Neues 134 - 2014-06-16

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Matthias
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Neues 134 - 2014-06-16

Beitragvon Matthias » Mo 16. Jun 2014, 16:14

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Harald
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Re: Neues 134 - 2014-06-16

Beitragvon Harald » Mi 18. Jun 2014, 12:59

Ganz sicher habe ich die Meldung von der
EINWEIHUNG DES KRIEGERDENKMALS IN KLEINKOSCHEN

bei meiner Recherche im >Senftenberger Anzeiger< überlesen.
Bei einem neuerlichen Blick, allerdings in die "schwesterlich verbundene" >ELSTERCHRONIK<, fiel sie mir dann aber doch noch "vor die Füße"
- besser "vor die Augen":

Denkmalweihe Kleinkoschen _resize.jpg

Ein sehr beliebtes Gestaltungselement kommunaler
KRIEGERDENKMÄLER
war der in unserer Gegend recht preiswerte FINDLING. In seiner Natürlichkeit, Urtümlichkeit und vor allem seiner Härte verbreitete er die Vorstellung vom Krieg als elementare Naturgewalt und erhöhte den Tod zum Schicksal, dargestellt durch gesenkte Fackeln, in das man sich fatalistisch ergeben muss.
Durch Stelen, Quader, Kuben, Steinkugeln, Pfeiler, Säulen, Obeliske und Deckenplatten wurden sie später in ästhetischer Hinsicht aufgewertet.
Verziert wurde anfänglich mit dem preußischen Adler, der später durch das Eiserne Kreuz und soldatische Attribute wie Stahlhelm & Waffen - Karabiner & Handgranate - ersetzt wurde. Den offenkundigen Niederlagen trotzte man allerdings mit Siegessymbolen wie Eichenlaub & Lorbeerkranz.
Auf die dörfliche Umgebung des Denkmals und die Heimatverbundenheit der gefallenen Soldaten verwies dann oft ein eichenlaub-umkränzter Stahlhelm,
auch schon mal auf einen Kranz aus stilisierten Feldblumen gebettet.

Denkmal-Entwurf_resize.jpg

Die Gestaltung der Denkmäler wandelte sich im Laufe der Zeit.
Neben den Eckdaten der Kriege 1870/71, 1914-1918 bzw. 1939-1945
gedachte man anfangs "den tapferen Kriegern", dann "den Helden" bzw. "den Vätern & Söhnen" (später kombiniert zu "Heldensöhnen").
In den Dörfern ließen sich darüber hinaus auch die Namen der Gefallenen auf dem Gedenkstein unterbringen. Wo dies nicht möglich war, wurden sie in der Kirche auf gesonderten Tafeln verewigt.
Die Anfertigung und Aufstellung eines Denkmals kostete natürlich viel Geld, das gerade in den Jahren der wirtschaftlichen Not von 1920 bis 1926 kaum verfügbar war. Daher griffen zahlreiche Landgemeinden zwangsläufig auf preiswerte Angebote aus Katalogen der Denkmalshersteller zurück.
Durch deren "Serienfertigung" sahen sich dann natürlich viele Kriegerdenkmäler für die Gefallenen des 1. Weltkrieges sehr ähnlich. Dies wurde man letztendlich auch bei der Reichsregierung gewahr und richtete Ende Oktober 1921 in der >ELSTERCHRONIK< ein "mahnendes Wort" an die Dorfschulzen:

"Die Zahl der errichteten KRIEGERDENKMÄLER ist außerordentlich groß und vermehrt sich ständig. Leider vermehren sich auch die künstlerischen Ungeheuerlichkeiten, an denen, wie in den 70er und 80er Jahren die große Masse wegen Mangel an Kunstverständnis Geschmack findet. Das darf nicht so weitergehen. Wenn wir nicht auf allen und jeden künstlerischen Ausdruck verzichten wollen, muß der Bauer Geschmack finden. Immer wieder muß daher darauf hingewiesen werden, vor der Ausführung solcher Denkmäler den sachverständigen und künstlerischen Rat der Brandenburgischen Provinzialberatungsstelle für Kriegerehrungen in Berlin in Anspruch zu nehmen, an die man sich wegen kostenloser Auskunft und Beratung nach wie vor wenden kann."

Da auch gewiefte Geschäftmacher auf den "Denkmal-Zug" aufsprangen, wurde kurz darauf vor einem KRIEGER-EHRENTAFEL-SCHWINDEL eindringlich gewarnt:

"Ein begreiflicher Wunsch aller Kriegshinterbliebenen ist, ihre teuren Toten öffentlich dadurch geehrt zu sehen, daß sein Name oder gar sein Bild in einer öffentlich aufgestellten Ehrentafel verewigt wird.
Eine große Anzahl Gemeinden hat diesem Wunsch bereits Rechnung getragen, indem sie, sei es in oder bei der Kirche, sei es auf einem besonderen Friedhof, EHRENDENKMÄLER für ihre Gefallenen errichtet hat. Das ist nicht überall geschehen und z.T. hat sich durch die notwendigen Vorarbeiten die Aufstellung solcher Denkmäler auch verzögert. Das nützen gerissene Geschäftsleute aus, meist sind es schwindelhafte Reisende, die früher photographische Vergrößerungen vertrieben. Jetzt bereisen sie das Land, um Bestellungen auf Vergrößerungen von KRIEGERBILDERN entgegen zu nehmen und versprechen dabei, wenn eine bestimmte Anzahl Bestellungen zustande käme, würde ihre Firma eine öffentliche EHRENTAFEL für die Kirche stiften. Sie erschleichen sich das Vertrauen durch Hinweis auf die Gemeinnützigkeit ihres Unternehmens oder dadurch, daß sie hervorragende Persönlichkeiten als dessen Förderer angeben...
In zahlreichen Fällen ist es ihnen gelungen, auf diese Weise eine Empfehlung des Gemeindevorstehers oder Pastors zu erzielen und mit einer solchen haben sie dann ganze Dörfer hineingelegt.
Teils sind die Unternehmungen von vornherein auf Schwindel eingestellt.
Der Reisende nimmt die Anzahlung und das Bild entgegen und läßt dann nichts wieder von sich hören, teils liefern die Anstalten zwar Vergrößerungen, doch sind diese trotz hohen Preisen so minderwertig, daß niemand sie ansehen mag...und bestenfalls wird Fabrikarbeit geliefert, deren die ganze Gemeinde sich nachher schämen muß."

Nach dem 2. Weltkrieg wurden in der DDR viele ehemalige Kriegerdenkmäler entfernt, was die Leute auch weniger beschäftigte, da sie in der Nachkriegszeit andere Sorgen hatten. Bei jenen, die hauptsächlich in der ländlichen Gegend überlebten, wurden schleunigst Adler, Kreuze und Stahlhelme entfernt.
Dafür gab es in der Folgezeit neue Denkmäler für Antifaschisten und Rotarmisten, die zu "Ehrenmalen auf Ehrenfriedhöfen" wurden.
Erst nach der Wende 1990 setzte eine erneute Kriegerdenkmal-Initiative ein,
die entweder von einem Heimat- oder Geschichtsverein bzw. von engagierten Einzelpersonen ausging oder Teil der Neugestaltung des Ortes war.
Und so lange sie nach ihrer Restaurierung als Mahnung, denn als „Heldenverehrung“ verstanden und als Zeugnis der Orts~, Regional~ und Landesgeschichte interpretiert werden, wird sich künftig wohl kaum jemand daran stoßen...!


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