Es wird sicher den meisten Gästen unserer Webseite nicht entgangen sein, dass die
RECHERCHE zu
JAHRESZAHLEN betr.
ERSTVERÖFFENTLICHUNG der vorgestellten
POSTKARTEN, aber auch der
HISTORIE der auf ihnen abgebildeten
BAUWERKE, ab & an Probleme bereitet.
Wir Heimatforscher frohlocken natürlich, wenn wir an der
FRONTFASSADE von kirchlichen, öffentlichen und privaten
GEBÄUDEN, an
WOHNHÄUSERN oder deren
NEBENGEBÄUDEN wie Scheune, Backhaus, Stallung, Speicher oder Wagenremise auf
HAUSINSCHRIFTEN stoßen, die den Zeitpunkt der Fertigstellung eines neu errichteten bzw. veränderten
HAUSES dokumentieren.
Man beschränkte sich anfänglich nur auf die Angabe des
BAUJAHRES. Später wurden auch die Namen des
ERBAUERS,
ggf. auch des verantwortlichen
ZIMMERMANNS, in der
HAUSINSCHRIFT verewigt, die somit zu einer Art
>BAU-URKUNDE< wurde.
Auch in unserer Region kann man, mitunter recht mühsam, an alten Bauwerken Nachstehendes entziffern:
ANNO DOMINI, kurz
A.D., oder einfach
ANNO in Verbindung mit einer
JAHRESZAHL.
Übersetzt heißt das:
>IM JAHRE DES HERRN<, mit dem
JESUS CHRISTUS gemeint ist,
nach welchem sich die christliche Zeitrechnung – der Abstand zu seinem Geburtsjahr – richtet.
WIR SCHREIBEN DAS JAHR also exakt:
>ANNO DOMINI MMXVIII<
= „2018 Jahre nach Christi Geburt“
Das ist nicht ganz einfach zu entziffern, wenn die Bauherren statt arabischer, die „geheimnisvollen“
RÖMISCHEN ZAHLEN verwendet haben. Diese „lateinische Zahlen“ setzen sich nämlich aus folgenden
ZEICHEN zusammen:
M = 1000 / D = 500 / C = 100 / L = 50 / X = 10 / I = 1Für ihren Gebrauch gelten allerdings strenge REGELN:
(1) Nur maximal drei gleiche Zeichen stehen nebeneinander.
(2) Steht ein „kleineres“ Zeichen vor einem „höheren“,
wird es abgezogen,
z.B. IV = 5 minus 1, also 4. / IX = 10 minus 1, also 9.
(3) Nur C, X, und I werden abgezogen, und zwar nur vom
nächsthöheren bzw. den beiden nächsthöheren Zeichen:
I von X, X von L oder C, C von D oder M.
(1999 also z.B. nicht IM, sondern MCMXCIX.)
(4) Es wird immer nur ein Zeichen abgezogen,
also z.B. XC = 90, aber 80 heißt nicht XXC, sondern 80 = LXXX.
Obwohl das
RÖMISCHE ZAHLENSYSTEM schon vor vielen Jahrhunderten an Wichtigkeit verloren hat, lohnt sich dennoch das
„Römische-Zahlen-Üben“, denn in zahlreichen Büchern werden beispielsweise Kapitel mit Römischen Ziffern nummeriert, Könige und Kaiser mit gleichem Namen tragen in ihrem Titel eine Römische Ziffer, um sie besser unterscheiden zu können und für eine Reise nach der „ewigen Stadt“
ROM sind Sie jederzeit bestens gerüstet, denn dort wimmelt es bekanntlich nur so von
RÖMISCHEN ZAHLEN.
Und das nicht nur an den ca. 250 Kirchen !
Zum
ÜBEN empfiehlt sich die folgende
WEBSEITE:
https://www.matheretter.de/rechner/romischSeit dem 15. Jahrhundert wurde also das
ANNO den entsprechenden
DATIERUNGEN vorangestellt.
Darüber hinaus entwickelten sich im 19. Jahrhundert sehr viele umgangssprachliche
VERALLGEMEINERUNGEN,
wie die in Unkenntnis einer genauen Zeitangabe gern strapazierten
REDEWENDUNGEN:
ANNO … DAZUMAL (damals, einst, zu jener bzw. vor langer Zeit)
…DUNNEMALS (niederdeutsch „dunn“ = dann, damals)
…TOBAK (vor langer Zeit, als der ‚Tabak‘ noch ‚Tobak‘ hieß)
„Das war vielleicht anno dazumal modern. Das sind doch Anschauungen von anno dunnemals. Sie trug einen Hut von anno Tobak.“Redensarten in Verbindung mit
ANNO sind meistens auf einzelne
REGIONEN begrenzt, nur wenige sind überregional bekannt und gebräuchlich.
Neben den o.g. verwendet(e) man folgende Redewendungen,
----- um zu sagen, dass etwas schon SEHR LANGE HER ist:
ANNO SCHNEE (Sudetengebiet; Kurzfassung von „anno neuni, wie der große Schnee gefall’n is“)
ANNO WIND (Ostpreußen; „als der große Wind ging“ - bezogen auf einen Orkan, der 1801 über Königsberg hinwegraste)
ANNO EINUNDLEIPZIG (vor dem dt.-frz. Krieg von 1870/71)
----- und um eine UNBESTIMMTE ZEIT zu bezeichnen:ANNO DAZUMAL……als der Teufel noch ein Kind / ein kleiner Junge war;
…als Teufels Großmutter noch eine Jungfer war;
…als die Maikäfer Dächer getragen haben;
…als man sich die Nase am Ärmel schneuzte;
…als die Mäuse Perücken und die Ratten Haarbeutel getragen haben;
…im Jahr, wo die Eulen predigten;
…zur Zeit, als man die Hosen mit der Rolle (Winde) anzog;
…als ein Schaf einen Groschen kostete;
…als man die Rollhosen trug und die Gartenmesser flogen;
----- oder um die ZEIT zu bezeichnen, wo MAN ALLES GLAUBTE:
…Die Zeit des Onkels Paul;
…zu Odins Zeiten;
…Es ist schon so lange her, dass es schon gar nicht mehr wahr ist;Eingang in den mündlichen Sprachgebrauch fanden, wenn auch bislang in der Literatur noch nicht schriftlich belegt:
ANNO SCHNIEF / PIEF / PIPPI / TUCK / KNIPS / FILZLATSCH / oder
18-HUNDERT PIEPENDECKEL… Schließlich wurden diese
VERALLGEMEINERUNGEN so beliebt, dass man sie auch einsetzte, obwohl
GENAUE DATIERUNGEN vorlagen,
wie die abschließende
ZEITUNGSMELDUNG beweist: