– per Zug am Bahnsteig eines
BAHNHOFES, der seit Jahren in der
DAUERKRITIK steht, denn
ER IST KEIN ORT, an dem sich Reisende gern länger als nötig aufhalten: zu dreckig, zu nass, aufgrund fehlender Toiletten häufig übelriechende Gerüche, zu wenig Service, nicht gerade einladend, letztlich eine
TROSTLOSE VISITENKARTE UNSERER HEIMATSTADT. Sogar die
BEWOHNER DES SENFTENBERGER TIERPARKS auf dem
WANDBILD sind wenig erfreut über den Zustand der großen
BAHNHOFSHALLE in Senftenberg, auch wenn die Bahnhofsuhr gottlob noch funktioniert...
Als Tor ins Lausitzer Seenland bietet der
BAHNHOF SENFTENBERG seit vielen Jahren den ankommenden
GÄSTEN vor Ort einen
ANBLICK DES SCHRECKENS. Der
TRAURIGE GESAMTEINDRUCK des Bahnhofsquartiers gehört allerdings schon seit vielen Jahren zu den größten
ÄRGERNISSEN & AUFREGERN der Senftenberger Bürgerschaft.
FREUNDLICH, MODERN, EINLADEND, mit Wohlfühlflair beim Ankommen – so wünscht man ihn sich händeringend. Im
RATHAUS wurden zwar in der Vergangenheit schon mehrfach diverse
PLÄNE entwickelt, um das Gebiet um den Bahnhof zeitgemäß weiterzuentwickeln und aufzuwerten. Die größte Herausforderung war allerdings, die unterschiedlichen Anforderungen im Gebiet an Mobilität, Gestaltung & Dienstleistungen optimal miteinander zu verbinden.
„Es wird in den kommenden Jahren größere LÖSUNGEN geben“, kündigte
BÜRGERMEISTER FREDRICH zum Ende seiner Amtszeit überaus vollmundig an – hielt sich aber wohlweislich sehr bedeckt, wie diese aussehen würden. Auch sein Nachfolger
BÜRGERMEISTER PFEIFFER ließ kürzlich 120 interessierte Bürger während eines „Vor-Ort-Rundgangs“ ob seiner angekündigten
„ZEITENWENDE“ aufhorchen, dass nämlich
"unsere STADT endlich die Weichen für ein modernes, freundliches BAHNHOFSQUARTIER stellen will, das Reisende & Gäste mit attraktiven VERWEILANGEBOTEN, vor allem aber mit einer ANKUNFTSATMOSPHÄRE empfangen soll, die aus weniger BETON, mehr GRÜN & SITZMÖGLICHKEITEN, einem Rund-um-Service für RADFAHRER plus zentralem UMSTEIGEPLATZ, sowie vielen SPIELANGEBOTEN für Kinder bestehen werde."Na ja… „DIE BOTSCHAFT HÖR ICH WOHL, ALLEIN MIR FEHLT DER GLAUBE!“ Allein die
2 FOTOS von 1999 & die brandneue (im Original interaktive)
BAHNHOFSKARTE enthalten für mich
HINWEISE auf einstmal GEWESENES:(1) die volle BAHNSTEIG-ÜBERDACHUNG (2) ein TAXI auf dem BAHNHOFSVORPLATZ (3) der stillgelegte BAHNSTEIG 5, auf dem die ehemalige
"SCHIPPCHEN-BAHN" von
SFB nach
FINSTERWALDE dampfte... Ich habe mir
UNSEREN BAHNHOF in meinen
ERINNERUNGEN wie folgt bewahrt:
Auf dem
BAHNHOF liefen täglich zahlreiche
ZÜGE entweder in ihn hinein oder aus ihm fort, um
MENSCHEN jederlei Alters & Berufsart in die Ferne zu führen oder nach Hause zu leiten.
In der
EMPFANGSHALLE wurden spezielle
GERÄUSCHE geboten, vor allem lautes
RUFEN & das Hallen eiliger
SCHRITTE, gelegentlich auch
PFIFFE & nachfolgendes entferntes
RÄDERROLLEN.
Hier verkaufte man
ZEITUNGEN, dort wurden Pakete & Köfferchen am
GEPÄCKSCHALTER zur Aufbewahrung abgegeben,
FAHRKARTEN wurden am
SCHALTER erbeten & verabreicht. Rasch nahm einer, bevor es losging, im
SPEISESAAL zur Stärkung einen Teller Suppe oder eine Wurst zu sich. In den geräumigen
WARTESÄLEN harrten
WANDERLUSTIGE und solche, die vor einer
VERGNÜGUNGSFAHRT standen, oder
DIENSTREISENDE, die ernsthafte
GESCHÄFTSZWECKE vorhatten.
BÜCHER, unterhaltende oder spannende
LEKTÜRE, lagen in einem
KIOSK zum Kauf aus, an einem weiteren wurden
SNACKS, diverse
GETRÄNKE und sogenannter "
REISEBEDARF" angeboten.
REISENDE, aber auch Senftenberger
STAMMGÄSTE ließen sich beim
BAHNHOFSFRISEUR gern „aufhübschen“.
