Schon wenige Jahre nach Kriegsende wurden vielerorts, so auch in der
ZENTRALSCHULE HÖRLITZ während der längeren
SOMMER~ & WINTERFERIEN den Schülern der 1. bis 4. Klassen die so genannten
>ÖRTLICHEN FERIENSPIELE<
als „pädagogisch geführte Freizeitgestaltung und Betreuung“ angeboten.
Der
UNKOSTENBEITRAG war spottbillig. Er betrug für den einwöchigen Durchgang einschließlich eines alltäglich verabreichten warmen
MITTAGESSENS gerade mal 1 Mark – man konnte für 2 Mark auch an beiden Durchgängen teilnehmen.
Die
FERIENSPIELE waren praktisch
„eine von Lehrern betreute Ganztagsbeschäftigung“.
Das
FOTO von
1953 zeigt eine sehr große
KINDERSCHAR mit erwachsenen
BETREUERINNEN im Hintergrund. Mittenmang auch ich als 9-jähriger Knirps und, wie alle anderen um mich herum, „rechtmäßiger
FERIENSPIELE-Teilnehmer“.
Frühmorgens trafen wir Schüler uns auf dem
SCHULHOF der ZENTRALSCHULE HÖRLITZ, um von dort aus mit frisch-fröhlichem Gesang auf der Schipkauer Straße in Richtung
>GASTHAUS WILOP< (später Kulturhaus Hörlitz) zu marschieren. In dem schönen PARK mit sehr altem Baumbestand, sowie den angrenzenden
„HÖRLITZER ALPEN“ beschäftigten wir uns mit Sportspielen aller Art, Basteleien aus Naturmaterialien, machten Naturbeobachtungen, sangen viel gemeinsam und veranstalteten Sportfeste, Geländespiele & Schnitzeljagden. Bei schlechtem Wetter fanden im
SAAL, den wir schon vom Turnunterricht her kannten,
FILMVORFÜHRUNGEN, gelegentlich aber auch Darbietungen der
WANDERBÜHNE bzw. eines
HANDPUPPENTHEATERS statt.
Einziger Nachteil war leider die fehlende
BADEGELEGENHEIT.
Wir nutzten deshalb klammheimlich, weil eigentlich illegal und streng verboten, zur Abkühlung am späten Nachmittag die abgesoffene
KOHLENGRUBE am Ortsrand von Hörlitz-Flur bzw, Senftenberg-West.
Das war natürlich sehr gefährlich, zumal viele von uns
JUNGS (die Mädchen verzichteten auf den Badespaß) noch gar nicht schwimmen konnten
– ich übrigens auch nicht !
Im Nachhinein ist es schon interessant, einmal die
>AUSWERTUNG der örtlichen KINDERERHOLUNG 1949<zu studieren, die am 15. September vom damaligen Hörlitzer Bürgermeister B a r t h an das Jugendamt beim Rat des Kreises Calau geschickt worden war. Ich fasse die einzelnen 15 Punkte mal als durchgehenden Text zusammen:
„Insgesamt wurden in den FERIENSPIELEN 124 Schulkinder bei uns betreut. Von der FDJ und dem DFD waren je zwei Helfer tätig, von den „Parteien“ einer, dagegen von der Pionierorganisation, dem FDGB und der Volkssolidarität keiner.
Betriebsbesichtigungen wurden nicht durchgeführt, dafür an kulturellen Veranstaltungen 6 Kino~ und 2 Theatervorstellungen geboten.
Pioniere wurden nicht geworben.
Die Stimmung bei den KINDERN war immer hervorragend und die ELTERN waren voll und ganz zufrieden.
Schwierigkeiten irgendwelcher Art sind überhaupt nicht aufgetreten.
Die FERIENSPIELE sind reibungslos durchgeführt worden und haben allerseits großen Anklang gefunden. Für die KINDER waren die Ferienspiele mit ihren schönen Abschlußfeiern ein ERLEBNIS, das ihnen lange noch in Erinnerung bleiben wird. Die ELTERN waren allgemein zufrieden und dankbar, weil alles gut ausgestaltet und hervorragend durchgeführt worden ist. Der ZUSCHUSS der ELTERN betrug bei den „bemittelten Kindern“ 10 DM, den „weniger bemittelten“ 5 DM, während die „unbemittelten“ vollkommen frei verpflegt worden sind.
Für „unbemittelte Kinder“ sind allerdings PATENSCHAFTEN geworben worden, die ein Gesamtergebnis von 270 DM erbrachten.“
Die KOSTEN für die FERIENSPIELE haben sich wie folgt belaufen:
– für VERPFLEGUNG = 2.516,66 DM
– für KULTURELLE ARBEIT = 142,50 DM
– für TRANSPORTKOSTEN = 12 DM
– für LOHN (Leiterin & Helfer) = 605,25 DM
Anmerkung des Bürgermeisters zu den LOHNKOSTEN:
„Dieselben sind viel zu hoch und wir bitten für die Zukunft anregen zu wollen, dass für Ferienspiele EHRENAMTLICHE ARBEIT geleistet wird!“Auf keinen Fall möchte ich versäumen, an die überaus
>KINDERLIEBEN & FLEISSIGEN FRAUEN< zu erinnern,
die am 3. bzw. 18. Juli 1950 für die
FERIENSPIELE geschult wurden, an der 210 Schulkinder teilnahmen.
