Neues 198 - 2015-10-21

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Matthias
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Neues 198 - 2015-10-21

Beitragvon Matthias » Mi 21. Okt 2015, 18:43

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Harald
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Re: Neues 198 - 2015-10-21

Beitragvon Harald » Do 22. Okt 2015, 09:05

In einer kleinen Konditorei_resize.jpg

In einer kleinen Konditorei
da saßen wir zwei bei Kuchen und Tee.
Du sprachst kein Wort, kein einziges Wort
und wußtest sofort, dass ich dich versteh.
Und das elektrische Klavier das klimpert leise
eine Weise von Liebesleid und Weh...

Dieses im Jahre 1929 vom österreichischen Komponisten Fred Raymond geschaffene Lied wurde über Nacht zu einem Super-Schlager, ein Jahr später zum "Titelsong" des gleichnamigen Kinofilms. Kurze Zeit später wurde es erwartungsgemäß als "Lied & Tango mit Gesangstimme" in großen Kaffeehäusern oder winzigen Cafés von kleinen Instrumentalensembles oder einsam klimpernden Pianisten
zu Gehör gebracht. Ich nehme stark an, dass es auch beim "Torten-Publikum" im Senftenberger >CAFÈ LAMMLA< am Markt zu den "Ohrwürmern" zählte. UNTERHALTUNGSKONZERTE gab es ja ab & an, wie in den folgenden Inseraten von 1932 nachzulesen ist:

Lammla Inserate 1932_resize.jpg

Diese sogenannte
KAFFEEHAUS-MUSIK
war zumeist nur Hintergrundmusik, leise genug um Gespräche mit dem Tischnachbarn zu ermöglichen, jedoch laut genug, um unerwünschtes Mithören der Gäste an anderen Tischen zu vermeiden.
Diese Art einer Atmosphäre erzeugenden UNTERHALTUNGSMUSIK etablierte sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in Wien und wurde mit dem Typus des >Wiener Kaffeehauses< später auch ins preußische Berlin exportiert. Dort entwickelte sich das >Wiener Café< entweder zu einer Art Gaststätte (halb Speiselokal, halb Café, mit Bierhähnen neben den Kuchenbuffets) oder wurde als "kleine Konditorei" zum "Original -Berliner Café". Während allerdings ausliegende Zeitungen ein unabdingbarer Bestandteil jedes Cafés waren, gab es Musik anfangs nicht überall.
Erst während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts war MUSIK IM KAFFEEHAUS zum Erfolgskonzept geworden. Es bot sich damit ein wachsender Markt speziell für jene Musiker und Musikerinnen, die in der Lage waren, schnell auf neue Musikströmungen und Moden zu reagieren. Dabei standen vor allem Schlager, Potpourris der aktuell laufenden Opern, Operetten, Filme etc. auf dem Programm, das von damals sehr populären KLAVIERTRIOS (Violine, Violoncello & Klavier) dargeboten wurde.
1918 verdiente solch ein Trio ca. 40 Mark täglich, jeder Musiker kam pro Monat also auf ca. 400 Mark. Für diesen Lohn spielten die Musiker täglich von 19.00 Uhr bis 23.00 zur Unterhaltung der Gäste, eine durchaus übliche Dienstzeit.
300 bis 400 Repertoire-Nummern musste man nachweisen,
um ein längeres Engagement bestreiten zu können.
Gute Kapellen, nachweislich vor allem "Damenkapellen", verfügten sogar über ein Repertoire von bis zu 2000 Werken, bestehend aus Salonstücken und klassischem Repertoire.
Klaviertrio_resize.jpg

Da aber vor allem die kleinen Cafés meist nur über recht enge Räumlichkeiten verfügten, war auch das Platzangebot für eine Kapelle sehr begrenzt. Für ein einsames KLAVIER fand sich aber immer noch ein Plätzchen, an dem ein mehr oder minder begabter Pianist versuchte, ab 1 Uhr mittags das "Aber-bitte-mit-Sahne-Publikum" mal beschwingt, mal zuckersüß-romantisch zu unterhalten.
Weniger finanzkräftige Cafés "in schlechter Lage" begnügten sich mit einem per Drehkurbel in Gang gesetzten und per Lochwalze tönenden mechanischen, pneumatischen oder wie im oben zitierten Liedtext sogar "elektrischen Klavier", welches dann die Gage eines Pianisten einsparte.

Wie ab & an im Senftenberger >CAFÉ AM KREUZTOR< zu erleben, erfüllt auch dort die Live-Musik noch eine "unterhaltungsermöglichende" sowie "atmosphärische" Funktion und macht diese Räumlichkeit nicht nur zum "Kaffee~, Kuchen~ & Tortenbuffet", sondern vor allem zum Treffpunkt und Ort des weitgehend "unbelauschten" Gedankenaustauschs.
Dabei sollte man aber immer daran denken:
DAS LEBEN IST NUN MAL KEIN KAFFEEKRÄNZCHEN !

Doch was soll's...: "Käffchen gefällig ? - Na klar, man gönnt sich ja sonst nichts....!"


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