Mittlerweile haben wir schon ziemlich oft das rege
VEREINSLEBEN
in unserer Heimatstadt Senftenberg und deren Umland beleuchtet.
Abgesehen von den Kriegervereinen standen dabei vor allem diverse Handwerker~, Sport~ und Gesangsvereine im Focus, die in der Mehrzahl unpolitisch daherkamen und höchstens in der Kommunalpolitik ihre Stimme erhoben.
Mein Großvater (Jahrgang 1893) hatte, abgesehen von einer nachbarschaftlichen Skat-Runde, mit Vereinsmeierei nichts am Hut. Er blieb zeitlebens seinem Lebensmotto treu:
"DER WICHTIGSTE VEREIN HEISST FAMILIE!"
Auch der 1899 geborene, sehr naturverbundene Großvater meiner Frau schloss sich lediglich den "Wandervögeln" an, die, wie einst die "fahrenden Gesellen", braungebrannt mit Schlapphut, auf dem Buckel den Rucksack mit einem außen hängenden, rußigen Kochtopf und auf der Schulter eine Mandoline bzw. Gitarre mit grün-rot-goldenen Bändern, ihre deutsche Heimat erkundeten.
Die
VEREINE, die sich im Jahre 1925 zum
DEUTSCHEN TAG in Senftenberg zeigten, waren allerdings aus völlig anderem Holz geschnitzt.
Für sie galt nämlich, gelinde ausgedrückt, das folgende Motto:
"Vereine fördern die Bestrebungen ihrer Mitglieder,
und stören die der anderen."
An den ab 1920 alljährlich unter der Bezeichnung
>DEUTSCHER TAG< durchgeführten Großveranstaltungen nahmen verschiedene
VÖLKISCHE, NATIONALISTISCHE oder PARAMILITÄRISCHE VERBÄNDE teil,
welche in der
FESTFOLGE als Organisatoren auftraten.
In Senftenberg waren es damals folgende:
(1) Der >Scharnhorst-Bund deutscher Jungmannen< war in der Zeit der Weimarer Republik eine militaristische Jugendorganisation des "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten". Sie existierte bis zur Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933. Danach wurden alle „Jungmannen“ in die Hitlerjugend übernommen. Ihre Mitglieder trugen als äußeres Erkennungsmerkmal, neben ihrer Militärkleidung, das Traditionsabzeichen des Bundes deutscher Jungmannen.
(2) Der >Jungdeutsche Orden< , abgekürzt Jungdo,
war zeitweise der größte national-liberale Verband in der Zeit der Weimarer Republik,
der sich durch sein staatspolitisches Ziel, seine Organisation sowie durch sein Brauchtum von anderen politischen Organisationen unterschied. Er war aus einem Freikorps hervorgegangen. Die Mitglieder hatten ein eher elitäres Bewusstsein,
der Bund war „klar antibolschewistisch und antisemitisch,
aber nicht unbedingt durchweg verfassungsfeindlich“.
Die Organisation des Ordens ähnelte der Struktur mittelalterlicher Ritterorden.
Als einheitliche Bekleidung diente dem Orden die feldgraue Soldatenuniform, deren Rock durch eine Windjacke ersetzt wurde. Es gab jedoch keine Rangabzeichen.
Der Jungdeutsche Orden setzte sich 1925 für eine Versöhnung mit Frankreich ein und grenzte sich damit gegen reaktionäre und nationalistische Gruppierungen ab.
(3) Der >Wehrwolf. Bund deutscher Männer & Frontkrieger<
war ein nationalistischer und republikfeindlicher, paramilitärischer Wehrverband in der Weimarer Republik. Er wurde als Mitteldeutscher Schutzverband am 11. Januar 1923 gegründet. Seine Mitglieder bestanden vorwiegend aus Freikorps-Mitgliedern und Offizieren niedrigerer Dienstgrade.
Bereits 1923 begann, in Zusammenarbeit mit der Reichswehr, die militärische Ausbildung der Mitglieder, u.a. an Gewehr 98, Pistole 08, MG 08/15, Handgranate, Gewehrgranate, Minenwerfer und Infanteriegeschütz.
Die Uniformen der Mitglieder bestanden u.a. aus feldgrauen Waffenröcken mit weißem Totenkopf auf schwarzem Kragenspiegel, Koppel mit Totenkopf auf dem Schloss,
schwarz-weiß-rote Armbinde mit Totenkopf und eine schwarze Schildmütze.
(4) Der >Wehrbund Ostmark< schließlich war eine geheime, paramilitärische Organisation, die im Herbst 1924 gegründet, jedoch schon im Mai 1926 durch das Preußische Innenministerium aufgelöst, wurde, weil sie trotz Verbots mit Maschinengewehren, möglicherweise aus Beständen der vordem ebenfalls verbotenen Schwarzen Reichswehr, geübt hatte.
(5) Der >Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten< war ein Wehrverband zur Zeit der Weimarer Republik, der kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges im Dezember 1918 gegründet worden war. Finanziert wurde er von ehemaligen Militärs, Unternehmern und Großgrundbesitzern.
Ihre Uniformen hatten die Mitglieder über den Krieg gerettet und pflegten so das militärische Image auch weiterhin.
Obwohl sich der Stahlhelm offiziell als überparteilich darstellte, trat er seit 1928 offen als Republik~ und demokratiefeindlich in Erscheinung. Ziele waren die Errichtung einer Diktatur in Deutschland & die Vorbereitung eines Revanchekrieges.
Und das Motto hierzu war ja wohl mehr als eindeutig:
„Wir hassen mit ganzer Seele den augenblicklichen Staatsaufbau,
seine Form und seinen Inhalt und wollen unser geknechtetes Vaterland befreien !" Die genannten
VEREINE wollten sich natürlich voneinander unterscheiden,
auch wenn es erst mal nur auf unterschiedliche Uniformen hinauslief.
Dafür war die nationalistische Ausrichtung wieder Gemeingut und ließ sich in einem Gedicht zum
DEUTSCHEN TAG wie folgt unterbringen:
"Auf Bergen und auf Höhen laßt helle Flammen wehen,
daß alle Augen sehen, es ist ein DEUTSCHER TAG;
laßt hehre Feuer zünden, daß sie dem Nachbar künden,
der uns umstrickt mit Sünden, es ist ein DEUTSCHER TAG."
Ja, ja, die >bösen Nachbarn<...
