"In DEUTSCHLAND hat die Briquettesfabrikation bis jetzt wenig Eingang gefunden..." konstatierte man noch im Jahre 1872.
Während in Belgien und Frankreich die Lokomotiven und sogar Handelsschiffe schon mit Briketts befeuert wurden, verwendete man in ganz Norddeutschland Rohkohle, und in Süddeutschland sogar noch Holz zum Lokomotivbetrieb.
Somit wirkte die Entstehung der ILSE AG. mit ihrer Rohkohleförderung und ~verarbeitung wie ein "Wunder" - nicht nur für unsere Region.
In ihrem sog.
>ILSE-FÜHRER< , stellte sie den neugierigen Kunden ihr Produkt folgendermaßen vor:
"BRIKETT ! Jedermann kennt das Braunkohlen-Brikett.
Das Wort ist französischen Ursprungs. Es ist die Verkleinerung des Wortes la brique = Ziegel, heißt also 'der kleine Ziegelstein'.
Der Ziegelstein ist gepreßter Lehm. Das BRIKETT ist gepreßte Kohle.
Die Braunkohlenbrikettes kamen etwa zur Zeit des deutsch-französischen Krieges (1870/71) auf; ein bayerischer Hauptmann mit Namen Exter soll es gewesen sein, der den Gedanken aufbrachte, Briketts aus Braunkohlen zu pressen. Heute ist die Braunkohlenbrikett-Fabrikation eine große, und zwar fast ausschließlich deutsche Industrie, in der die ILSE-Briketts eine führende Stellung einnehmen.
Weitaus der größte Teil der Braunkohlen-Briketts dient für Zwecke des Hausbrandes, der Rest, und zwar die kleineren Briketts, für gewerbliche und industrielle Feuerung..."
Und damit wären wir bei meinem heutigen Kommentar-Thema -
HAUSBRAND.
Damit meine ich aber weder das Schadfeuer, welches ein Haus zerstört, noch einen selbstgebrannten Schnaps, sondern die
BRENNSTOFFE,
die vorrangig für die Verfeuerung in Privathaushalten vorgesehen sind - also
BRIKETTS.
Die jetzige Generation kennt ein echtes
HERDFEUER weitestgehend nur noch aus Erzählungen der Großeltern. Heute benutzt man zum Kochen und Backen Elektro~ oder Gasherde, und regelt die jeweiligen Heizkörper per Handrad - meist in Unkenntnis, wo die Wärme eigentlich herkommt.
In meinen Kindheitserinnerungen sind diese "schwarzen Steine" für den heimischen Herd, die im >Senftenberger Anzeiger< als sog.
SALONBRIKETTS offeriert wurden, immer noch allgegenwärtig, war doch gerade der Transport per Handwagen von der Brikettfabrik nach Hause mit stets hoher Kraftanstrengung verbunden. Beim Aufladen ging es mehr oder weniger auch um Qualitätsmerkmale:
"Die Briketts sollen hart, klingend, gleichmäßig und wenig wasserhaltig sein. Sie sollen im Feuer nicht gleich zerfallen, wenig und nicht stark riechenden Rauch entwickeln."
Am wichtigsten war aber vor allem:
"Der Abgang durch Bruch soll nicht über 5% betragen", denn wir wollten sie ja fein säuberlich, vor allem aber platzsparend im Stall oder Schuppen stapeln - und das war eine Kunst für sich.
Bei Nichteinhaltung des "Stapelsystems" fiel nämlich, meist kurz vor Schluss, die gesamte "Brikett-Mauer" in sich zusammen...
Auch das
HEIZEN der Wohnräume hatte außer "Kohle rauf holen - Asche runter schaffen" noch weitere ungeschriebene Regeln:
Der wärmste Raum war selbstredend die
KÜCHE. Der eiserne Herd mit seinen, je nach Topfgröße austauschbaren Ofenringen und der großen Backröhre stand nämlich fast ununterbrochen unter Feuer, auch weil ein darin befindlicher, länglicher Behälter, das sog. "Schiff", ständig heißes Wasser liefern sollte. Heute kommt es ja direkt "aus der Wand".
Außerdem stand immer eine Email-Kanne mit "Muckefuck" (Malzkaffee) auf dem Herd - hmmmm, der war lecker !
Zum Anheizen nahm man Zeitungspapier & trockene Holzspäne, und wenn es lichterloh brannte, wurden erst Holzscheite, dann kleinere Brikettstückchen auf~ und nach Bedarf ganze Briketts nachgelegt.
In Ermangelung der heute handelsüblichen "Kohleanzünder" half man gelegentlich & eigentlich recht abenteuerlich mit Resten von Bohnerwachs oder Schuhcreme nach. Einige Briketts wurden abends in feuchte Zeitung eingeschlagen und als letzte vor dem Schlafengehen reingelegt, damit die Glut bis zum nächsten Morgen hielt.
So hatte man es schneller wieder warm.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, im Heimatkundeunterricht der 2. Klasse von unserer Lehrerin den Bau und die Funktion des Kachelofens genau erklärt bekommen zu haben. Auch die Ermahnung: „Fenster öffnen beim Feuermachen !“ (wegen des entstehenden Kohlenmonoxyd) klingt mir - genauso wie das Prasseln & Rauschen im Ofen, wenn die Flammen den "richtigen Zug" durch den Schornstein bekamen - immer noch im Ohr. Was meine Großeltern nicht so gern sahen, waren meine Kokeleien mit Tannenzweigen & ~zapfen am Küchenherd - das knisterte und knallte hin & wieder ganz schön... Liebend gern setzte ich mich in der kalten Jahreszeit vor die geöffnete Ofentür, schaute in die Flammen und dazu erzählte mir meine Oma "von früher"...
Das Wohnzimmer wurde nur zu Feiertagen, wie Ostern und Weihnachten, angeheizt - Fernsehgerät gab es ja noch keins und das Radio stand in der Küche. Im Schlafzimmer befand sich zwar ein großer Kachelofen, aber befeuert wurde er nie. Bevor man schlafen ging, legte man heiße Ziegelsteine bzw. eine Wärmflasche ins Bett, damit es angenehm warm wurde.
Apropos: kalte Jahreszeit.
Wenn es mal richtig knackig kalt wurde und sich an den Fensterscheiben wunderschöne Eisblumen bildeten, die ich nun im Winter eigentlich vermisse, stellte mein Opa einen zusätzlichen
"KANONENOFEN" auf.
Wenn der "losbulderte", wie wir Kinder sagten, dann war es ruckzuck "warm in der Bude"...
