BILDPOSTKARTEN
sind ein typisches Produkt der sogenannten
GRÜNDERZEIT:
Um 1875 wurden sie auf dem >Postweg< verschickt und mauserten sich bald darauf zum Objekt für die industrielle Produktion.
Im damaligen Deutschen Reich durften Bildpostkarten erst seit 1885 verschickt werden. Die Jahrhundertwende erlebte dann schon eine wahre Flut von Bildthemen auf
POSTKARTEN.
Da aber noch die postamtliche Festlegung bestand, dass die
ANSCHRIFTSEITE von Mitteilungen frei zu bleiben hatte, musste demzufolge auf der
BILDSEITE Raum für Grüße und kleine Informationen reserviert werden. Da jener aber nur sehr dürftig bemessen war, sah sich der Kartenschreiber genötigt, seine Kommunikation zu zügeln und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Weiterreichende Informationen zur Schönheit der Landschaft, den Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen, die der Absender mitteilen wollte, übernahmen die Bilder. Sie ersetzten die Worte. Vorgedruckte
GRUSSFORMELN rundeten das Ganze ab.
Was an einer Stadt schön ist, bleibt Ansichtssache. Dadurch gewinnt der umgangssprachliche Ausdruck
>ANSICHTSKARTE< eine zusätzliche Dimension. Beliebt waren Fotos aus der Vogelperspektive, die auf
MEHRBILDKARTEN mit anderen Einzelmotiven kombiniert wurden.
Dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend wurden die sogenannten
POTPOURRI-KARTEN als
LITHOGRAPHIE ausgeführt und fast immer mit dem Aufdruck "Gruß aus ... (Senftenberg)", meist in ganz markanter Pinselschrift, versehen.
Die einzelnen Ortsdetails, wie Plätze, Gebäude, Denkmäler, Stadtsilhouetten u.a. wurden in Rechtecke, Kreise, Halbkreise oder andere geometrische Flächen gesetzt, die entsprechenden Untertitel in kleinerer Schrift ausgeführt. Oft wählte man auch schmückendes Beiwerk, wie Jugendstilverzierungen, Stadtwappen & ~siegel oder Blumen als schmückendes Beiwerk.
Hier einige Beispiele aus der Zeit um
1900:
Die Beliebtheit der
BILDPOSTKARTEN entwickelte sich so gewaltig, dass sie bald darauf zum
SAMMELOBJEKT wurden. Davon profitierte in nicht geringem Maße wiederum die Postkartenindustrie, die größten Wert auf höchste technische Perfektion legte und das Sammeln durch Herausgabe von Serien zu bestimmten Regionen, Städten oder Ereignissen als besonders sinnvolle Freizeitbeschäftigung anpries.
Schon 1897 gab es in Deutschland 60 Fabriken, die Sammelsteckalben für Postkarten produzierten, welche, sowohl in bürgerlichen Salons als auch in der "Guten Stube", zu Statussymbolen wurden.
Schon nach dem 1.Weltkrieg trat die
LITHOGRAPHIE unter den Ansichtspostkarten zusehends in den Hintergrund und wurde durch die
BROMSILBERPOSTKARTE ersetzt. Mit ihr nahm auch der Anteil an
MEHRBILDKARTEN mit 3 bis 6 nebeneinander gestellten Fotos zu, die einen Gesamteindruck von der gesamten Stadt oder auch nur einzelnen Objekten vermitteln.
Sie waren auch zu DDR-Zeiten dominierend. Dabei lohnt ein Vergleich mit den
ANSICHTEN von 1900. Man kann sehr gut ablesen, welchen Gebäuden einst stete Gunst zuteil wurde, auf die man dann in der Neuzeit verzichtete. Während man früher überwiegend die repräsentativen Bauten ablichtete, pries man in den 1970ern den sozialistischen Wohnungsbau.
Es fällt allerdings auch gleich ins Auge, dass der Senftenberger Bahnhof schon immer etwas stiefmütterlich behandelt wurde und aus diesem Grunde heute so traurig und trostlos aussieht...
Heute ist die
BILDPOSTKARTE zu einem Relikt geworden und befriedigt im Wesentlichen Bedürfnisse von Touristen, die es als festes Ritual ansehen, alle Daheimgebliebenen auf ganz traditionelle Art & Weise über Wetter - Essen - Unterkunft während ihrer Urlaubsreise zu unterrichten...
Manche nehmen die Sache so ernst, dass sie die Karten schon zu Hause, noch vor ihrer Abreise in den Urlaub, formulieren...
Der kluge Mann schreibt vor !