Angeführt von Bürgermeister B a r t h waren damals folgende
HELFERINNEN dabei:
Marie Nowack, Ruth Czekala, Elisabeth Bloch, Lieselotte Müller,
Agnes Stabler, Martha Böhm, Gerda Muschinski, Margot Friedrich,
Eveline Noatnick, Johanna Laydich, Erika Grahn, Lucie Grieger;
Mit
EINTRITT in die
5.KLASSE sagten wir den
FERIENSPIELEN Adieu. Viele
KINDER verlebten nun die in unserer Langzeiterinnerung stets „durchgehend sonnig-heißen“
SOMMERFERIEN überwiegend in den
BETRIEBSFERIENLAGERN ihrer Eltern. Um allerdings erst einmal in das
>LAGERLEBEN fern von daheim< hinein zu schnuppern, boten uns dienstältere und somit „kampferprobte
LEHRER“ unserer
HÖRLITZER SCHULE MEHRTÄGIGE WANDERFAHRTEN
an, von denen mir zwei besonders im Gedächtnis geblieben sind,
die wir mit unserem damaligen gestrengen Klassenlehrer
Herbert Z i e g l e r & seiner Gattin verleben durften:
Im Jahre
1955 war ich mit einigen Klassenkameraden eine Woche in der kleinen Spreewald-Gemeinde
BURG,
konkret in der
SCHEUNE eines kleinen Bauerngehöftes direkt an einem
FLIESS, in und an dem wir unsere tägliche Morgentoilette absolvierten.
SELBSTVERPFLEGUNG und vor allem das
SCHLAFEN AUF STROH – waren völlig neue Erfahrungen für uns. Obwohl wir von den Tagesausflügen und ~wanderungen abends ziemlich müde waren, ging es, nachdem das Licht gelöscht wurde, mitunter drunter & drüber, woran
vor allem die schon in den Anfängen der Pubertät steckenden Schüler großen Anteil hatten. Neben einer Paddelbootfahrt war vor allem die Wanderung zum
>BISMARCKTURM< bei Burg ein großes Erlebnis, schon weil ein ähnlicher Turm als weithin sichtbares Wahrzeichen auf unserem heimischen
PARADIESBERG stand. Beide Türme wurden zu DDR-Zeiten umbenannt – unser hieß fortan nur noch „Wasserturm“, der in Burg „Turm der Jugend“.
Letzterer entging 1945 seiner Sprengung, obwohl die Sprengsätze bereits befestigt waren. Unser Turm musste letztendlich 1965 dran glauben…
Wenn ich mir heute die
FOTOS anschaue, fallen mir 4 Fakten ins Auge:
(1) auf einem sommerlichen SPAZIERGANG durch den Ort waren wir, wie von daheim gewohnt, fast alle BARFUSS unterwegs;
(2) auf WANDERUNGEN gab es nur KLAPPSTULLEN als Wegzehrung;
(3) die älteren Schüler aus der 8. Klasse im Hintergrund hatten stets ein wachsames Auge auf uns und unsere Gruppen-Aufstellung „in Reih & Glied“ !
(4) Obwohl wir zwar fast alle „Junge Pioniere“ waren – hatten wir wohlweislich das BLAUE HALSTUCH und den ansonsten obligatorischen GRUPPENWIMPEL daheim „vergessen“…Die zweite WANDERFAHRT führte uns
1956 nach
GROSS-SÄRCHEN, einem kleinen Dörfchen am
KNAPPENSEE, an welchem auch das einzige
FOTO entstand, auf dem auch
ELTERN zu sehen sind, die gemeinsam mit schon sehr erwachsen wirkenden Schülern aus der 8. Klasse als
BETREUER fungierten. Ein als
SCHLAFSAAL umfunktionierter Klassenraum in der
DORFSCHULE war unser Domizil und wir erkundeten zu Fuß die örtliche Umgegend, waren aber zumeist am
SEE baden und natürlich bei „durchgängig sonnig-heißem Sommerwetter“…
FAZIT: Fragt man die Leute, die in der DDR aufgewachsen sind, was ihnen am intensivsten in Erinnerung blieb, bekommt man immer wieder die klare Antwort:
KLASSENFAHRTEN & FERIENLAGERAUFENTHALTE.
Bei dem einen ist es die
SEHNSUCHT nach der „guten alten Zeit“, bei anderen die
WEHMUT an die eigene Kindheit.
Während das Ziel der
AKTION >Frohe Ferientage für unsere Kinder< gemäß Politbüro-Beschluss darin bestand,
„die Heimat kennen und lieben zu lernen und im Geiste der Liebe zur DDR und ihrem Präsidenten Wilhelm Pieck sowie im Geiste einer festen Freundschaft usw. usw. erzogen zu werden“, dachten wir nur an schönes Wetter auf dem Lande, eine Woche ohne elterliche Ratschläge, Badespaß, Fußballspielen, im Wald Buden bauen, Gruselgeschichten erzählen, Nachtgeländespiel, mit Mädchen „schäkern“, später eventuell romantisches Händchenhalten mit der „ersten Ferienliebe“…
Am schönsten war allerdings immer, und ist noch heute, das
GEFÜHL, einer
VERSCHWORENEN GEMEINSCHAFT anzugehören, die sich nie ganz aus den Augen verliert.
In diesem Sinne:
FROHE FERIENTAGE FÜR UNSERE ENKELKINDER !Ich wurde übrigens vor exakt 70 Jahren, am 1. September 1950, eingeschult
– und weiß sogar noch ziemlich genau, wie meine ZUCKERTÜTE ausgesehen hat…! - Das lässt hoffen...