Neues 213 - 2016-02-03

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Matthias
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Neues 213 - 2016-02-03

Beitragvon Matthias » Di 2. Feb 2016, 19:50

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Harald
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Re: Neues 213 - 2016-02-03

Beitragvon Harald » Mi 3. Feb 2016, 16:37

"Das LEXIKON enthält eine Menge Namen von Dingen, von Sachen und Personen, Namen, von denen Euch viele stets umgeben und von denen Ihr gar oft habet sprechen hören.
Ihr Schlauköpfchen achtet zwar wohl auf alle Dinge, die Euch umgeben, aber Ihr denket oft nicht darüber nach. Dabei ist es doch so schön, und so gut, und so nützlich, etwas Näheres, als nur die bloßen Namen zu wissen und zu erfahren.
Darum nehmet nur dieses Buch recht fleißig zur Hand und leset darin recht oft mit Verstand..."

So oder ähnlich kann man es im Vorwort von vielen ABC-BILDERBÜCHERN, ANSCHAUUNGSBÜCHERN, sowie LESE~ & CONVERSATIONSBÜCHERN lesen, die bei unseren Altvorderen in der Kindheit mehr oder weniger in Gebrauch waren. Es bedurfte also nicht erst des im DDR-Kinderbuchverlag erschienenen Bestsellers >VON ANTON BIS ZYLINDER<, um die jüngsten Leser an Nachschlagewerke heranzuführen.
Ich habe für das aktuelle Thema

DER UHRMACHER

mal in diversen altertümlichen >LESEBÜCHERN< recherchiert und dabei viel Interessantes über diesen
"HANDWERKER & KÜNSTLER" in Erfahrung gebracht.

Lesebuch 1830_resize.jpg

(1) Einen kindgemäßen, und dennoch sehr aufschlussreichen Blick in die UHRMACHERWERKSTATT eröffnet uns das
>Deutsche Lesebuch für einfache Volksschulen< (1874):

Mit ihrem tick tack spricht die Uhr:
Mein Kind, du lebst ein Weilchen nur,
ein jeder neue Stundenschlag
gemahnt dich an den letzten Tag;
von deiner Wiege bis an's Grab
ist kurz der Weg; dies merk', mein Knab'!


Uhrmacher 1698_resize.jpg

"Der UHRMACHER ist ein geschickter Mann. Ich habe einmal in das Innere von Vaters TASCHENUHR gesehen; da waren so viele kleine Rädchen, Scheibchen, Zapfen und Schrauben drin, daß mir's unmöglich schien, daß Menschenhände solch Kunstwerk bereiten könnten.
Hernach bin ich aber in des UHRMACHERS WERKSTATT gewesen und habe gesehen, wie er alle die feinen Sachen mit den niedlichsten Werkzeugen verfertigt. Was für eine Menge UHREN waren da!
Goldene und silberne TASCHENUHREN, STUTZUHREN mit schönen Säulen und große und kleine WANDUHREN. Die machten ein merkwürdiges Geräusch mit tick und tack, und als gar eine Stunde vorüber war, da hättet ihr sollen das Schnurren und Schlagen hören!
Es konnt' es immer eine besser als die andere. Eine große WANDUHR hinten in der Ecke rief nach jedem Schlage: Kuckuck! und eine andere, die daneben stand, fing gar ein lustiges Stücklein zu spielen an.
Man sollte gar nicht glauben, daß eine Uhr so lustig sein könnte.
Sie hatte ein so ernsthaftes Gesicht und schien sich um nichts weiter zu bekümmern, als um die Zeit."

(2) Über die unterschiedlichen ARTEN von UHREN informiert das
>Lesebuch für Deutschlands Jugend< (1800)

"Der UHRMACHER macht UHREN, die zur Eintheilung der Zeit in Stunden, Viertelstunden, Minuten und Sekunden gebraucht werden.
Es giebt Stadtuhren, Wanduhren und Sackuhren.
Die STADTUHREN sind auf den Thürmen, als gemeine Stadtzeiger, welche stündlich durch gewiße Schläge anzeigen, wie viel die Uhr sey; auch wohl vorher, um die Leute zum Aufmerken zu präpariren, die vier Viertel schlagen, oder auch ein geistliches Lied spielen; dabey denn die künstliche Hand des Uhrmachers allerley Inventionen, als z.B. einen krähenden Hahn, den Tod mit der Sense und mehr anzubringen weiß.
Die WANDUHREN hänget man entweder an die Wand, oder setzet sie neben sich auf den Tisch. Die SACKUHREN trägt man bey sich."

(3) Den älteren Schülern bringt man im >Lehr~ und Lesebuch für die höheren Klassen< (1862)
auch die UHRENHISTORIE etwas näher:

"Die ersten UHREN waren die SONNENUHREN und schon 1500 vor Christus bekannt. Ab 580 vor bis 1050 nach Christus bediente man sich der WASSER~ und SANDUHREN, bevor ein Geistlicher zu Verona, Pazifikus mit Namen, den ersten Versuch mit "selbstgängigen"
RÄDER-UHREN machte.
Im Jahre 1368 hatte man in Deutschland schon SCHLAGUHREN auf den Kirchthürmen. Im Jahre 1520 erfand Peter Hele, ein Nürnberger Uhrmacher, die TASCHENUHR. Sie war eiförmig (wurde deshalb "Nürnberger Ei" genannt) und zeigte nur die Stunden an.
Die Taschenuhren wurden auch SACKUHREN genannt und vervollkommneten sich in sehr kurzer Zeit. Kaiser Karl V. soll schon einen goldenen Ring an seinem Finger getragen haben, in welchem an Stelle des Steins ein Uhrwerk mit Rädern eingeschlossen war. Und so oft eine Stunde vergangen war, gab es ihm einen Stich in den Finger."

Lesebuch 1838_resize.jpg

(4) Sehr beliebt bei den Autoren waren ethisch-moralische "SEITENHIEBE" für die Heranwachsenden, was hier im >Lesebuch für Kinder< (1869) sehr deutlich wird:

"Kinder! wenn ihr eine WAND~ oder SACKUHR betrachtet, so müßt ihr gestehen, daß es um eine solche Hauseinrichtung eine herrliche und sinnreich erfundene Sache ist.
Die ersten Völker bedienten sich statt der UHR eines sandgefüllten Glases; später wurden die WASSER~ und SONNENUHREN, in neuern Zeiten aber WAND~ und SACKUHREN erfunden, mit denen man es zu einer hohen, erstaunenswerthen Kunstfertigkeit gebracht.
Der UHRMACHER, den ihr, meine Kinder, im vorstehenden Bilde an seiner Werkstätte seht, ist der Sohn eines im Jahre 1796 ausgewanderten französischen Edelmanns. Der brave Jüngling erlernte in Deutschland das Kunstfach eines UHRMACHERS, und nährte als solcher 6 volle Jahre hindurch sich und seinen alternden Vater.
'Das war brav, recht brav!' werdet ihr sagen, meine Kinder, und ich stimme freudig in euern Lobspruch ein:

Liebliche Vertraulichkeit zwischen Aeltern und den Kindern,
wie vermagst du Gram und Leid als ein Balsambad zu lindern !"

Beim Lesen in den >BÜCHERN MIT WÖRTERN< war ich sehr angetan von der einfachen, sehr bildhaften Sprache, in der mehr oder weniger ausführlich viele Dinge beschrieben wurden, und zwar in der Art und Weise wie Kinder - zu damaliger Zeit - miteinander redeten und wie sie es wohl auch am liebsten hatten und am besten und leichtesten verstanden.
DAS hätte mir als Kind wohl auch sehr gut gefallen.
Stattdessen musste ich wohl oder übel mit dem >BROCKHAUS von A-Z in einem Band< beginnen, was aber meiner späteren Liebe zu Lexika keinerlei Abbruch tat.
Aber wie gesagt, es wäre schon schön gewesen, wenn...

Zeitrechnung_resize.jpg

Ich tröste mich im Nachhinein mit diesen zwei Postkarten, die wohl ein sehr kurioses Beispiel für
ÜBERAUS AKKURATE ZEITRECHNUNG darstellen dürften...;-)


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