Neues 352 - 2018-12-09

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Matthias
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Neues 352 - 2018-12-09

Beitragvon Matthias » Do 6. Dez 2018, 15:07

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Harald
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Re: Neues 352 - 2018-12-09

Beitragvon Harald » So 9. Dez 2018, 10:05

Jahreszahlen_resize.jpg

Es wird sicher den meisten Gästen unserer Webseite nicht entgangen sein, dass die RECHERCHE zu JAHRESZAHLEN betr. ERSTVERÖFFENTLICHUNG der vorgestellten POSTKARTEN, aber auch der HISTORIE der auf ihnen abgebildeten BAUWERKE, ab & an Probleme bereitet.
Wir Heimatforscher frohlocken natürlich, wenn wir an der FRONTFASSADE von kirchlichen, öffentlichen und privaten GEBÄUDEN, an WOHNHÄUSERN oder deren NEBENGEBÄUDEN wie Scheune, Backhaus, Stallung, Speicher oder Wagenremise auf HAUSINSCHRIFTEN stoßen, die den Zeitpunkt der Fertigstellung eines neu errichteten bzw. veränderten HAUSES dokumentieren.
Man beschränkte sich anfänglich nur auf die Angabe des BAUJAHRES. Später wurden auch die Namen des ERBAUERS,
ggf. auch des verantwortlichen ZIMMERMANNS, in der HAUSINSCHRIFT verewigt, die somit zu einer Art >BAU-URKUNDE< wurde.

Auch in unserer Region kann man, mitunter recht mühsam, an alten Bauwerken Nachstehendes entziffern:
ANNO DOMINI, kurz A.D., oder einfach ANNO in Verbindung mit einer JAHRESZAHL.
Übersetzt heißt das: >IM JAHRE DES HERRN<, mit dem JESUS CHRISTUS gemeint ist,
nach welchem sich die christliche Zeitrechnung – der Abstand zu seinem Geburtsjahr – richtet.

WIR SCHREIBEN DAS JAHR
2018_resize.jpg

also exakt:
>ANNO DOMINI MMXVIII<
= „2018 Jahre nach Christi Geburt“


Das ist nicht ganz einfach zu entziffern, wenn die Bauherren statt arabischer, die „geheimnisvollen“ RÖMISCHEN ZAHLEN verwendet haben. Diese „lateinische Zahlen“ setzen sich nämlich aus folgenden ZEICHEN zusammen: M = 1000 / D = 500 / C = 100 / L = 50 / X = 10 / I = 1

Für ihren Gebrauch gelten allerdings strenge REGELN:
(1) Nur maximal drei gleiche Zeichen stehen nebeneinander.
(2) Steht ein „kleineres“ Zeichen vor einem „höheren“,
wird es abgezogen,
z.B. IV = 5 minus 1, also 4. / IX = 10 minus 1, also 9.
(3) Nur C, X, und I werden abgezogen, und zwar nur vom
nächsthöheren bzw. den beiden nächsthöheren Zeichen:
I von X, X von L oder C, C von D oder M.
(1999 also z.B. nicht IM, sondern MCMXCIX.)
(4) Es wird immer nur ein Zeichen abgezogen,
also z.B. XC = 90, aber 80 heißt nicht XXC, sondern 80 = LXXX.

Obwohl das RÖMISCHE ZAHLENSYSTEM schon vor vielen Jahrhunderten an Wichtigkeit verloren hat, lohnt sich dennoch das
„Römische-Zahlen-Üben“, denn in zahlreichen Büchern werden beispielsweise Kapitel mit Römischen Ziffern nummeriert, Könige und Kaiser mit gleichem Namen tragen in ihrem Titel eine Römische Ziffer, um sie besser unterscheiden zu können und für eine Reise nach der „ewigen Stadt“ ROM sind Sie jederzeit bestens gerüstet, denn dort wimmelt es bekanntlich nur so von RÖMISCHEN ZAHLEN. ;)
Und das nicht nur an den ca. 250 Kirchen !
Zum ÜBEN empfiehlt sich die folgende WEBSEITE: https://www.matheretter.de/rechner/romisch

Zitat Gamaschen_resize.jpg

Seit dem 15. Jahrhundert wurde also das ANNO den entsprechenden DATIERUNGEN vorangestellt.
Darüber hinaus entwickelten sich im 19. Jahrhundert sehr viele umgangssprachliche VERALLGEMEINERUNGEN,
wie die in Unkenntnis einer genauen Zeitangabe gern strapazierten REDEWENDUNGEN:

ANNO … DAZUMAL (damals, einst, zu jener bzw. vor langer Zeit)
…DUNNEMALS (niederdeutsch „dunn“ = dann, damals)
…TOBAK (vor langer Zeit, als der ‚Tabak‘ noch ‚Tobak‘ hieß)
„Das war vielleicht anno dazumal modern. Das sind doch Anschauungen von anno dunnemals. Sie trug einen Hut von anno Tobak.“

Redensarten in Verbindung mit ANNO sind meistens auf einzelne REGIONEN begrenzt, nur wenige sind überregional bekannt und gebräuchlich.
Neben den o.g. verwendet(e) man folgende Redewendungen,

----- um zu sagen, dass etwas schon SEHR LANGE HER ist:

ANNO SCHNEE (Sudetengebiet; Kurzfassung von „anno neuni, wie der große Schnee gefall’n is“)
ANNO WIND (Ostpreußen; „als der große Wind ging“ - bezogen auf einen Orkan, der 1801 über Königsberg hinwegraste)
ANNO EINUNDLEIPZIG (vor dem dt.-frz. Krieg von 1870/71)

----- und um eine UNBESTIMMTE ZEIT zu bezeichnen:

ANNO DAZUMAL…
…als der Teufel noch ein Kind / ein kleiner Junge war;
…als Teufels Großmutter noch eine Jungfer war;
…als die Maikäfer Dächer getragen haben;
…als man sich die Nase am Ärmel schneuzte;
…als die Mäuse Perücken und die Ratten Haarbeutel getragen haben;
…im Jahr, wo die Eulen predigten;
…zur Zeit, als man die Hosen mit der Rolle (Winde) anzog;
…als ein Schaf einen Groschen kostete;
…als man die Rollhosen trug und die Gartenmesser flogen;

----- oder um die ZEIT zu bezeichnen, wo MAN ALLES GLAUBTE:

…Die Zeit des Onkels Paul;
…zu Odins Zeiten;
…Es ist schon so lange her, dass es schon gar nicht mehr wahr ist;


Eingang in den mündlichen Sprachgebrauch fanden, wenn auch bislang in der Literatur noch nicht schriftlich belegt:
ANNO SCHNIEF / PIEF / PIPPI / TUCK / KNIPS / FILZLATSCH / oder 18-HUNDERT PIEPENDECKEL… :)

Schließlich wurden diese VERALLGEMEINERUNGEN so beliebt, dass man sie auch einsetzte, obwohl GENAUE DATIERUNGEN vorlagen,
wie die abschließende ZEITUNGSMELDUNG beweist:

Ritt anno dazumal_resize.jpg

Klaus
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Re: Neues 352 - 2018-12-09

Beitragvon Klaus » So 9. Dez 2018, 13:20

Römische Zahlen

Vielleicht sollte man erläutern, warum die historische Baubranche so lange an den römischen Ziffern festhielt, obwohl diese im Alltag längst verschwunden waren. Ich habe dazu nichts im Internet gefunden und deshalb meine eigene Theorie aufgestellt. Als Besitzer eines wohl mittelalterlichen Fachwerkhauses (weit vor 1611) habe ich mir schon viele historische Dachstühle angesehen. Die Zimmerleute, die einst gleichzeitig bei den Profanbauten die Baumeisterfunktion innehatten (zum Richtfest musste der Maurer den Zimmermann auf seinem Buckel nach Hause tragen), fertigten die Dachstühle unten neben den Gebäuden auf dem Boden vor. Die fertigen Gebinde mussten dann aber wieder auseinandergenommen werden, um sie nach oben zu bringen. Deshalb wurden diese Gebinde durchnummeriert. Alle Balken eines Gebindes bekamen die gleiche Nummer. Ich habe bisher kein Fachwerkhaus mit Originaldachstuhl gesehen, wo das nicht so ist. Nun gab es wohl damals keine oder nur schlechte Blei- oder Zimmermannsstifte. Deshalb wurden die Nummern ganz praktisch mit dem Beil in die Balken geschlagen. Das geht nur mit römischen Ziffern einfach. Oder kann sich jemand eine arabische (indische) 2,3,5,6,8 oder 9 mit dem Beil gehauen vorstellen?
Klaus

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Harald
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Re: Neues 352 - 2018-12-09

Beitragvon Harald » Mo 10. Dez 2018, 12:38

Bundzeichen_resize.jpg

Die exakte ERLÄUTERUNG hierzu findet man bei WIKIPEDIA unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Abbundzeichen
Es handelt sich bei den von Dir erwähnten EINKERBUNGEN bzw. RÖMISCHEN ZAHLEN um:

ABBUNDZEICHEN (auch BUNDZEICHEN genannt).

Hier der Artikel von WIKIPEDIA:

"Das sind sind Buchstaben, Ziffern, Symbole und Muster der Zimmerleute, die zum schnellen und sicheren Zuordnen und Zusammensetzen der Bauteile im Verbund (oder Verband) für Fachwerk, Dachstuhl und Dachwerk sowie andere technische Fachwerke dienen.

Als ABBUND wird der Vorgang bezeichnet, bei dem das Gefüge der hölzernen Fachwerkkonstruktion hergestellt und mit den angemessenen Holzverbindungen zusammengefügt wird. Beim traditionellen ABBUND werden die Bauteile von den Zimmerleuten auf dem Reißboden am ABBUNDPLATZ bearbeitet, zurechtgesägt, und probeweise zusammengesetzt. Dabei werden die jeweils zusammengehörenden Bauteile mit einem einfachen graphischen Symbol, dem ABBUNDZEICHEN versehen, sodass beim endgültigen Aufbau ein korrektes und zügiges Zusammensetzen möglich ist. Die Symbole befinden sich auf der BUNDSEITE, auf der die unterschiedlich dicken Bauteile in der Regel auf einer Flucht liegen.
Die Zeichen lassen sich in einem BUNDZEICHENKATASTER dokumentieren. Anhand dieses Systems kann man auch ein demontiertes Dach oder Fachwerkhaus an anderer Stelle wieder zusammenbauen. In der Bauforschung wird damit kontrolliert, ob das Fach- oder Dachwerk schon in historischer Zeit verändert wurde.
Die ABBUNDZEICHEN werden entweder mit der Stoßaxt oder dem Stemmeisen eingeschlagen.
Auch ist die Kennzeichnung mit dem Reißhaken möglich.
Für die kurzfristige Kennzeichnung ist die Markierung mit Bleistift oder Farbstift möglich.
Je nach Baukonstruktion sind verschiedene Methoden üblich und folgen auch lokal und nach Werkstatt unterschiedlichen Sitten.
Bei Dachstühlen, Rahmenkonstruktionen und ähnlichen Konstruktionen erhalten alle Hölzer jeweils bei jeder Holzverbindung ein Zeichen, etwa wird jeder Stuhlrahmen oder jede Wand mit einem Zeichen markiert – die Anordnung der Hölzer zueinander innerhalb eines Konstruktionseinheit ergibt sich aus der Form.
Im Blockbau wird von der Hauptfront aus gesehen, links begonnen. Die zugehörige Markierung ist von der Lage abhängig: Längswände, Querwände und die Etagen haben ihre Zeichen. Längswände bekommen Ruten, einen schrägen Strich. Querwände erhalten Stiche am Ziffernzeichen. Das erste Stockwerk erhält ein Dreieck, auch als Hoch benannt. Im zweiten Stockwerk sind es zwei Dreiecke und sinngemäß für jede weitere Etage ein zusätzliches Zeichen. Pfosten und Streben, aber auch Kopfbänder erhalten ihre entsprechenden Zeichen unten. Schwellen, Pfetten, Zangen und Rähme links.
Die Aufzählung der Hölzer erfolgt durch die Notierung mit römischen Zahlen. Eine Besonderheit ist, dass die Zahl 4 oft nicht als „IV“, sondern als „IIII“ markiert wird, um Verwechslungen zu vermeiden. Ebenso wird die Zahl 9 als „VIIII“ dargestellt. Neben diesen Zeichen sind noch das Wandzeichen, Abschnittszeichen, das Bundzeichen und die Kennzeichnung für einen ungültigen Riss im Gebrauch."

Dass besagte ABBUNDZEICHEN regionale UNTERSCHIEDE aufweisen, zeigt die Modifikation eines französischen Zimmermanns:

Zaehlsystem_resize.jpg


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