Die Geburt der
KRIEGERVEREINE in Deutschland
war ein Resultat der hochgehenden nationalen und patriotischen Begeisterung nach den napoleonischen Befreiungskriegen von 1812/13, besonders verbunden mit dem Aufstieg Preußens zu einer europäischen Großmacht vor der Reichsgründung 1871.
Mit dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg 70/71 schlugen die Wogen der vaterländischen Begeisterung in ganz Deutschland noch höher. Die vordergründige Logik, dass kompromissloser Militäreinsatz eine erfolgreiche "Politik mit anderen Mitteln " ist, bewiesen die drei Kriege zwischen 1864 und 1871 den Zeitgenossen eindrucksvoll:
1864 Preußen/Österreich gegen Dänemark, Gewinn der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg,
1866 Deutscher Krieg: Preußen gegen Österreich, Preußen gewinnt Deutschland fast bis zur Mainlinie ( außer Sachsen) und drängt Österreich endgültig aus Deutschland hinaus.
1870/71 Preußen/Deutschland besiegt Frankreich, Reichsgründung mit dem preußischen König als Deutschen Kaiser.
Die Folge der militärischen Erfolge war die Militarisierung der deutschen Gesellschaft.
Die positive Antwort auf die Standartfrage:
"Ham´se jedient?"
machte nun erst den vollwertigen Mann aus.
Anlässlich des
KREIS-KRIEGERTAG
am 8. und 9. Mai in
SENFTENBERG
erschien im >Senftenberger Anzeiger< ein Artikel, der den einfachen Bürger erst einmal über das "WARUM" dieses so hochwichtigen Ereignisses aufklärte:
"Den Reigen der GROSSVERANSTALTUNGEN eröffnet in diesem Jahre der KREIS-KRIEGERVERBAND CALAU, durch die Feier seines
25-jährigen Bestehens in Senftenberg.
Wie wir...unterrichtet wurden, wird der 9. Mai 2500 Krieger aus dem gesamten Kreise Calau in unserer Stadt vereinigt sehen und verspricht somit eine gewaltige Kundgebung für die Sache des
KYFFHÄUSER-BUNDES
zu werden.
Das Zustandekommen des Festes in der Zentrale des Senftenberger Industriebezirks ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, daß in dem Kyffhäuserbund die größte Anzahl Frontkriegsteilnehmer ohne Unterschied des Standes und der Partei und des Glaubensbekenntnisses vereinigt sind. Das eigentliche Gründungsdatum ist der 13. November 1898. Im November 1898 wurden aus verwaltungstechnischen Gründen die KRIEGERVEREINE des Kreises Calau vom sechsten Niederlausitzer Bezirk Cottbus, des Preußischen Landeskriegerverbandes abgetrennt, und der KREISKRIEGERVERBAND CALAU ins Leben gerufen.
Damaliger Vorsitzender war Kamerad Graf von Witzleben, Altdöbern,
der anläßlich des Jubeltages hier anwesend sein wird.
Der 2. Vorsitzende war der Bergwerksbesitzer Schöppenthau, Rittmeister a. D."
Im Anschluss wurde das
FESTPROGRAMM überaus vielversprechend aufbereitet, um so die Zuschauermassen für die große "Parade" zu mobilisieren:
"Der FESTZUG wird mittags auf dem Neumarkt zusammengestellt.
Er gliedert sich in drei Gruppen. Der Zug wird von 8 Ziethen-Husaren und 8 Kürassieren in historischer Uniform eröffnet, es folgen dann die beteiligten Vereine. Einen interessanten und historischen Anblick wird die Gruppe Friedrich der Große mit den Generälen Ziethen und Seydlitz und der Gardeverein mit einer Gruppe von 8 Gardisten in Friedensuniform bieten. Die vorgenannten 16 Reiter stellt der hiesige Kavalllerie-Verein.
Es folgen dann in der Reihenfolge die Veteranen des Kriegervereins von 1864, 66, 70/71, eine Gruppe reitender Artillerie mit Kanonen, davor die St. Barbara; der Zug wird gestellt vom hies. Artillerieverein, der Wagen des Bergbaues und der Hindenburgwagen mit einer Kolossal-Hindenburgbüste, begleitet von Ehrenjungfrauen, die Mitglieder des Stahlhelms und eine Schlußgruppe des Kriegervereins Senftenberg.
Dem Zug werden 3 Kapellen eingegliedert..."
Wie bei allen derartigen Veranstaltungen üblich, erfolgte dann noch der
AUFRUF, seine vollste Sympathie für die "alten Krieger" durch Ausschmückung der Straßen und Häuser kund zu tun:
"Um den Straßen der Stadt ein würdiges Kleid zu verleihen, werden die Bürger gebeten, Flaggenschmuck und Girlanden anzulegen. Grünes zu den Girlanden wird am Donnerstag nachmittag auf dem Platz vor dem Hotel Mingau bereitgestellt...Die Hauptsache zum guten Gelingen des Festes ist gutes Wetter, und darum wollen wir den Herrgott bitten.
Dann ist aber wirklich alles gegeben, um den Tag zu einem glanzvollen zu gestalten, zu einem Fest, an dem der ganzen Bevölkerung in machtvoller Kundgebung klar wird, daß in weiten Kreisen der Geist der kameradschaftlichen Treue und der Liebe zum Vaterlande noch lebt."
Keine Frage, dass die meisten Zuschauer natürlich neugierig auf die schmucken Uniformen der
"ZIETEN-HUSAREN" waren, denn diese 'echten Farbtupfer' sah man wirklich nicht alle Tage...