GRÜSSE AUS SENFTENBERG
flattern ganz sicher häufig hin & her, denn die drei
SENFTENBERGS sind mittlerweile freundschaftlich verbunden. Zur gleichnamigen Gemeinde Senftenberg in Niederösterreich besteht seit 1993, zu Žamberk (dt. Senftenberg in Böhmen) in der Tschechischen Republik seit 1996 eine Städtepartnerschaft.
Mich interessiert allerdings weniger die Gegenwart, sondern viel mehr die Frage, ob gleichnamige Partnerstädte, welche alle drei in alten Lexika 'sorglos' untereinander stehen, auch gleiche, oder zumindest ähnliche Probleme bei der Entstehungsgeschichte ihres Namens haben.
Hier nun das Ergebnis meiner
RECHERCHE:
Die Herleitung des Namens unserer Heimatstadt
SENFTENBERG leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort für „sanft am Berg“ ab, da die Stadt von Hügeln und Bergen, wie zum Beispiel dem Koschenberg im Südosten und den Raunoer Bergen im Norden, umgeben war - sagen die
einen.
Wörtlich heißt es hierzu in einem Lexikon von 1861:
"Die Stadt SENFTENBERG an dem schwarzen Elsterstrom, welcher jetzt gerade gelegt und eingedeicht ist, hat ihren Namen wohl der sumpfigen bergigen Umgebung zu verdanken... Die alte Sumpfburg mag Anfangs von den Deutschen ausschließlich SÜMPFTENBURG oder SÜMPHENBURG genannt worden sein. Der Name, den die Urkunden in den Formen SEMPHENBERG, SEMPTENBERG, SEMPTINBERG u.s.w. schreiben, ist wahrscheinlich später auf die ½ Stunde entfernt liegende Stadt übergegangen, und daraus SENFTENBERG geworden, welches noch jetzt wendisch KOMOROW heißt und schon seit vielen Jahrhunderten den wendischen Beinamen 'Zły = das Böse' führt, wegen der vielen Unruhen und Raufereien, die theils von den Rittern, theils von den deutschen Bürgern verübt wurden..."
Letzteres war mir völlig neu.

Somit nehmen die
anderen also Bezug auf die alten
WENDEN, was aber erst recht vielfältige Deutungen zulässt. In einem Lexikon von 1714 heißt es:
"Die Wenden nenneten diesen Ort ehemahls COMERAU, ohne Zweiffel darum, weil sie wegen seiner ziemlichen Befestigung bey instehender Kriegs-Gefahr gemeiniglich ihre besten Güter hineinflüchteten, und ihn also gleichsam als eine Schatz-Cammer gebrauchten."
während bei WIKIPEDIA folgendes zu lesen ist:
"Der sorbische Name SENFTENBERGS lautet KOMOROW. Dafür gibt es die beiden möglichen Übersetzungen >Schlimmer Mückenort< und >Schlimme Kammer<. Die erste Variante ist auf die naturräumliche Lage Senftenbergs in Sumpfgebieten und das damit verbundene starke Auftreten von Mücken zurückzuführen (altsorbisch komor, komar = „Mücke“). Variante zwei leitet KOMOROW von Kammer (sorb. komora, komorkaide) ab und bedeutet in diesem Falle „Gerichtsstand“ oder „Gericht“.
Wie sieht es nun aber bei den beiden anderen in puncto
NAMENSENTWICKLUNG aus ?
(1)
SENFTENBERG, ein Markt mit Schloßruine und zugleich eine Herrschaft mit der nächsten Poststation Krems, liegt in einem tiefen Thale, welches von waldigen Gebirgen, Felsenwänden und Weinbergen umschlossen ist, wodurch der Kremsfluß sich windet...
Längs dem Markte springen auf der westlichen Seite hohe Felsen hervor, östlich aber erhebt sich ein hoher Berg, auf dessen Gipfel die Trümmer des alten Schlosses malerisch sich darstellen.
Eine Ringmauer um die Hälfte des Berges sich hinziehend, schloß die weiten Höfe und Nebengebäude ein.
Über das Entstehen dieser
BURG ist gar nichts bekannt.
Wollte man gleich eine Familie
SENFTENBERG als deren Erbauer annehmen, so müßte solche sehr früh ausgestorben sein, weil alle andern bekannten Besitzer der Burg andere Familiennamen führten.
