In der
DDR verbrachte man die
FREIZEIT entweder privat mit der
FAMILIE oder zusammen mit den
ARBEITSKOLLEGEN im Rahmen gesellschaftlicher Aktivitäten.
Die
FAMILIE war der einzige unpolitische
RÜCKZUGSORT, wo man all die Dinge plante und letztendlich unternahm, die das
PRIVATLEBEN prägten: man bummelte durch die Geschäfte oder machte Ausflüge ins Grüne, ging abends tanzen, gemeinsam ins Kino bzw. Theater oder gestaltete Familienfeiern.
Mit den Kollegen - dem
KOLLEKTIV bzw. der
BRIGADE - ging man stets zu den 1. Mai-Demonstrationen, leistete unentgeltliche Arbeitseinsätze (Subbotniks), betreute als Patenbrigade eine Schulklasse – und feierte natürlich gemeinsam, wie der
>KULTUR~ & BILDUNGSPLAN< einer anonymen Brigade anschaulich beweist:
Weil es in der
DDR, der kleinsten Großmacht der Welt, vorwärts immer, rückwärts nimmer ging, wurde jeder Arbeitsplatz zum Kampfplatz und somit nicht nur rund um die Uhr fleißig gearbeitet, manche Ernteschlacht geschlagen, stets gern zur Schule gegangen, an allen Ecken musiziert, viel Theater gemacht und Sport getrieben – nein, es wurde auch überall & immerwährend für bzw. um irgendetwas
GEKÄMPFT, wie z.B.: um beste Arbeitsergebnisse, gute Schulnoten, kulturelle Glanz~ und vor allem
SPORTLICHE HÖCHSTLEISTUNGEN. Hierbei war natürlich ein möglichst „goldiger Medaillenregen“ das Kampfziel und so wurden den Teilnehmern am
VOLKS~ / BREITEN~ / MASSEN~ / FREIZEIT~ / ERHOLUNGS~ oder URLAUBSSPORT in populären Disziplinen wie Tischtennis, Volleyball, Scheibenschießen diverse
SPORTABZEICHEN wie Sauerbier aufgedrückt:
Generell wurden die aus dem „Westen“ / den USA herüberschwappenden
SPORTARTEN von sozialistischen Sprachwächtern rigoros umgetauft:
Surfen = Brettsegeln, Bodybuilding = Körperkulturistik, Triathlon = Ausdauerdreikampf, Jogging = „Lauf dich gesund“, Aerobic = Popgymnastik, Darts = Wurfspiel, Frisbee = Schwebedeckel…
Das sehr gesellige und familienfreundliche Spiel
SWINGO wurde übrigens ganz schnell in Galgenkegeln, Pendelkegeln, Schwingkegeln oder – warum auch immer - in Russisches Kegeln umbenannt.
Der näselnde Spitzbartträger & Mauerbauer
WALTER ULBRICHT, der sich mit seiner Lotte gelegentlich an der Tischtennisplatte vergnügte, hatte schon 1959 die Losung ausgegeben:
"Jedermann an jedem Ort - einmal in der Woche Sport", die später zu
"mehrmals in der Woche“ abgeändert wurde. Sport wurde für jedes Lebensalter gefördert, in Kindergärten & Schulen, Brigaden & Hausgemeinschaften bis zum „Feierabendheim“. Es gab zahllose Sportgemeinschaften, in denen
KOSTENLOS oder für
WENIG GELD Sport betrieben werden konnte. Die Idee des
FREIZEITSPORTS gab es aber erst seit den späten 1960ern, als die 40-Stunden-Woche und der Freie Samstag kamen und die Leute plötzlich mehr Zeit hatten. Damals wurde die
>MEILENBEWEGUNG< („Eile mit Meile“) ungemein populär. Bei diesem
VOLKSLAUF entsprach eine gelaufene/geschwommene/geradelte Meile jeweils der Jahreszahl, also im Jahr 1975 zum Beispiel 1975 Metern.
Leider bestand in der
>SPOWA< (Abk. Geschäft für
SPORTWAREN) großer Mangel an qualitativer Sportbekleidung,
insbesondere an
LAUF~ & TURNSCHUHEN aus Leder (Kernmarke >Germina<), sodass man sich im Schulsport mit
„ESSENGELDFLITZERN“ abfinden musste.
Dies war die scherzhafte Bezeichnung für weiche
SPORTSCHUHE AUS STOFF mit Gummisohle, wobei sich der Name auf den Preis der Turnschuhe (2,75 Mark) bezog, der dem (fast überall gleichen) wöchentlichen
ESSENGELD (0,55 Mark je Mittagessen) in der Schulspeisung bezog…
Nun aber schnell zum
>SPORTIDYLL IM ERHOLUNGSGEBIET AM SENFTENBERGER SEE<
für das in der
>SEERUNDSCHAU< kräftig die Werbetrommel gerührt wurde:
„SPORT – ein Begriff, der Tausende in Stadien oder am Bildschirm in seinen Bann zieht. Wie sieht es aber mit der eigenen SPORTLICHEN BETÄTIGUNG aus ? Ziehen Sie Ihren TRAININGSANZUG und die SPORTSCHUHE an und folgen Sie uns mit Kind & Kegel in den
großartig angelegten SPORTGARTEN der Urlaubersiedlung GROSSKOSCHEN.
Eingeschlossen von Strand, Wald und Bungalows bieten sich auf einer Gesamtfläche von 6500 qm die vielfältigsten Möglichkeiten der sportlichen Betätigung. Am Eingang mit dem AUSLEIHZENTRUM für diverse Sport~ & Spielgeräte und dem Sitz der ehrenamtlichen ÜBUNGSLEITER werden Sie sofort von der Begeisterung ergriffen, wenn der Beifall und das vielstimmige HURRA eine 9 beim KEGELN verkündet. Hier treffen Sie viele Gleichgesinnte und sind als Interessierter immer willkommen.
Etwas weiter auf dem GROSS-SCHACHFELD geht es ruhiger zu, trotzdem herrscht Geschäftigkeit. Daneben machen Sie vielleicht auch die erste Bekanntschaft mit dem MINIATURGOLF und dem SHUFFLEBOARD. Beide Sportarten bieten abwechslungsreiche Spielformen im Rahmen des FREIZEIT~ & ERHOLUNGSSPORTS. TISCHTENNIS & VOLLEYBALL erfordern schon mehr Kondition.
Nicht zu vergessen das KLETTERGERÜST, ähnlich der Takelage eines Segelschiffes, für die Kleinen. Auch organisierte Sportveranstaltungen warten auf Ihre Teilnahme, so die FREUNDSCHAFTSMEILE 1975, eine URLAUBEROLYMPIADE und natürlich die tägliche GYMNASTIK.“Das
FAKSIMILE der
>SEERUNDSCHAU< von 1976 pries ebenfalls die vielfältigen Möglichkeiten sportlicher Betätigung im sogenannten
>NAHERHOLUNGSGEBIET<
Jetzt fehlt nur noch ein TOPAKTUELLER & KERNIGER SCHLUSSSATZ
- hier ist einer, der den NIEDERGANG DER DEUTSCHEN SYNTAX (Verbindung von Wörtern zu Wortgruppen und Sätzen) erkennen lässt...