„WENN WIR ES NICHT AUFSCHREIBEN, WENN WIR NICHT DAVON ERZÄHLEN,
MACHT ES KEINER – ES GERÄT IN VERGESSENHEIT & GEHT IRGENDWANN VERLOREN !“ Die kleinen
WENDISCHEN DÖRFER waren
RUNDLINGE, d. h. die
HÖFE lagen fächerförmig, in Hufeisenform um einen runden
PLATZ. In der Mitte desselben befand sich der
DORFTEICH, an dessen Ufern
WEIDEN gepflanzt waren, oder aber die
HÄUSER waren, wie in
SEDLITZ erkennbar, dicht nebeneinander gesetzt, eine lange, breite
STRASSE bildend. In jener Form haben sich die echten
WENDENDÖRFER fast bis auf den heutigen Tag unverändert erhalten. Zu beiden Seiten der
DORFSTRASSE liegen die
GEHÖFTE aneinander gereiht; ein
TORWEG mit einer kleinen
PFORTE führt in den
HOFRAUM. Die Häuser waren aus
LEHM oder
HOLZ gefertigt und standen mit dem
GIEBEL nach vorn. An den
WÄNDEN hingen
SPEERE (die Lieblingswaffen) und
FISCHERNETZE. Über die Bretterumzäunung oder eines kleinen Grasgartens ragt der Hebebaum des
ZIEHBRUNNENS wie der Schlagbaum eines Zollhauses empor. Zuweilen befindet sich ein solcher
BRUNNEN auch auf der
DORFSTRASSE, die in den späteren Abendstunden, wenn die Fütterung der Haustiere besorgt ist, mehr Leben als am Tage zeigt. Der
DORFBRUNNEN war gewiss oft, wie das noch an vielen Orten heutzutage der Fall ist, in stiller Abendstunde der
SAMMELPLATZ der Dorfjugend und an seinem Rande wurde manches trauliche, wohl aber auch manches Lästergespräch geführt.
GEOGRAPHISCHE FAKTEN zum
DORF SEDLITZ entnehmen wir den
EINTRAGUNGEN plus Ergänzungen aus einem
LEXIKON:
Die nachfolgenden
LANDKARTEN zeigen
SEDLITZ und seine Nachbardörfer
SORNO, REPPIST, RAUNO & SAUO im Laufe der Jahrhunderte.
"Ein Gefühl bitterer WEHMUT beschleicht uns, wenn wir der FINSTERNIS unsrer eigenen HEIMATLICHEN VERGANGENHEIT gedenken. Ein paar hundert Jahre kaum vermögen wir mit einiger Klarheit zurückzublicken, und schon umfängt uns dichter Nebel, aus dem nur noch wenige LICHTFÜNKCHEN aus einer gänzlich unbekannten Vorzeit herüberschimmern, so z.B. in den FLURNAMEN, aus denen sich noch mancher wertvolle Schluß ziehen lassen kann. Für unsere GEGEND ist aber Eile geboten, denn mit dem jetzt noch lebenden GESCHLECHT erlischt die KENNTNIS DER FLURNAMEN, da zugleich mit diesem Geschlecht auch die Fluren verschwinden werden, an die sich diese NAMEN knüpfen, die sich größtenteils aus der EIGENSCHAFT des betreffenden GELÄNDETEILS ergeben, somit allerdings nur SCHLÜSSE auf Bodenbeschaffenheit, Feuchtigkeits~, Wachstums~ & Lageverhältnisse zulassen:
Bezüglich der DUBITZA und der JASKOSSCHNA ist anzunehmen, daß die Anpflanzung der EICHEN & ESCHEN von Gesetzes wegen geschah, um Hartholz für den Waffen~ & Gerätebedarf zu haben, da diese NAMEN auch in Nachbargemeinden vorkommen. Heimisch sind beide BAUMARTEN hier jedenfalls nicht gewesen. WÄLDER führen im Allgemeinen keinen NAMEN, bis auf die TYMJANKA, den „TOTEN MANN“ und die SWITKONJA. Auffallend ist auch, daß die inzwischen aufgefundenen URNENFRIEDHÖFE nicht die geringste Andeutung in den FLURNAMEN erkennen lassen. Sogar der BEGRÄBNISPLATZ, jetzt inmitten des Dorfes schon längst überbaut (bei den Fundament~ & Kellerausschachtungen fand man zahlreiche Gebeine von Toten), ist vollständig ohne BEZEICHNUNG geblieben."