Wahrscheinlich dürften auch hier die Kastellane, Lehenträger und Pfandinhaber dieser
VESTE sich von selber genannt, und dadurch Anlaß auf das Bestehen einer Familie
SENFTENBERG gegeben haben.
Am frühesten jedoch erscheint ein Rüdiger von
SENFTENBERCH als Zeuge in einer im Jahre 1202 vom Herzoge Leopold bestätigten Urkunde, von welchem wir annehmen können, daß er zu jenem gleichnamigen Geschlechte gehört habe, daß vermuthlich die
VESTE im XI. Jahrhundert erbaut hat, da in solchen Urkunden nur Adeliche als Zeugen beitreten durften..."
(2)
SENFTENBERG (Zamberk) , unterthäniges Städtchen, liegt 6 Meilen osö. von Königgrätz auf einer sanft gegen Norden geneigten Anhöhe,
an deren Fuße durch die Vorstadt der 'Wilde Adler' fließt.
Das herrschaftliche
SCHLOSS auf der Höhe und an der Südseite des Städtchens ist durch den gegenwärtigen Besitzer,
Johann Parish Freiherr von
SENFTENBERG, ansehnlich erweitert
und im Innern nach dem neuesten Geschmacke eingerichtet worden;
es hat 4 Hofräume, enthält die Wohnungen für die hrschftl. Haushaltung, in den übrigen Theilen die Amtskanzleien, die Beamtenswohnungen
und das hrschftl. Bräuhaus, dann eine schöne Schloßkapelle.
Ueber die Entstehung der Stadt und ihre ältere Geschichte ist nichts bekannt. Das alte Amtsarchiv wurde im 30jährigen Kriege von dem damaligen Besitzer, Heinrich Johann Grafen von Bubna, nach Glatz geflüchtet, über welche Stadt und Grafschaft er Landeshauptmann war.
Nach Abtretung der Grafschaft Glatz ist dieses Archiv von den Nachkommen mehrmals, wiewohl vergeblich, reclamirt worden; gegenwärtig soll es sich in Breslau befinden...
Auch im 30jährigen Kriege soll SENFTENBERG verbrannt worden seyn; es litt auch seitdem öfters an Feuersbrünsten und erst im J. 1810 brannten sämmtliche Häuser am Marktplatze, welche gegenwärtig größtentheils von Stein und schön wieder aufgebaut sind...
...da war aber doch
noch ein SENFTENBERG ? Richtig. Hier der Beweis:
(3) Der
SENFTENBERG ist eine Bergnase nördlich des Ortes Gunzendorf, Gemeinde Buttenheim im Landkreis Bamberg.
Der vordere Bergsporn erreicht hinter der Kapelle eine Höhe von 399 m über NN, der hintere Höhenzug oberhalb der Keller von 435 m über NN.
Vermutlich um 1000 n. Chr. stand auf dem Berg eine Burg mit dem Namen
OBERSENFTENBERG. Geschützt war die Anlage durch Wallanlagen und Gräben. Die früheste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1243. Der Name Senftenberg rührt vermutlich vom Wort Sumpf her, was aufgrund der Tatsache, dass die Hänge des Berges selbst in trockenen Monaten relativ feucht sind, sehr wahrscheinlich ist.
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bauten die Edelfreien von Schlüsselberg eine zweite Burg auf dem
SENFTENBERG mit dem Namen
NIEDERSENFTENBERG.
Dort befindet sich heute die Sankt-Georgs-Kapelle.
Die erste urkundliche Erwähnung von
NIEDERSENFTENBERG war im Jahre 1295. In dieser Urkunde wird Vogt Ulrich von
SENFTENBERG genannt. 1296 war Konrad von SENFTENBERG Vogt. Ein Jahrhundert existierten beide Burgen nebeneinander. Im Bauernkrieg im Jahr 1525 wurde die Burg
NIEDERSENFTENBERG zerstört.
Fazit:
DIE SENFTENBERGER HABEN ES ALLESAMT NICHT LEICHT !
Archive verschwinden, durchaus mögliche, aber auch abwegige bis verwirrende Theorien geistern umher und man tappt schlimmstenfalls schon seit Menschengedenken im Dunkeln...
Positiv ist aber, dass neugierige Forscherseelen noch lange Zeit daran 'knabbern' können...

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Quellen:
(1) >Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich< (1839)
(2) >Das Königreich Böhmen< (1836)
(3) >TOPOGRAPHIA FRANCONIAE
oder Beschreibung des Franckenlandes< (1656)