Im Allgemeinen herrscht der Glaube vor, dass am Anfang aller Kultur der LANDMANN stand, also der Mann, der die harten Schollen brach, danach Körner auswarf und schließlich das Ausgangsmaterial für das tägliche Brot erntete. ER fühlte sich schon immer als HERR DER GROSSEN FLÄCHEN, und schaute stets etwas geringschätzig auf den GARTEN herab, dessen Pflege er auch meist der HAUSFRAU überließ.
Aber er irrte: der PFLEGER DES ACKERS war nicht der eigentliche Bahnbrecher der Kultur – denn…
AM ANFANG WAR DER GARTEN.
Um in grauer Vorzeit sesshaft zu werden, baute sich der MENSCH eine HÜTTE, und um sie vor menschlichen & tierischen FEINDEN zu schützen, zog er ein GEHEGE darum, also einen ZAUN, einen STEINWALL o.ä. Den so entstandenen FREIRAUM zwischen Haus und Gehege ließ er allerdings nicht ungepflegt liegen, sondern pflanzte KRÄUTER u.a. GEWÄCHSE an, die ihm als NAHRUNG oder Lieferant für HEILSÄFTE dienlich waren. Allmählich fand er Gefallen daran, dieses kleine Stückchen Erde auch mit allerlei BLUMEN zu zieren, die er in Feld und Wald ausgrub und um das HAUS herum pflanzte, auf dass sie sich größer und prächtiger entwickelten. Aus den SAMEN, die der Wind heranwehte, entstanden wiederum BÄUME, anfangs als Windschutz & Schattenspender geeignet, nachfolgend auch als Früchte-Lieferant. So entstand der GARTEN, und der Mensch als dessen Schöpfer hängt noch heute sein Herz daran…
Wenden wir uns nun aber der
GESTALTUNG des einstigen
AUSSTELLUNGSGELÄNDES zu.
Hierzu informierte der bekannte Architekt Heinrich Otto V o g e l von Grube Marga das interessierte Publikum recht detailliert im >Senftenberger Anzeiger< wie folgt:
„Die Hand des Schöpfers hat über uns nicht das Füllhorn seiner reichsten Gaben in der Natur ausgeschüttet. Da liegt es so nahe, daß dem kleinen
HAUSGÄRTLEIN, dem Zier~ & Blumengarten oder dem kleinen
PARK ein ganz besonderes Interesse entgegengebracht wird.
Der
BESUCH unserer
>ORGA< erscheint Der WEG durch den früher so öden Platz des
AUSSTELLUNGSGELÄNDES führt uns von Blümlein zu Blume, von der Hecke zum Baum, vom Grashalm zum Rosenteppich in ganzer Fülle und Schönheit. Wie einst im romantischen
GARTENBILD des 18./19. Jh. sich in der
GARTENFLÄCHE unregelmäßig und wild Rasen & Baumgruppen, Beete & Teiche, Säulen, Teehäuschen & Tempel ablösten, so tritt jetzt in der
GARTENPLANUNG der straffe Rhythmus der Architektur, strenge Rechtwinkligkeit und sorgfältige Auswahl der
FLORA in Erscheinung.
TERRASSEN & TEICHE gliedern das Gelände, Frühlings~ & Sommerblumen stehen in voller Blüte und bieten dem Auge Flächen von unvergleichlicher Schönheit.
Da sind der entzückende
STEINGARTEN in seiner Mannigfaltigkeit und Buntheit, die
HAUSGÄRTEN als besondere Schmuckstücke der Ausstellung zeigen,
wie man auch auf verhältnismäßig kleinem Raum ein
PLÄTZCHEN nahe dem Hause der
ERHOLUNG & FREUDE vom zeitigen
FRÜHLING bis in den späten
HERBST schaffen kann.
Da ist der
KONIFERENGARTEN gleich rechts am Eingang, wo die Blumengöttin
FLORA in Sandstein inmitten eines Teppichs in voller Blüte stehender
PELARGONIEN einen Ort des stillen Gedenkens & der Sammlung versinnbildlicht. Das sind die kleinen
KOSTBARKEITEN unserer
>ORGA<, die in ihrer Gesamtheit eine großartige Wirkung erzeugen.“
Natürlich versäumte es unser Lokalanzeiger auch nicht, allen „verhinderten bzw. abwartenden Daheimgebliebenen“ das GROSSE EREIGNIS in werbewirksamer Weise nahezubringen und sie vielleicht doch noch zu einem ausgiebigen BESUCH anzuregen:ERÖFFNUNGBei strahlendem Sonnenschein konnte am Sonnabend die
AUSSTELLUNG nach Monaten emsiger Arbeit durch Bürgermeister S e e d o r f eröffnet werden. Auf diesen
AKT folgte unter den Klängen des Stadtorchesters ein erster
RUNDGANG durch das gesamte
AUSSTELLUNGSGELÄNDE:
Dabei stellte man fest, daß die zur Verfügung stehende
FLÄCHE von etwa 30000 qm bestens ausgenutzt und architektonisch schön eingeteilt ist. Auch die
BAULICHKEITEN, wie der Musik-Pavillon, die Pergola, die Spaliere des Rosengartens, das Café Bode und das Restaurant Hänig gliedern sich der
GARTENLANDSCHAFT passend ein. Nichts scheint vergessen zu sein: von den sauberen
