„Unsere engere
HEIMAT hat gar viel in den letzten Jahrzehnten an landschaftlicher Schönheit eingebüßt. Wo sind sie geblieben die rebenumkränzten
BERGHÜGEL, die sagenumwobenen, stillverträumten
WEIDENBÜSCHE am
GRÜNEN STRAND der einst so fischreichen
ELSTER ? – Der
BERGBAU, der jetzige Reichtum unserer Heimat, hat mit eisernen Krallen weite Landstriche durchwühlt und dem Erdboden gleichgemacht. Verschwunden sind die meisten Zeugen der ehemalig idyllischen Schönheit
SENFTENBERGS und seiner Umgebung. Nur wenige können noch aus der alten Zeit davon Zeugnis ablegen und bilden heute den
ANZIEHUNGSPUNKT ALLER NATURFREUNDE.Ein solcher Ort, mit Naturschönheiten reich gesegnet, ist...
DAS DÖRFCHEN NIEMTSCH mit NIEMTSCHER PARK & NIEMTSCHER MÜHLE.Von
SENFTENBERG und
GRUBE MARGA im bequemen
SPAZIERGANG durch Wiesen & Felder am Ufer der
ELSTER zu erreichen, liegt dieses Ausflugsziel still und einsam, etwas abseits von dem unsteten Treiben und Hasten unserer Industriegegend, in beschaulicher Ruhe. Angenehm erquickend und zugleich voll andächtigen Schauens ist eine
SPAZIERGANG durch den
NIEMTSCHER PARK (im Besitz des Herrn Majors von
GÖTZ) mit seinem alten Buchen~ & Eichenbeständen, durch die sich stille, verschwiegene
WALDPFADE schlängeln. Namentlich in den Morgenstunden erfreut der lustige Gesang unserer munteren
GEFIEDERTEN SÄNGER, die sich aus den angrenzenden belebten Gebieten in diese traute Einsamkeit hinüber geflüchtet haben, das Herz des andächtigen Besuchers dieses
GRÜNEN DOMES.
Gewichtig klopft Meister
SPECHT den Takt zu dem stimmungsvollen Morgenkonzert.
EICHHÖRNCHEN hüpfen lustig von Baum zu Baum. Der grüne
WALDBODEN ist reich an Pflanzen unserer heimischen Waldflora.
Hat man den
PARK verlassen und geht am erlen~ & weidenbestandenen Ufer des
MÜHLGRABENS in Richtung
SENFTENBERG zurück, so ladet das idyllisch gelegene
GASTHAUS >ZUR MÜHLE< zur Einkehr ein.
Die
NIEMTSCHER MÜHLE war einstmals eine betriebsame
WIND~ & WASSERMÜHLE mit einer jahrhundertealten Geschichte. Seit den letzten Jahrzehnten ruht der Betrieb. Der
MÜHLE beigegeben wurde im Jahre 1902 eine
GASTSTÄTTE, die heute noch besteht.
Der Ilse Bergbau-Aktiengesellschaft als Besitz gehörig, ist sie seit 1½ Jahren an Herrn P i n t s c h verpachtet, der dieses
GASTHAUS zu dem gemacht hat, was es heute darstellt: ein herrlicher, angenehmer Aufenthalt, mit renovierten
RÄUMEN allen Wünschen der Gäste entsprechend. Herrlich sitzt es sich im wohlgepflegten
GARTEN für den Einzelbesuch wie für Vereins~ & Schulausflüge. Die Rückkehr läßt sich entweder an der
ELSTER entlang oder durch die prächtige
EICHENALLEE nach Marga und Senftenberg unternehmen.“ (>Senftenberger Anzeiger< 1931)
Hierbei sei mir die ANMERKUNG gestattet, dass die MÜHLEN-GASTWIRTSCHAFT zumindest schon 1897 existierte, wie die o.a. ANZEIGE verrät.LAGE & FLURBEZEICHNUNG des LAUBWALDES
von G. Schmidt (1936)
„Unser >NIEMTSCHER WÄLDCHEN< hat auch einen wendischen Flurnamen: >ROSSACKEN< heißt „Busch im Sumpf“.
Das traf für frühere Zeiten vor der Entwässerung und Geradelegung der SCHWARZEN ELSTER vollkommen zu.
Auch das LAND zwischen dem ROSSACKEN und dem WEGE nach SENFTENBERG hat eine Flurbezeichnung, nämlich >SARREKA< = „Land zwischen dem Wasser“; gemeint ist damit die ALTE ELSTER und der Niemtscher MÜHLGRABEN, der ostwärts durch die NIEMTSCHER MÜHLE geht und nach Westen fließend, den ROSSACKEN nach Süden abschließt. Das alte ELSTERBETT bildet gerade hier die GRENZE zwischen BRANDENBURG und SCHLESIEN. Dort, wo die ALTE ELSTER mit dem „BUSCH“ den ELSTERDAMM bei Grube Marga berühren, läuft die GRENZE am südlichen Damm weiter bis kurz vor BIEHLEN.
Der >ROSSACKEN< ist eine besonders tief gelegene Stelle, die jedenfalls vor Jahren oft unter UEBERSCHWEMMUNGEN der ALTEN ELSTER zu leiden hatte. Zur Entwässerung hatte man vor der endgültigen Elsteregulierung GRÄBEN durch den WALD gezogen, wie das noch heut andeutungsweise zu beobachten ist.
An der letzten Uebergangsstelle des Niemtscher MÜHLGRABENS kurz vor dem WALDE dicht an der KOPPEL steht auf der Karte 1:100000 die Bezeichnung „Ft“, was „Furt“ heißt; das war also eine DURCHFAHRT. Das VIEH wird hier hindurch heut noch nach der KOPPEL getrieben,
denn gegenüber am ZAUN ist der EINGANG derselben.“Rätselhaft erscheint mir allerdings der
HINWEIS auf eine Befestigungsanlage,
die in einer Militärzeitschrift von 1868 erwähnte
NIEMTSCHER HEIDESCHANZE.
Vielleicht wissen ja die
NIEMTSCHER HEIMATFORSCHER mehr darüber zu berichten ?
HERRN SCHMIDT'S SPAZIERGANG sollte ein
BEOBACHTUNGSGANG zur Feststellung der
VOGEL~ & PFLANZENWELT werden.
Da sich das Leben und Musizieren der Vögel am besten um
SONNENAUFGANG beobachten lässt, startete der
NATURFREUND seine
FRÜHWANDERUNG am 3. Mai 1936 um ¼ 4 Uhr, denn der >Kreiskalender< kündigte den Sonnenaufgang erst für 4.26 Uhr an.
Und tatsächlich zeigten sich bald die ersten Vorboten des anbrechenden Tages, das erste schwache
HELL am östlichen Himmel und die ersten Stimmen der
VÖGEL, die bekanntlich mit der Sonne schlafen gehen und mit ihr aufstehen. Einige
GARTEN~ & HAUSROTSCHWÄNZCHEN zwitscherten von den Häuserreihen herüber. Hinter der Kamenzer Eisenbahn zu beiden Seiten des
NIEMTSCHER WEGES stiegen schon die ersten
LERCHEN trillernd in den schummrigen Morgen. Er ging nun den
MÜHLENGRABEN entlang und näherte sich dem
WALDEINGANG, wo gegen ¾ 4 Uhr das
VOGELKONZERT schon in vollem Gange war.