"Zu unseren jüngsten FLURNAMEN gehören zweifellos die SCHWEDENWIESE und „DER TOTE MANN“, da diese Bezeichnungen nur in deutscher Sprache existieren. Höchstwahrscheinlich stammt letzterer auch aus dem 30jährigen Kriege und mag wohl mit einer Stelle in der PAULITZ-CHRONIK identisch sein („Bei dem Überfall von Senftenberg 1644 wurden durch schwedische Soldaten zwei Bauernsöhne aus Sedlitz bei Bahnsdorf erschossen.“), obwohl die örtliche SAGE nur von einem Getöteten zu berichten weiß.
Von TSCHIZKA, dem "Kreuzchen", an dem sich bis vor wenigen Jahren am Wege von SENFTENBERG nach SEDLITZ zwei alte KIEFERN, die >RIESENBÄUME< genannt, befanden, erzählte man auch, daß sich zwei RIESEN dort im Kampf erschlagen hätten. Man weiß aber nicht, ob sie die Stelle markieren, wo die RIESEN begraben liegen, oder ob sie die verwandelten RIESEN selbst sind. Dieser markante Punkt hängt zweifellos mit den Germanisierungskämpfen und der Einführung des Christentums zusammen und bildet gleichsam den GRENZSTEIN zwischen Altertum & Neuzeit. Hier rangen die WENDISCHEN GÖTTER ihren verzweifelten Kampf mit dem Neuen; und nur die SWITKONJA mit ihrer zauberhaften GEWALT führt uns zurück in das Dunkel der VERGANGENHEIT…" (von August L u k a s in >Aus der Heimat - für die Heimat< / 5.April 1928)
Dass die
SEDLITZER WENDEN noch lange an ihren
TRADITIONEN & VOLKSBRÄUCHEN festhielten, beweisen recht anschaulich die
BERICHTE aus dem >Senftenberger Anzeiger<, sowie dem Monatsblatt der Gesellschaft für Heimatkunde >BRANDENBURGIA< aus dem Jahre 1905:
WAS WILL HEIMATFORSCHUNG ?Wer hat sich nicht schon gefragt:
"Woher stammen meine Vorfahren und ich? Weshalb ist die Gegend, in der ich lebe, so geworden, wie sie ist? Und wie sah es früher hier aus?" ANTWORTEN findet man oft zunächst im Kreise der Familie: die
GROSSELTERN erzählen gern von früher, von vergangenen Zeiten, wenn man sie darum bittet. und zeigen vielleicht ein paar historische
FOTOS, auf denen sie als
KINDER oder
JUNGE ERWACHSENE zu sehen sind, und im Hintergrund
HAUS & HOF, in denen die
FAMILIE einst lebte bzw. heute noch lebt. Dabei verbinden sich persönliche Geschichte und Gegenwart mit der Vergangenheit der Altvorderen und des Heimatortes.
Aber braucht man denn die „alten Kamellen“ von früher? Wir leben in der
GEGENWART und die
GESCHICHTE kann uns doch herzlich egal sein. Wahrscheinlich kann man so denken, und auch die Welt würde dabei nicht gleich untergehen, aber wie können wir die
REGION, in der wir leben, auch als
HEIMAT fühlen? Dafür brauchen wir eben den Blick in unsere
GESCHICHTE und damit in die
HEIMATFORSCHUNG.
Obwohl
HEIMATFORSCHER meist aus eigenem Interesse handeln, ihre
FORSCHUNG somit zuallererst für sich selbst erledigen, ist es für meinen Sohn
MATTHIAS & mich vom ersten Webseiten -Tag wichtig gewesen, die gewonnenen
ERKENNTNISSE ZU TEILEN. Es erfüllt uns mit Genugtuung, wenn wir anderen
HEIMATFORSCHERN & ORTSCHRONISTEN mit historischen
FAKTEN behilflich sein können – wie beispielsweise heute den
SEDLITZERN !