinge hatten bei der Herstellung der Platten viel Sorgfalt aufgewendet. Alles war liebevoll angerichtet, und man bekam direkt Appetit, sich an den schönen Sachen zu laben. Die Lehrlinge gaben den Besuchern Auskunft und luden zum Kosten ein. Es wurden Suppen, Weine und von den Kochlehrlingen Gebackenes angeboten. Die Industriewarenlehrlinge führten Küchen~ und Kaffeemaschinen vor. Sogar Kuchen wurde gebacken, den man mit dem in der Kaffeemaschine bereiteten Kaffee kosten konnte. Die Kellnerlehrlinge hatten eine Tafel zur Jugendweihe gedeckt und zeigten, wie man auch im häuslichen Kreis eine Tafel festlich gestalten kann."
Beim Gang durch die Ausstellung
>1000 kleine Dinge< stellte der Leiter des Kaufhauses am 22.4.1961 alledings weniger Erfreuliches fest:
"Wir haben schon erfahren, daß in unserem Sortiment beispielsweise noch Maschendraht, Kakteentöpfe, Verlängerungsstücke und Spritzdüsen für Gartenschläuche fehlen."
Diese
INDUSTRIEWAREN stießen bei männlichen Kunden selbstredend auf großes Interesse, während die weibliche Kundschaft ausnahmslos beim Stichwort
SCHUHE die Ohren spitzte:
Am 28. Juli 1961 berichtete in der >LR< eine Leserin, dass sie von einer im Kaufhaus eingetroffenen Sendung
IMPORTSCHUHE erfahren hatte,
"von der sie gern ein Paar erwerben wollte. Nach Auskunft der Verkäuferin S. wären aber nur EIN PAAR angeliefert worden. Daß das nicht stimmen konnte, sah unsere Leserin an den Bemühungen einer älteren Dame, so einen Schuh anzupassen. Und an der Ladenkasse stapelten sich weitere Kartons mit dem begehrten Artikel.
'Sie sind alle angezahlt', war die Antwort der Verkäuferin auf eine entsprechende Frage. Kassenzettel konnten aber nicht vorgewiesen werden. Diesem Hin & Her bereitete die Leiterin ein Ende, indem sie alle vorhandenen Kartons hervorholte. Plötzlich waren noch 19 PAAR SCHUHE vorhanden.
Eine derartige VERKAUFSMETHODE mindert das Vertrauen der Käufer zum staatlichen Handel... Wann wird dieser skandalöse Fall in einer Versammlung ausgewertet ? Den Extrakt davon will die >LR< zur Veröffentlichung haben."
So eilig schien man es nicht zu haben, denn erst am 22.12.1963 machte man offensichtlich "Nägel mit Köpfen", oder besser noch "Pumps mit hohen Absätzen":
"Mitglieder der Arbeiter-und-Bauern-Inspektion und Arbeiterkontrolleure statteten dem >KAUFHAUS DER NIEDERLAUSITZ< in der Kreisstadt einen Besuch ab, der dem Ziel diente, zurückgelegte Ware zu kontrollieren. Hinweise aus der Bevölkerung gaben die Veranlassung dazu. In der SCHUHWARENABTEILUNG wurde festgestellt, daß etwa 30 Warenpositionen für Verkäuferinnen und Kunden zurückgelegt waren. Das Lager machte keinen besonders guten Eindruck. SCHUHE, insbesondere Importware, waren zwar im Lager vorhanden, aber nicht in den Ausstellungsregalen. Hauptsächlich handelte es sich um DAMENSCHUHE! Die Verkäuferinnen erklärten, sie seien nicht in der Lage, diese SCHUHE in die Regale im Verkaufsraum zu bringen, weil der Kundenstrom besonders hoch ist. Wenn jedoch das Lager übersichtlicher und die Arbeitsorganisation in der Brigade besser wäre, dann würden auch jene SCHUHE den Kunden zum Kauf bereitstehen.
Aber wenn die SCHUHE (insbesondere aus Importen) im Lager bleiben, dann...
Völlig anders als in der SCHUHABTEILUNG sah es dort aus, wo DAMENBEKLEIDUNG angeboten wird. In dieser Abteilung gab es etwa 70 Positionen zurückgelegte Ware, von der die Hälfte bereits von Kunden angezahlt worden war. Fast ohne Ausnahme gab es diese Gegenstände zum Zeitpunkt der Kontrolle auch im Verkaufsraum.
Sämtliche zurückgelegte Ware ist mit konkretem Nachweis darüber versehen gewesen, um welchen Kunden es sich handelt und bis wann die Abholung erfolgt.
In der LEBENSMITTEL~ sowie STRUMPFABTEILUNG gab es keine Beanstandungen. Der Kaufhausleiter erhielt den Auftrag, das Ergebnis der Kontrolle gründlich auszuwerten und die festgestellten Mängel zu beheben."
Apropos:
LEBENSMITTEL
"WEITERSAGEN: Im KONSUM, im HO, bei STUMPF, in der VITAMINQUELLE...gibt's Bananen !" Dieser Ruf über den Buschfunk machte vor allem den weiblichen Beutelgermanen Beine - ihre Ehemänner waren ja auf Schicht oder anderweitig werktätig. Wie auf Kommando verließen die Frauen blitzartig Haus & Hof. Sie sperrten vorher schnell noch ihre Kleinkinder ins Laufgitter, nahmen das Essen vom Herd, unterbrachen das Bügeln (vergaßen auch schon mal das Bügeleisen auszuschalten), schlossen das Büro ab, setzten die Dauerwelle ganz fix unter die Haube, übergaben dem Lehrling die Aufsicht über den Bockwurstkessel, hüpften sogar aus dem Liebesnest...kurzum, diese
NACHRICHT brachte überall den gesamten Tagesablauf durcheinander...
Ihr "zweites Leben" verbrachte nämlich jede Hausfrau tagtäglich mit
SCHLANGESTEHEN, je nach Temperament mit oder ohne Murren, in irgendeiner
>SOZIALISTISCHEN WARTEGEMEINSCHAFT<.Das war so, auch wenn es viele heute nicht mehr wahrhaben wollen.
Die Nachwendegeborenen kennen das eh nicht mehr und wollen es meist auch nicht glauben.
Was soll's ? Nicht alles, worüber wir uns früher aufregten, ist
BESSER geworden
- im Höchstfall
ANDERS...
