Um die Jahrhundertwende war es
MODE geworden,
POSTKARTEN allein um der
BILDLICHEN DARSTELLUNG willen zu sammeln. Die damals in Deutschland stark hervortretende
SAMMELWUT führte sogar zur Gründung des
>Allgemeinen Centralverbandes für Ansichtskartensammler< und immerhin
3 ZEITSCHRIFTEN widmeten sich der
>POSTKARTE MIT ANSICHT<.
Der Ursprung der ersten
BILDPOSTKARTEN ist wohl auf den oldenburgischen Buchhändler
AUGUST SCHWARZ zurückzuführen, der aus dem Deutsch-Französischen Kriege 1870/71 mit kleinen
ZEICHNUNGEN verzierte
POSTKARTEN an seine Angehörigen sandte, während zur gleichen Zeit der Berliner Lithographe
FRITZ MIESLER auf die Idee kam,
ANSICHTSPOSTKARTEN herzustellen, jedoch ohne der Sache einen besonderen Wert beizumessen.
Die beiden fanden alsbald
NACHAHMER und schon im Jahre 1875 entwickelte sich daraus ein
INDUSTRIEZWEIG in ungeahntem Umfange. An 3 Dutzend hervorragende
LITHOGRAPHISCHE ANSTALTEN in den verschiedensten Städten des Deutschen Reiches beschäftigten sich fast ausschließlich mit der Herstellung von
ANSICHTSPOSTKARTEN, bei denen es sich allerdings zumeist um einfache
„DUTZENDWARE“ handelte. Zu diesem Zwecke sandte man
FOTOGRAFEN von „Dorf zu Dorf“, und jedes von ihnen erhielt seine eigene, mit einer einfachen
LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE geschmückte
ANSICHTSKARTE. Während man sich für die
FARBIGEN Ansichtskarten hauptsächlich der Chromolithographie (und deren Abarten) & des Dreifarbendrucks bediente, herrschte bei den
EINFARBIGEN die Autotypie & der Lichtdruck vor.
Umseitig wurde u.a. auf
ANSICHTSKARTEN eingegangen, die vermutlich um 1904 erstmals hergestellt,
und danach unter dem patentierten und gesetzlich geschützten Namen
>LUNA-KARTEN< vorrangig in Deutschland vertrieben wurden.
Die fünfstellige
SERIENNUMMER lässt darauf schließen, dass es eine große
VIELFALT verschiedener
AUFNAHMEN topographischer Natur gegeben haben muss.
Offensichtlich hatten sie zum Höhepunkt der
PHILOKARTIE um 1915 einen ziemlich hohen Stellenwert, was sich daran ablesen lässt,
dass die meisten dieser
POSTKARTEN MIT ABBILDUNGEN von
ORTEN & LANDSCHAFTEN tatsächlich „gelaufen sind“, also „verschickt wurden“.
Aus heutiger Sicht machte die
LUNA-KARTE speziell durch „ein kleines, aber feines Detail“ auf sich aufmerksam:
Ein
„Allerwelts“ – LICHTDRUCK wurde auf eine
dünne METALLISCHE BESCHICHTUNG aufgebracht, wodurch allerdings der
„natürliche Zauber“ der Szenerie auf der Strecke blieb…
MATTHIAS machte auch auf die
ROSTSTELLEN aufmerksam, die als Spätfolgen der
KORROSION des metallischen Materials auftreten, und wie folgt aussehen:
... und deshalb ein
WICHTIGER UMWELTSCHÜTZER – HINWEIS: Wenn da
s POSTKARTEN – MATERIAL irgendeine
BESCHICHTUNG aufweist, was sich etwa am
HOCHGLANZ, an der
PRÄGUNG oder am
DRUCK erkennen lässt, darf es
NICHT IN DIE BLAUE TONNE, sondern muss im
RESTMÜLL entsorgt werden. Die einzige
AUSNAHME bilden schlichte Postkarten aus
PAPIER, die nicht glänzen und mit keinem Bild versehen sind.
Die
ANFORDERUNGEN an eine derart
SCHLICHTE POSTKARTE erfüllten demzufolge auf jeden Fall die sogenannten
MONDSCHEINKARTEN aus der Zeit von 1898 bis 1906, die eine
ÖRTLICHKEIT, wie z.B. eine romantische
STADTSZENE, im
MONDSCHEIN zeigen und sich einstmals bei guter Ausführung durch „besonders billige Preise“ auszeichneten. Sie wurden nach jeder beliebigen
FOTOGRAFIE angefertigt, wobei die besonders
SCHARFEN DRUCKE durch Kupfer-Hochätzung reproduziert wurden.
Man versuchte durch Nachbearbeitung die Illusion der
NACHTSTIMMUNG mit einer
BLÄULICHFÄRBUNG zu erzielen, meist durch zusätzliche
ÜBERDRUCKUNG des „gänzlich unbeschichteten“
KARTONS MIT BLAUER FARBE. Auf jeden Fall wurde in den
WOLKENHIMMEL durch Aussparung eines Kreises ein
VOLLMOND hineinmontiert. Die
„in Mondlicht getauchte SZENERIE“ sollte romantisch wirken und dies traf zu dieser Zeit ganz offenbar den Geschmack der Bürger und einem träumerisch veranlagten
POETEN entglitt bei der
„MONDBETRACHTUNG“ folgender
VERS:
„Was quillt so klar in milder Pracht durch Wolkendunst herauf?
Es schlägt die schwarzgelockte Nacht ihr goldenes Auge auf.“
Viel seltener anzutreffen sind
OCKERFARBENE MONDSCHEINKARTEN, wie hier die gelungene Gegenüberstellung der (östlichen)
TAGES~ & (nördlichen)
NACHTANSICHT der französischen
FELSENINSEL Mont Saint-Michel im Wattenmeer der Normandie zeigt:
Mit Beginn des ersten Weltkriegs im Jahre 1914 starben die
MONDSCHEINKARTEN langsam aus, es gab hier und da noch eine
FELDPOSTKARTE mit einem
VOLLMOND, dann war es vorbei mit der
ROMANTIK…es herrschte
KRIEG in Europa.
In der Folgezeit gab es wohl immer mal wieder
ANSICHTSKARTEN mit einem
VOLLMOND, aber niemals haben sie die
POPULARITÄT ihrer Vorgänger erreicht.
Blickt man heute auf die uralten
MONDSCHEINKARTEN, so wirken diese zwar wunderbar
NOSTALGISCH, aber natürlich alles andere als
REALISTISCH.