ANSTALTEN ZUR AUFNAHME & VERPFLEGUNG VON KRANKEN
finden wir durch die Lausitz schon im 5. Jahrhundert verbreitet. Die
ARMENHÄUSER sollten dazu dienen,
HILFLOSEN & VERARMTEN unter den Bewohnern der Stadt
AUFENTHALT, PFLEGE & UNTERHALT zu gewähren, und werden im 15. Jahrhundert schon überall mit dem Namen
HOSPITÄLER (Spital, Spittel) bezeichnet, weil unbemittelte Reisende oder auch einheimische Arme darin gleichsam als
GÄSTE (lat. hospites) aufgenommen, verpflegt und beköstigt wurden. Dagegen dienten die
KRANKENHÄUSER vornehmlich zur Unterbringung solcher
KRANKEN, welche an ansteckenden Krankheiten, an Pest oder Aussatz, litten. Daher hieß eine solche Anstalt auch
SIECHHOF und lag draußen vor der Stadt. Hier wurden mit ansteckenden Krankheiten Behaftete in elenden
HÜTTEN oder menschenleeren
WOHNUNGEN von den gesunden Einwohnern gänzlich abgesperrt und ihrem Schicksal überlassen, wobei man jedoch nicht vergaß, für ihr
SEELENHEIL zu sorgen durch
MESSEN, welche für sie unentgeltlich in der
PFARRKIRCHE gehalten wurden.
In
SENFTENBERG scheint bis zu Anfang des 16. Jahrhunderts
KEIN ÖFFENTLICHES HOSPITAL bestanden zu haben. Als aber infolge der verheerenden Krankheiten die Unsicherheit auf Gesundheit und Leben in der Stadt immer größer wurde, sah man bald die Notwendigkeit ein, mehr Sorgfalt auf die Behandlung zu verwenden, und durch den Wohltätigkeitssinn begüterte Personen wurde in der Nähe des
STADTTORES am
STADTGRABEN ein
HOSPITAL errichtet, dort, wo sich gegenwärtig das Haus des Drechslermeisters Kaiser befindet
(KREUZSTR. 30).
Im Jahre
1520 hatten Albrecht von Köckritz zu Mückenberg und der würdige Herr Gregorius Kockott, Pfarrer zu Bockwitz, mit Zulassung des würdigen Herrn Heinrich von Kottwitz, Domherrn zu Budißin, und Pfarrers zu Senftenberg in Gemeinschaft mit dem Rate zu Senftenberg ein neu
SPITAL vor SENFTENBERG – Gott zu Lobe und der Seelen Seligkeit, den armen Leuten aber zum Troste und zur Erhaltung – aufgerichtet und erbauet. Möglicherweise bezeichneten es die Kirchenmänner als
„Denkmal der Barmherzigkeit“, während die einfachen Leute meinten, dass es nur ein
„einfaches Stadthaus war, dazu bestimmt, die KRANKEN & SCHWACHEN aufzunehmen, welche zuvor auf den öffentlichen Straßen herumzuliegen pflegten“.Das
HOSPITAL, welches unter Aufsicht der Kirche stand, hatte im Jahre 1575 einen Vorsteher Namens Matthes Mattuska und zwei Frauen als Insassen. Aus einem
INVENTARVERZEICHNIS, in welchem u.a. 15 Federbetten, 14 Kopfkissen und an Kleidung 1 schwarzer Weiber-Mantel von Landtuch [im eigenen Lande hergestelltes, zumeist weniger wertvolles Tuch], 3 gemeine Mäntel, 1 roter Weiberrock von Landtuch und 2 schwarze Weiberröcke aufgelistet sind, ist ersichtlich, daß nur selten
„MANNSPERSONEN“ aufgenommen wurden.
Alle PATIENTEN unterlagen selbstredend einem endlos langen
REGELWERK, aus dem ich 5 sehr wichtige Punkte zitieren möchte:
(1) Ehe PATIENTEN in einem HOSPITALE aufgenommen werden, sollte ihre körperliche Reinlichkeit untersucht werden. Man sollte ihnen den Kopf und die Glieder waschen,
wo es möglich ist, den ganzen Körper in warmem Wasser baden.
(2) Um gänzlich die Verunreinigung der Luft zu vermeiden, müßte man ihre Kleidungen durchräuchern, danach lüften oder in einem Ofen reinigen.
(3) KRANKE sollen sich bescheiden und anständig betragen und die ihnen ertheilten Regeln genau befolgen, da man sie sonst sogleich entlassen wird.
(4) Fieberkranke sollten nie in der Nähe von denen liegen, die an Knochenbrüchen, Wunden usw. leiden.
(5) Viele PATIENTEN liegen eine lange Zeit hindurch stets zu Bette. Diese Hospital-Bequemlichkeit sollte daher sorgfältig untersucht werden. Niemand darf länger als zwey Monate Kranker in dieser mildthätigen Anstalt seyn, außer wenn ihm der Arzt Erlaubnis dazu ertheilt.Der
BLICK in einen
MITTELALTERLICHEN KRANKENSAAL offenbart uns einige wissenswerte
FAKTEN:
„In diesem durch SÄULEN unterteilten KRANKENSAAL, in dem sich hinten in der Mitte der ALTAR und eine gekreuzigte JESUS-STATUE befinden, werden die KRANKEN, streng nach ihrem GESCHLECHT getrennt (Männer rechts, Frauen links), von mehreren, an ihren SCHWARZEN SCHLEIERN zu erkennenden SCHWESTERN, versorgt.
Wie im MITTELALTER üblich, schlafen die PATIENTEN NACKT & ZU ZWEIT IN EINEM BETT. Nur eine PATIENTIN (links) ist bekleidet, da sie von einem PRIESTER, der nicht in Versuchung gebracht werden darf, das ABENDMAHL erhält, das für jeden NEUANKÖMMLING obligatorisch war. Ein DIENER, der sich zur linken Seite des Priesters befindet, hält während dieser Zeremonie eine große KERZE in seinen Händen. Die PATIENTIN neben der neuen KRANKEN erhält derweil von einer SCHWESTER etwas zu trinken. Die kranken MÄNNER (rechts) werden mit SPEISEN versorgt. Der ehemalige BETTPARTNER von dem PATIENTEN ganz rechts und eine FRAU, die ursprünglich die Bettstätte der neuen Patientin belegt hatte, sind vor kurzem gestorben. Ihre LEICHEN werden von zwei SCHWESTERN (links unten) in TÜCHERN eingenäht. In der vorderen Mitte bitten ein KÖNIG & 2 FRAUEN mit ihren KINDERN vor und hinter den SÄULEN die über ihnen platzierten HEILIGEN um WIEDERGENESUNG.“
Manch altes
STÄDTCHEN besitzt noch heute sein
HOSPITAL. Es sind meist kleine & unscheinbare, nicht selten vernachlässigte & verfallene Gebäude, an denen die meisten Passanten vorüber gehen, ohne auch nur einen flüchtigen Blick darauf zu werfen. Das
HOSPITAL praktizierte einst seine
WOHLTÄTIGKEIT aus wahrer (christlicher)
NÄCHSTENLIEBE:
an der
PFORTE wurden
ALMOSEN verteilt, in seinen Räumen fand der
WANDERER gastliche Aufnahme und
KRANKE wurden daselbst aufgenommen und bis zur
GENESUNG verpflegt. Man unterstützte diejenigen, welche von
UNGLÜCKSFÄLLEN heimgesucht wurden, und auch hilfsbedürftige
REISENDE jedes Ranges konnten auf eine
GABE vom Hospital rechnen. Später kauften sich sogar
GESUNDE eine
FREISTELLE im
HOSPITAL, um daselbst ihr Leben zu beschließen.
Die
PAULITZ-CHRONIK beschließt unsere
HOSPITALGESCHICHTE kurz & bündig mit dem heute noch existierenden, ehemaligen
KNAPPSCHAFTSKRANKENHAUSGEBÄUDE:
„Das gegenwärtige STÄDTISCHE HOSPITAL, auf der Jüttendorfer Seite am Stadtgraben gelegen, ist im Jahre 1867 erbaut worden. Gegenwärtig dient es nur zur Aufnahme städtischer ARMEN & KRANKEN, während es vor mehreren Jahren eine Zeitlang auch die auf den umliegenden GRUBENWERKEN erkrankten oder verunglückten ARBEITER aufnahm.
Das vor der Stadt gelegene, im Jahre 1893 erbaute neue massive KRANKENHAUS ist von um Senftenberg liegenden BRAUNKOHLENWERKEN errichtet und zur Aufnahme von KRANKEN & VERUNGLÜCKTEN aus dem Bergbaubetriebe eingerichtet.“