Um die Jahrhundertwende begann man mit der Veröffentlichung der
DOKUMENTE von den regelmäßigen
STADTVERORDNETEN-SITZUNGEN im >Senftenberger Anzeiger<. Damit schuf man Transparenz und zugleich Vertrauen zum Bürgermeister und dem städtischen "Parlament".
Bei meiner Forschungsarbeit kam ich mit der Zeit dahinter, dass gerade in den Ankündigungen, den nachfolgenden Protokollen und Berichten, die allesamt im Lokalblatt veröffentlicht wurden, historische Abläufe der Stadtentwicklung bestens nachvollziehbar sind.
Da wir uns gerade der
KREUZSTRASSE widmen, habe ich eine Maßnahme herausgesucht, an der man dies gut veranschaulichen kann.
Hier das
INSERAT vom 27. August 1901:
Am 6. September wurde das
PROTOKOLL veröffentlicht, und wie wir sehen können, wurde der 1. Tagesordnungspunkt auch akkurat abgearbeitet:
"In der am 28. August stattgehabten außerordentlichen STADTVERORDNETEN-SITZUNG wurde 1) beschlossen, bei der demnächst vorzunehmenden Umpflasterung der KREUZSTRASSE die Entwässerung durch die Bau-Kommission und dem Magistrat beantragte Kanalisirung erfolgen zu lassen, damit die zwei unpraktischen Rinnstein-Ueberbrückungen am Eingang der Kreuzstraße vor dem Hotel zur Sonne, welche immerwährend Reparaturen erfordern, in Wegfall kommen. Zuvor soll jedoch von Herrn Ingenieur Bartels hier durch Nivellement festgestellt werden, ob zur Ableitung des Wassers nach dem Elsterarm an der Jüttendorfer Brücke genügend Gefälle vorhanden ist.
Der südliche Rinnstein der Töpferstraße von der Plonz'schen Hofthür abwärts soll durch Umbau mit Klinkern gelegt werden."
Nach einer weiteren "Geschlossenen Sitzung" am 5. September wurde noch eine
NACHBESSERUNG im gleichen Protokoll aufgeführt:
"...Als dringlich wurde schließlich noch der von Herrn Ingenieur Bartels bezüglich der Kanalisation der KREUZSTRASSE eingeforderte Nivellementsplan mit einer kleinen Abänderung genehmigt und dazu beschlossen, daß denjenigen Besitzern, welche Hausanschluß an die Kanalisation wünschen und sich jetzt dazu melden, derselbe kostenpflichtig unter den üblichen Bedingungen gewährt werden soll."
Nachdem man sich dann mit dem Bau der Kanalisation mächtig ins Zeug legte, erschien am 4. Oktober eine für den Historiker bemerkenswerte
MELDUNG:
"Bei dem vor ca. 14 Tagen begonnenen Bau der KANALISATION der KREUSTRASSE ist man insofern Schwierigkeiten begegnet, als sich neben dem Kaufmann Sprengel'schen Hause Grundmauern des ehemaligen Kreuzthores vorfanden, deren Entfernung unvorhergesehene und sehr mühevolle Arbeit erforderte.
Jeder einzelne Stein mußte aus dem verhärteten Bindematerial gelöst oder zerkleinert werden und einige Meter von der Sprengel'schen Hausthür versperrte ein großer Felsstein die für die Kanalisationsröhren gezogene Linie. Dieser Stein mußte mittelst Roborits gesprengt werden, welche Arbeit unter Leitung des Herrn Bergwerksdirector a. D. Bachmann hier bestens gelang. Jetzt ist man der Schwierigkeiten Herr geworden, indem man die größeren Mauerreste durch Linienänderung umging, und verläuft nun der weitere Bau, welcher die KREUZSTRASSE zu einer unserer schönsten Straßen umgestalten wird, hoffentlich ohne weiteres Hinderniß."
Interessant auch die Tatsache, dass justament nicht nur der
TIEFBAU, sondern auch der
HOCHBAU an der Verschönerung der
KREUZSTRASSE werkelte - leider mit einem sehr tragischen Vorfall, wovon am 12. September berichtet wurde:
"Ein schrecklicher UNFALL ereignete sich heute früh in der KREUZSTRASSE hierselbst, wo Dachdecker mit Umdeckungs-Arbeiten beschäftigt waren. der ziemlich am Dachfirst des W.'schen Wohngebäudes thätige Dachdecker Carl Riedel aus Thamm verlor plötzlich das Gleichgewicht (wahrscheinlich infolge Danebentretens) und stürzte vom Dache ab. Er rollte vom Hauptdach auf ein ca. 1½ Meter unterhalb demselben hervorragendes Unterdach, schlug dort mit dem Gesicht auf, rollte dann weiter auf das Dach des Seitengebäudes und von dort stürzte er in den gepflasterten Nachbarhof ab, wo er mit stark blutendem Kopf und Gesicht besinnungslos liegen blieb.
Zwar noch lebend und anscheinend mit nicht gebrochenen Gliedern wurde er mittelst Krankenkorbes nach dem städtischen und von dort nach Anlegung eines Nothverbandes in das große Krankenhaus geschafft. Das Nasenbein soll mehrfach gebrochen sein, ob aber auch Schädelbruch vorliegt, wird der ärztliche Befund noch ergeben.
Wäre Riedel direct vom Hauptdach aus auf den Hof gestürzt, dürfte er sofort den Tod gefunden haben.
Leider ist er aber bereits an den Folgen des Schädelbruchs gestorben."
Bleibt mir zum Schluss nur noch, mich im Nachhinein beim
CHEF des >Senftenberger Anzeiger< Herrn Grubann, der damals auch das Amt des
STADTVERORDNETEN - VORSTEHERS bekleidete, für diese "Rundum-Information" recht herzlich zu bedanken !