In einer groß angelegten Aktion der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" vergab man 1938 an 52000 Dorfgemeinden mit bis zu 2000 Einwohnern, darunter 128 im Kreis Calau, das sog.
>DORFBUCH<.Es sollte den Rahmen für eine Darstellung des Dorflebens in Vergangenheit & Gegenwart bieten und zugleich eine laufende Chronik des Dorfes in die Zukunft hinein werden.
Ob, und wenn ja, welche Landgemeinden in Senftenbergs näherer Umgebung darunter waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Fest steht aber, dass durch jene literarischen Quellen die langwierige Recherche der Heimatforscher heute sehr viel einfacher wäre, weil darin die Geschichte des Dorfes und das vorhandene Überlieferungsgut aufgezeichnet wurden. Das Hauptanliegen bestand darin, "dass sich der Landmensch mit seiner und seines Dorfes Vergangenheit beschäftigt und er dadurch in seinem Dorfe fester verwurzelt wird." Somit wollte man auch der zunehmenden Landflucht Einhalt gebieten.
Dass die meisten dieser
DORFBÜCHER nach Kriegsende vernichtet wurden, lag wohl daran, dass die Eintragungen in den vorgegebenen 8 Kapiteln an der faschistischen Ideologie ausgerichtet waren:
Dorfbild - Der Mensch unseres Dorfes - Die Geschichte unseres Dorfes -
Unser Dorf im Dritten Reich - Das Volkstum unseres Dorfes - Haus und Hof -
Das ständische Leben in unserem Dorf.
Dafür können sich die Dörfer glücklich schätzen, die in ihrem "Überlieferungsgut" ev. noch ein
"PROTOKOLLBUCH" (der Gemeindevertretersitzungen) vorfinden.
Unser Heimatverein Hörlitz ist in der glücklichen Lage, die Sitzungen samt Tagesordnung & Beschlüssen im Zeitraum von 1890 bis 1938 schriftlich belegen zu können.
Natürlich waren auch im >Senftenberger Anzeiger< sehr sporadisch Kurzprotokolle von solchen
GEMEINDEVERTRETERSITZUNGEN zu lesen,
wie z.B. dieses hier vom 25. Juli 1938 aus
REPPIST :
"In der letzten GEMEINDERATSSITZUNG wurde zunächst die RECHNUNGSLEGUNG für das Rechnungsjahr 1937 vorgenommen.
Pg. Bürgermeister Werner gab einen eingehenden und zu keinen Beanstandungen führenden Bericht. Hiernach sind in der Einnahme 167579,01 RM. und in der Ausgabe 168495, 85 RM. zu verzeichnen...
An größeren Arbeiten bzw. Ausführungen sind zu nennen:
Das BÜRGERMEISTERAMT mit seiner neuzeitlichen Einrichtung, die allen Anforderungen einer Kommunalverwaltung genügt, sowie die Herstellung der FELDSTRASSE.
Die Finanzierung hierzu war restlos gesichert.
Neben vielen kleinen Arbeiten wäre noch die Inbetriebnahme der GEMEINDEKIESGRUBE zu nennen.
Der Bürgermeister gab noch bekannt, daß im laufenden Rechnungsjahre mit der Befestigung der VIKTORIASTRASSE bis zur Gemeindegrenze zu rechnen sei. Die Arbeiten sollen bereits im Monat August in Angriff genommen werden. Nachdem der GRABEN vom Bürgermeisteramt bis zum Grundstück Zinke verrohrt worden ist, soll in Verbindung mit der Firma Matador, Bergbau AG. die Verlängerung dieses Grabens vom Grundstück Raum bis zu dem Anschlußgleis der Anhaltischen Kohlenwerke in gleicher Weise hergestellt werden.
Hiermit wäre eine weitere Entlastung der Fahrstraße und ein größerer Schutz der Fußgänger gesichert.
Große Aufwendungen sind aber auch auf dem Gebiete des Feuerwehr~ und Sanitätswesens und auf dem Gebiete der Leibesübungen zu verzeichnen. Eine Anpflanzung von etwa 2000 Stück Maulbeersträuchern auf dem SPORTPLATZ macht gute Fortschritte und wird dem Schutze der Einwohnerschaft empfohlen.
Die Anschaffung einer mechanischen FEUERWEHRLEITER soll die Schlagkraft der eigenen Wehr stärken.
Nachdem die wenigen, unumgänglichen Mehrausgaben in einigen Haushaltansätzen die Zustimmung der Gemeinderäte gefunden hatte, gab der Bürgermeister noch bekannt, daß eine Belastung des Feuerwehrdepots aus der Zeit vor der Machtübernahme in seiner jetzigen Resthöhe von 3679,71 RM. restlos abgedeckt werden konnte.
Nach Erledigung einiger weiterer Vorlagen konnte die Sitzung geschlossen werden mit der Erkenntnis, daß auch im vergangenen Rechnungsjahr nationalsozialistische Aufbauarbeit geleistet wurde und die volle Anerkennung der jungen Gemeindevertretung fand."
Hier wurde nichts Weltbewegendes besprochen aber "auch Kleinvieh macht Mist", wie der Bauer sagt. Hiermit erhalten die Reppister Heimatforscher nun u.a. den amtlichen Beleg über die schon sehr lange zurückliegende Pflanzung der Maulbeerhecke auf dem Sportplatz sowie die Anschaffung der so sehnsüchtig erwarteten Feuerwehrleiter...
Als Bonus für meine Reppister Heimatforscher-Kollegen, in deren Forum ich mich kürzlich registrieren ließ, füge ich noch einen kleinen Lexikon-Eintrag aus dem Jahre 1822 an: