Neues 141 - 2014-08-12

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Matthias
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Neues 141 - 2014-08-12

Beitragvon Matthias » Mo 11. Aug 2014, 19:08

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Harald
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Re: Neues 141 - 2014-08-12

Beitragvon Harald » Di 12. Aug 2014, 20:37

Gemeinhin denken ja viele, die uns Heimatforscher reden hören, dass wir nur in alten, verstaubten Büchern lesen und aus verblichenen Dokumenten historische Fakten filtern. Dabei geht es auch recht lustig zu, wenn man z.B. bei der Lektüre literarischer Quellen auf Berichte über kuriose Begebenheiten stolpert.
Mir widerfuhr solches bei der Materialsuche zum Thema DORFFEUERWEHR.
Da ja Brandverhütung & ~bekämpfung ein durchaus ernstzunehmendes Thema darstellt, klingt natürlich die Wortwahl von früher ganz anders, als das Hochdeutsch von heute.
Ich empfehle daher allen „wortgewitzten“ Lesern bei google nur einmal den Begriff
FEUERORDNUNG
einzugeben und verspreche beim Lesen der literarischen Quellen aus dem 18./19.Jh. neben der WISSENSERWEITERUNG auch eine SCHMUNZELGARANTIE.
Hier einige Beispiele aus der
FEUER-ORDNUNG 1780

Feuer-Ordnung 1780.jpg

(1) VORBEUGENDER BRANDSCHUTZ

"Das TABACKRAUCHEN hat schon manchem nicht nur seine eigne Wohnung, sondern auch andre angebrennet. Und ob es auch schon von der Obrigkeit bey Strafe verboten ist, so ist der Appetit und die Gewohnheit bey vielen doch so groß, daß sie die glimmende PFEIFE bey aller Arbeit, auch wohl Sommerszeit in der größesten Dürre, in Ställen, auf Heuböden, in Futterkammern, in Scheunen und Höfen, ja in allen gefährlichen Orten im Maule haben.
Kommt jemand, vor dem sie sich fürchten, so stecken solche die Pfeife mit dem Feuer geschwinde in die Tasche, und brennen sich wohl gar die Kleider auf dem Leibe an."

(2) DIE FEUERSPRITZE

„In den Dörfern, wo Herrschaften wohnen, ist in den meisten Orten schon eine große FEUERSPRITZE vorräthig. Sie thut absonderlich gute Dienste, denn die Gebäude sind nicht so hoch, als die Schlösser und Häuser in den Städten. Mit einer Spritze kann man auf dem Dorfe ein schon angeglommenes Haus, wozu man gut kommen kann, und nur Wasser genug zugebracht wird, leicht ausgießen.
Ein Dorf, so auch nicht so groß ist, wenn auch gleich keine Herrschaft darinnen wohnet, braucht dennoch eine gute eigne Spritze. Solche aber brauchet nicht so groß und kostbar zu seyn, als in großen Dörfern, worinnen hohe Schlösser und Kirchen sind. Vor 50, 80 oder 100 Rthlr. kann schon eine feine Spritze, welche über Bauerdächer das Wasser stark treibet, angeschafft werden.
Die Unterthanen verthun vielmals ohne Noth in den Bierschenken Geld, denn es darf nur Kirmeß, eine Hochzeit und Brautschauen oder Fastnacht seyn, oder es hält der Schenke Spielleute, da merket man zu solcher Zeit keinen Geldmangel. Es wird gesoffen, getanzet und gespielet, gejauchzet, geschrien und s.v. gespien.
Wenn diese unnütze, sündliche und oft wohl nur ungesund machende Geldausgaben nur 1 bis 2 Jahr ausgesetzt und ersparet würden, so würde manche Dorfgemeinde sich davor schon eine feine FEUERSPRITZE zu ihrem Besten anschaffen können."