KIESWEGEN, dem grünen
RASEN & den
TEPPICHBEETEN bis zur abendlich erstrahlenden
FASSADENBELEUCHTUNG…"
"Das „Ereignis des Tages“ am Sonntag war der
PREIS-BLUMENKORSO, der in einem den Umständen angemessenen großen Rahmen ein für alle sehenswertes
SCHAUSPIEL bot. Bereits vor 2 Uhr bildeten sich an den Brennpunkten der
DURCHFAHRT und an den
HAUPTVERKEHRSSTRASSEN die langen Fronten der Beschauer. Und als die Klänge der
MUSIK das Nahen des
BLUMENKORSOS ankündigten, standen die nach Tausenden zu zählenden
BESCHAUER wie die Mauern in fast überall gut durchgeführter Ordnung. Gleich am Anfang rief der
WAGEN mit der
„FLORA“ ungeteilte Bewunderung wegen seiner stilgerechten Behandlung von Form und Farbe hervor. Sehr reizvoll wirkte der
WAGEN mit dem
RIESEN-BLUMENKORB, weniger durch die Originalität des Einfalls, mehr durch seine prächtige Ausstattung. Die Begriffe originell und sinnreich vereinigte der
WAGEN >Vermehrungsbeete< auf sich, wozu ein
„STORCHAUTO“ zum Ausdruck seiner Bedeutung sehr geschickt gewählt worden war. Sauber in der Ausführung, kurz, aber doch anschaulich, verkörperte ein weiterer
WAGEN die
BAUMSCHULE. Das, was dem deutschen Gartenbau am meisten mit am Herzen liegt, nämlich, den Verbrauch an einheimischem
FRÜHGEMÜSE zu heben, zeigte der WAGEN „Junges Gemüse“ mit einer verschwenderischen Fülle aller Frühgemüsearten.
An dem
PREIS-BLUMENKORSO beteiligten sich etwa
35 FAHRZEUGE: 11 Automobile – 12 Motorräder – 11 Fahrräder – 1 Luxusgespann (Besitzer Max Brodack).“
MUSIK „Jeder Tag bringt neue Reize und macht den Aufenthalt angenehmer und begehrenswerter. Beim
ABEND-KONZERT in der Ausstellung wurden Versuche mit bengalischer Beleuchtung der
FONTÄNE gemacht. Dabei bot sich allen Besuchern ein Anblick von überwältigender Schönheit. Derartige
BELEUCHTUNGSEFFEKTE werden noch oft bei jeder Sonder-Veranstaltung wiederholt werden. Im Rahmen der Veranstaltungen der Ausstellung findet heute Abend im Schützenhaussaale ein
BLÜTENBALL statt, in dessen Verlauf eine
POLONAISE durch die im Glanze von unzähligen Glühlampen erstrahlende Ausstellung veranstaltet wird. Von den Vergnügungs-Etablissements innerhalb der Ausstellung veranstaltet heute Abend das Ausstellungs-Café der Konditorei
BODE einen
TANZ~ & UNTERHALTUNGSABEND; morgen: 5-Uhr
TEE und abends
KONZERT der Ausstellungs-Salon-Kapelle. Das Ausstellungs-Restaurant
HÄNIG erfreut seine Gäste durch Stimmungsmusik und TANZ.“
DER NÖRGLER „Wir haben jetzt ein wunderbares Fleckchen Erde in der Gegend des neuen
FRIEDHOFES, die
>OGA<. Sie ist jetzt in ihrer letzten Entwicklung und die
ROSEN zeigen hier und da die schönsten Farben. Die großen
BLUMENRABATTEN sind prächtig in ihrer Zusammenstellung und
DER BLÜHENDE BERG verrät auch schon kommende Schönheit. Der
STEINGARTEN wirkt dekorativ und so manches lauschige Plätzchen könnte man noch beschreiben.
NUR EINS FEHLT: Wenn man seine
WANDERUNG macht, hat man auch das Bedürfnis, sich einmal auszuruhen und von einem
SITZPLATZ aus in aller Behaglichkeit das köstliche Bild zu genießen. Die
AUSSTELLUNG ist und bleibt doch
EIN GROSSER PARK und in einen solchen gehören
BÄNKE. Überdies wirkt solch eine
BANK in heller Farbe auch recht belebend und würde das Gesamtbild an Schönheit noch gewinnen. Hoffentlich verhelfen diese
ZEILEN dem
WUNSCH manchen Ausstellungsbesuchers zur Erfüllung.“
Das
SCHLUSSWORT kam ebenfalls vom o.a. Architekten Vogel, dem beim Rundgang „unwillkürlich der
GEDANKE kam“:
„IST DIES ALLES MIT DEM 7. OKTOBER ZU ENDE ?“und seiner Hoffnung Ausdruck verlieh mit den Worten:
„Es mag eine
SOZIALE PFLICHT sein, das mit so großen Opfern erstandene Werk zu erhalten. Wenn sich der
STADTPARK im Osten in seiner romantischen Art um
DAS ALTE SCHLOSS zieht, so mag
DER NEUE GARTEN im Westen auch ein städtebauliches Problem erschließen: Sportplätze, Schützenhaus-Etablissement und nicht zuletzt die Friedhöfe !
SENFTENBERG ist in seiner baulichen Zerrissenheit und in seinem Hunger nach Grünflächen um eine große Notwendigkeit reicher geworden !“
ZUM THEMA "ERHALT VON GRÜNFLÄCHEN & BAUMBESTAND IN SENFTENBERG"
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