Neues 629 - 2025-05-01

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Matthias
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Neues 629 - 2025-05-01

Beitragvon Matthias » Sa 4. Jan 2025, 09:27

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Harald
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Re: Neues 629 - 2025-05-01

Beitragvon Harald » Do 9. Jan 2025, 19:10

prosit neujahr logo_resize.jpg


Bei meinen online - RECHERCHEN stieß ich auch auf ein für Heimatforscher sehr zweckdienliches literarisches WERK von Paul Sartori, nämlich
>SITTE & BRAUCH<: Band 1 = Die Hauptstufen des Menschdaseins (Geburt & Kindheit, Hochzeit, Tod & Begräbnis); Band 2 = Leben & Arbeit daheim und draußen; Band 3 = Zeiten & Feste des Jahres)
In letzterem fand ich u.a. auch die nachfolgende sehr volkstümliche Beschreibung von NEUJAHRSBRÄUCHEN:

"AUSGELASSENE LUSTIGKEIT IST DAS KENNZEICHEN DER JAHRESWENDE, denn jeder will in Freuden in das NEUE JAHR eintreten.
In den FAMILIEN & in den SCHENKEN geht es hoch her, überall vertreibt man sich mit SINGEN & ZECHEN, KARTEN & WÜRFELN, GESELLSCHAFTSSPIELEN & ZUKUNFTSFRAGEN die Zeit, bis die entscheidungsvolle Stunde anbricht. Die WIRTE tun ein Übriges, um sich ihren GÄSTEN, die ihnen das Jahr über ihre GROSCHEN zugetragen haben, durch SPENDUNG von Bier, Punsch, Grog & Kuchen erkenntlich zu zeigen.
Wenn dann GLOCKENGELÄUTE den wichtigen Augenblick verkündet, steigt alles auf BÄNKE, STÜHLE & TISCHE und springt beim Mitternachtsschlage ins NEUE JAHR hinein, wie denn auch sonst wohl durch gewisse anschauliche ÜBERGANGSBRÄUCHE die Bedeutung der STUNDE gekennzeichnet wird.
Und nun hebt ein allgemeines GLÜCKWÜNSCHEN an, das sich den ganzen NEUJAHRSTAG über in BESUCHEN hin & her und bei zufälligem ZUSAMMENTREFFEN FORTSETZT, wie es schon am letzten Tage des alten Jahres in allerlei Formen begonnen hat.
Das ist eigentlich die WICHTIGSTE HANDLUNG der ganzen Feier, denn diese GLÜCKWÜNSCHE sind zwar meistens in bestimmte Formeln in gebundener & ungebundener REDE gefasst, aber sie sollen nicht eine leere HÖFLICHKEIT sein, sondern wirklich dem damit Bedachten HEIL & SEGEN herbeirufen. Einer sucht dabei dem andern zuvorzukommen, ihm „das Neujahr abzugewinnen“. GROSSELTERN & PATEN erhalten von den KINDERN besondere BESUCHE. Die BURSCHEN schießen ihren MÄDCHEN & auch ORTSGENOSSEN, denen sie eine besondere Ehre antun wollen, das NEUJAHR an. Erstere zeigen sich am Sonntag nach Neujahr erkenntlich, letztere erwidern die Ehre mit einer Bewirtung.
Die KINDER setzen für ihre ANGEHÖRIGEN geschriebene & bemalte NEUJAHRSWÜNSCHE auf, für die es hergebrachtermaßen nur GELD als Belohnung gibt. Freilich wird die Gelegenheit auch von manchem benutzt, um an dem missliebigen NÄCHSTEN sein Mütchen zu kühlen, und die namenlosen POSTKARTEN, in denen man heutzutage SCHABERNACK & RACHE übt, haben nach Form und Absicht ihre Vorläufer in älteren BRÄUCHEN.
Mit dem bloßen WUNSCHE aber, so großen Wert man ihm auch beilegt, ist es nicht allein getan, er muss auch von einem GESCHENKE begleitet sein, das meist in etwas LECKEREM besteht und als günstiges VORZEICHEN künftiges Wohlergehen versinnbildlichen & gewährleisten soll. SCHULKINDER verehren ihrem LEHRER, KONFIRMANDEN ihrem PFARRER einen gebackenen KRANZ & eine BREZEL. Ebenso beschenken sich auch Burschen & Mädchen, Paten & Patenkinder, Kinder & Eltern. Für MUSIKER, die das Neujahr anblasen, für HANDWERKSGESELLEN aller Art, schließlich für jeden, der es nötig zu haben glaubt, bietet der JAHRESWECHSEL und die allgemeine GEBELUST willkommenen ANLASS, um durch „glückwünschenden Umgang“ von Haus zu Haus GESCHENKE einzuheimsen und so einigermaßen sorgenlos ins NEUE JAHR einzutreten. Namentlich der NACHTWÄCHTER, dessen HORN die „FROHE STUNDE“ ankündigt, ist ein gern gesehener & freundlich bewirteter und beschenkter GAST, und auch die Kälber~, Schweine~, Pferde~ & Gänse – HIRTEN, HÜTEJUNGEN & SCHÄFER, die mit ihren PEITSCHEN knallen, erfreuen sich besonderer Beachtung.
Vor allem aber wandern mehr oder minder zahlreiche GRUPPEN von KINDERN & JUNGEN LEUTEN, ihre eintönigen GLÜCKWÜNSCHE in Lied und Spruch ableiernd und Geschenke sammelnd, schon am ABEND des alten Jahres und danach auch noch am NEUJAHRSTAGE, öfters sogar noch darüber hinaus durch den ORT."


Wie die SENFTENBERGER BÜRGERSCHAFT vor nunmehr 100 Jahren den JAHRESWECHSEL 1924/25 feierte, resümierte der >Senftenberger Anzeiger< am...
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Die ausgelassene, oft lärmende LUSTIGKEIT, welche die ganze NEUJAHRSFEIER beherrscht, ist aber nicht nur aus der bloßen FREUDE AM FESTTREIBEN hervorgegangen, sondern auch mit deem GLAUBEN verbunden, dass von dem TUN & TREIBEN AM ERSTEN TAGE das ganze folgende JAHR beeinflusst werde: „Wie Neujahr, so das ganze Jahr !“ Wenn man am Neujahrstag SPÄT aufsteht, so tut man es im ganzen Jahr. Man FEGT alles, wo sich Staub sammelt, sonst würde künftig nur noch Unordnung & Unreinlichkeit herrschen, die WÄSCHE darf nicht hängen bleiben, nichts darf AUSGEBORGT, alles GELIEHENE noch vor Sonnenuntergang wieder zurückgebracht werden.

Jedoch nach ausgelassenen FRÖHLICHKEIT holte natürlich der ALLTAG mit all seinen PFLICHTEN alle Bürger wieder ein - nachfolgend wiederum geschildert vom >Senftenberger Anzeiger> am...
4. Januar_resize.jpg


Schloss_resize.jpg

Da SENFTENBERG immer noch zum "SORBISCHEN SIEDLUNGSGEBIET" gehört, möchten wir selbstredend den wenigen verbliebenen, eventuell sogar noch MUTTERSPRACHLICHEN SENFTENBERGER "WENDEN" unsere Aufwartung machen:
Wenden Neujahr.jpg


Ich würde mich übrigens sehr freuen, an dieser Stelle auch mal von ihnen persönlich etwas zu lesen... kann auch in SORBISCH sein !
(Ich habe ein Wörterbuch) ;)


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