Als er an der
KAHNANLEGESTELLE vorbeiging, tönte ihm aus dem Gebüsch eine
GOLDAMMER entgegen und von der ersten Eiche pfiff Freund
STARMATZ recht laut und unbekümmert, dass es weithin in den Morgen schallte. Und aus einer jungen Buche war der
BUCHFINK zu hören, der nach seinem Lockruf „pink, pink“ so genannt wurde. Hinter dem Walde rief der
KUCKUCK, links vom Kiefernwalde schallte das Gurren der
TURTELTAUBE und von der Wiese am Südrande des Laubwaldes schlug kreischend ein
WILDFASAN in den anbrechenden Tag. Es war kurz vor ½ 5 Uhr schon taghell und das Sonnenlicht ergoss sich über Wiese, Feld und Wand. Überall öffneten sich die weißen
BUSCHWINDRÖSCHEN. Manche hatten schon ihre Blütenblättchen verloren und ließen ihre kleinen Früchtchen heranreifen.
Dann bemerkte er plötzlich einen starken, betäubenden Geruch, der von den weißen Blütentrauben stammte, die am
FAULBAUM herabhingen…
An der Eiche klopfte quietschend ein
EICHHÖRNCHEN, wodurch die
NEBELKRÄHE erwachte und mit einem lauten „kra-kra“ aufflog. Drüben im Dorf die erste Menschenstimme – es war ¼ 5 – und da schackerte eine
ELSTER durchs Gesträuch. Nach Hohenbocka zu puffte die
EISENBAHN, um 5 Uhr rauschte dann auch der Ruhlander Personenzug nach Senftenberg. Der Tagverkehr hatte begonnen…
Auf dem Hauptweg gelangte er schließlich zur
VIEHKOPPEL, wo an den Birken ganze Rasen von
VOGELMIERE zu sehen waren, die sich sonst nur um Senftenberg auf trockenen Stellen massenhaft finden ließen. Dann ging es durchs Birkenwäldchen dicht an der
ALTEN ELSTER entlang, wo nur wilde
HECKENROSENBÜSCHE zu sehen waren. Immer weiter schreitend erreichte er die Felder bei
MARGA, wo abgeholzte Bäume und Zweige lagen. Ein Mann mit einem Reisigbündel meinte zu ihm, dass es nicht viele
PILZE gäbe. Dass
UNSER NATURFREUND aber nur zu
NATURBEOBACHTUNG & ~GENUSS umherwanderte, konnte jener nicht verstehen und als Herr S c h m i d t ihm noch erzählte, dass er deswegen schon um ¾ 3 Uhr aufgestanden war, schüttelte der Brennholzsammler nur sprachlos den Kopf…
Wenn jemand in stockfinsterer Nacht um ¾ 3 Uhr aufsteht, um einen
GANG durch den
NIEMTSCHER LAUBWALD zu unternehmen, so ist das bestimmt eine außergewöhnliche Angelegenheit und erscheint für den eben „normalen“ Menschen als eine ausgefallene Sache.
G. SCHMIDT schrieb abschließend,
„daß dieser MORGENGANG für mich ein seltener Genuß war, wie ich ihn mir nicht schöner denken kann.
Aus dem WALDE kommend, empfängt mich ein grau verhangener Himmel. Die Sonne ist weg und kühl weht’s über die FLUREN. Der leuchtende MORGEN ist dahin. Bekannte auf dem Rückwege pilgern jetzt erst nach NIEMTSCH. – Als Gegenbeispiel erfolgt später ein ABENDSPAZIERGANG, der natürlich ganz anders ausfällt…“Sollte man jedoch in der
NIEMTSCHER MÜHLE vorbeischauen, fällt er möglicherweise tatsächlich ganz anders aus !
Dagegen ist man nur gefeit, wenn man es
ZU ZWEIT bei einem
NIEMTSCHER PARK – SPAZIERGANG belässt, den wir zum Schluss in einem
GEDICHT unseres regionalen Heimatdichters
PAUL WILKE miterleben dürfen – was allerdings nicht ganz einfach ist, da er sein Reimwerk im >
SENFTENBERGER DIALEKT< verfasste, den wir in seinen Grundzügen eigentlich immer noch sprechen, ohne es zu wissen.
Aber
GESCHRIEBEN sieht’s doch ganz anders aus…
NIEMTSCHA PUSCH =
NIEMTSCHER BUSCH !
Also frisch ans Werk –
WIR SCHAFFEN DAS !