(3) SCHLÜSSEL ZUM SPRITZENHAUS

"Zur Spritze müßte ein bequemer, doch aber Feuer freyer Ort ausgesuchet werden. Verschiedene müßten zu solchem Schlüssel haben, damit zur Zeit der Noth bald jemand zur Spritze kommen könnte.
So könnte an vier verschiedene Wirthe, desgleichen auf der Pfarrwohnung, ein Schlüssel gegeben werden.
Es müssen schon vorhero, ehe eine Feuersnoth entstehet, diejenigen bestimmet seyn, welche solche fortfahren, lenken und drücken."

Das war für mich neu, oder haben Sie gewusst, weshalb in den Dörfern so
(4) VIELE BÄUME zu finden sind ?

dorfaue_resize.jpg

"Die GRÜNEN BÄUME auf denen DORFAUEN und zwischen den Gebäuden sind in entstandener Feuersbrunst ein überaus großer Aufhalt und Abwendung, daß nicht eines das andre so bald anbrennen kann. Und wenn auch endlich die Gluth den Baum zernichtet, und die Flamme zum durchschlagen kommt, so kann man doch, ehe es weiter um sich greift, Zeit zum Retten der Mobilien und des Viehes haben.
Die Eichen, Linden, Eschen und Nußbäume sind besonders vortreffliche Abhaltungen...und so ist in das Land zu publiciren, daß so wohl alle Dorfauen, die Seiten oder Gassen der Dörfer, als auch insbesondere alle Gärten und Gänge, die zwischen den Gebäuden seyn, mit grünen Bäumen ganz voll gepflanzet und besetzet würden.
Ein jeder Unterthan, der Wohnungen und Gärten besitzet, sollte alle Jahre 12 Stämme Obstbäume setzen...Die Dorfaue sollte ein jeder Unterthan, so weit als sein Gehöfte gehet, gleich über bis auf die Hälfte mit Eichen, Linden, Eschen oder mit Weiden bebauen und kein Vieh, doch die Ziegen am allermeisten, dürfte das ganze Jahr nicht dorthin, denn sie verderben in den Gärten die jungen Obstbäume.
Würden auf den Dörfern in den Gärten und um die Häuser kein Platz mehr zum Bäumebesetzen vorhanden sein, so könnten alsdann die Straßen und Wege mit Obstbäumen besetzt werden."

(5) ZAUNGÄSTE

"Bei angegangenem Feuer in Dörfern kann man oft bemercken, daß zu Anfange, da die Gluth und Gefahr noch nicht groß. da denket niemand das Feuer zu dämpfen, sondern jedermann lauft und rettet denen Seinigen noch was möglich ist von Mobilien und so räumen alle Unterthanen des ganzen Dorfes aus. Das Feuer mag indessen brennen und ergreifen, was es will. Ja, es setzen sich wohl manche gar hinter den Zaun oder in den Garten zu ihren Sachen, und sehen zu, wie das Feuer brennet, und immer ein Haus nach dem andern ergreift - bis aus andern Dörfern Volk zukommt, die aber auch zuvörderst zu ihren Freunden und Gevattern laufen, um denselben vorhero zu helfen..."

"Ja mancher arme Mann, dem die Wohnung abbrennet, ist auch noch so unglücklich, daß Diebe und untreue Menschen ihm noch das wenig Gerettete stehlen. Solches ist gewiß ein Laster, welches nicht unter Heiden, wohl aber unter den Christen leider gefunden wird.
Denn wie viele eilen nur zum FEUER, um stehlen zu wollen, und nicht in dem Sinn, retten und löschen zu helfen.
Daher ein jeder mit zu bethen und zu singen nöthig hat:
>Vor Diebstahl und Feuersnoth, behüt uns lieber Herre Gott !<"

Diesem Gebet kann man sich auch nach über 200 Jahren nur lauthals anschließen, ohne gleich den Schutzheiligen der „Floriansjünger“ anzurufen:
„O heiliger Sankt Florian, verschon’ mein Haus, zünd’ andere an !“ 


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