Übrigens fühlte man sich wie im
KINO, da auf dem
BAHNSTEIG ständig überschäumende
WIEDERSEHENS~ oder herzzerreißende
ABSCHIEDSSZENEN filmreif dargeboten wurden…
In der "BILDERRÄTSEL-SERIE" vom >MÄRKISCHEN BOTEN< schrieben einige "ZEITGENOSSEN" vor 10 Jahren ihre vielfältigen PERSÖNLICHEN BAHNHOFS-ERINNERUNGEN auf, die ich gern zitieren möchte:Reinhild Schirmer: „Ich kann mich noch gut an manche Kindertage erinnern. Bis zu meinem 9. Geburtstag 1961 fuhr ich in den Ferien zu Verwandten nach Berlin. Vor den Bahnsteigen waren zwei kleine Häuschen, in denen Fahrkarten und Bahnsteigkarten kontrolliert wurden. Unten im Vorraum des Bahnhofes war ein reges Treiben und viele Kioske. Oben auf dem Bahnsteig befand sich auch ein Kiosk, wo man Getränke und warme Würstchen an Reisende verkaufte. Die ganze Familie ging ab und zu im rechten Restaurant Abendbrot essen. Kartoffelsalat mit Würstchen, dazu Fassbrause. Es war sehr preiswert und für uns Kinder was ganz Besonderes. Vor dem Bahnhof hielten im Sommer die Busse fürs Kinderferienlager. Da sind meine zwei Brüder und ich auch mal mitgefahren. Als ich 14 Jahre war, machte ich in der Mitropa 14 Tage Ferienarbeit.“Rüdiger Labrentz (*1943):
„Meine Erinnerung betreffs des Bahnhofes setzt etwa 1948/49 ein. Im Bahnhof muss eine Verkaufseinrichtung gewesen sein. Zu der Zeit durfte ich einmal meine Eltern bei einem Abendspaziergang begleiten und bekam dort (für 5 DM) eine Bockwurst, was für damalige Verhältnisse etwas ganz Besonderes darstellte. Als mein Bruder und ich älter waren, tranken wir dort auf dem Rückweg von der Probe mit dem Bergarbeiterensemble immer mal ein Potsdamer und rauchten heimlich unsere ersten Zigaretten. Die Gastronomie war im Bahnhof zweigeteilt. Links war der – nun ja – etwas wilde Teil mit Damen, die hier bedienten und unsere pubertäre Fantasien etwas anregten. Rechts ging es gesitteter zu. Küchenchef und Gaststättenleiter war Herr Neumann, der Vater unseres langjährigen Musikschuldirektors. Das Essen schmeckte dort sehr gut. Als ich 1962 nach komplizierter Oberschulzeit das erste Mal als frischgebackener Musikstudent wieder meine Stadt vom Bahnhof aus betrat, war das für mich ein besonders Erlebnis. Mit meinem Beruf als Musiker am Staatlichen Orchester und am Theater Senftenberg war auch der Bahnhof sehr verbunden, denn wir waren ein Reiseorchester, und unser Bus fuhr stets am Bahnhof ab. So war ich viele Jahre täglich am Bahnhof. Er war und ist noch immer ein Stück meines Lebens.“Christa Zurek: „Der Bahnhof war nicht gerade schön von innen, aber sehr praktisch. Es gab eine Gasttstätte für Reisende und eine für Hiesige, einen Verkaufsladen, einen Friseurladen dann einen Kiosk. Es gab zwei Fahrkartenschalter meist mit einer langen Schlange, so wurde der Bahnhof genutzt. Um auf den Bahnsteig zu kommen, brauchte man die Bahnsteigkante, die kostete 50 Pfennige. Es gab auch zwei Toiletten mit Einwurfgeld. Die Züge haben auch in Reppist und Sedlitz und anderen Stationen gehalten.“Harald Lehmann: „Zwei der Wandbilder in der Bahnhofshalle Senftenberg wurden von mir angefertigt. Von 1957 bis 1983 bin ich täglich mit dem Zug nach Senftenberg gefahren. Ich habe hier meine Lehre absolviert. Seit 1983 wohnen wir hier.“Dieter Probst: „Der Bahnhof wurde mehrmals umgebaut. Bis 1927 musste der Bahnhof immer wieder erweitert werden. Die letzte Renovierung war nach der Wende. Es gab zwei Mitropa-Gaststätten. Links die für ALLE, und rechts für BESSERE…“Erwin Maybach: „Bis 1989 war es ein reger Verkehrsknotenpunkt und man konnte die Wartezeiten noch vernünftig überbrücken.“BAHNHÖFE SIND ABER IMMER NUR (hoffentlich kurzzeitige) STATIONEN UNSERER REISE.
Sehr viel interessanter sind dagegen HAARSTRÄUBENDE REISEBERICHTE, wie das nachfolgende Beispiel aus dem Jahre 1865 beweist:
Abschließend wünsche ich allen eine JEDERZEIT GLÜCKLICHE REISE,
wohin sie auch führen sollte !