"Es lohnt sich, bei einem Besuch der Stadt Senftenberg die Besichtigung der alten Festungsanlage aus dem 16. Jahrhundert einzuplanen, denn dieses technische Baudenkmal des ausgehenden Mittelalters hat als seltene Kostbarkeit der Militärbaukunst die Zeiten überdauert..."
Diese markante
EINLADUNG ziert inzwischen viele editierte "STADTFÜHRER" u.a. touristische Broschüren & Prospekte und wurde in der Vergangenheit textlich nur unwesentlich verändert,
z.B.
"Es ist lohnend, bei einem Besuch..."
Dennoch stellen Heimatforscher mitunter fest, dass sich durch das ständige Übernehmen der Recherchen anderer mit der Zeit auch Ungenauigkeiten, falsche Jahreszahlen dank Zahlendreher etc. einschleichen. Deshalb ist es unbedingt angebracht, sofern möglich, auf Originaldokumente (wenigstens als Kopie) zurückzugreifen.
Ich gehe mal davon aus, dass sich Herr
G. KRÜGER, seines Zeichens Konrektor i.R., in seinem Artikel in der Beilage zum >Senftenberger Anzeiger< ("Aus der Heimat - für die Heimat" vom 20.03.1930) auf
authentisches Material berufen konnte:
"Wann die
BURG SENFTENBERG
angelegt worden ist, kann geschichtlich nicht mehr festgestellt werden, höchstwahrscheinlich geschah es um das Jahr 1000, nachdem die Wenden von dem Markgrafen Eckehardt von Meißen unterworfen worden waren.
Sie sollte eine WARTE DES DEUTSCHTUMS sowohl als auch des CHRISTENTUMS sein; zugleich aber galt sie als wichtiger strategischer Punkt zur Beherrschung der beiden uralten Handels~ und Kriegsstraßen, die sich nördlich und südlich der Elsterniederung parallel von Osten nach Westen durch die Lausitz zogen, der Zucker~ und Salzstraße.
Urkundlich wird sie erst 1290 erwähnt.
Die BURG war der RITTERSITZ alter, niederlausitzer Adelsgeschlechter,
wie deren von Schlieben, Ileburg, Köckeritz u.a. Der bedeutendste Besitzer war Hans von Polenz. Er hielt treu zu seinem Kurfürsten Friedrich dem Streitbaren und stand ihm in dem Hussitenkriege bei.
Als er mit ihm in Böhmen gegen die Hussiten kämpfte, fiel eins ihrer Heere in die Lausitz ein und zerstörte in seiner Abwesenheit die Burg im Jahre 1431. Nach seiner Rückkehr fand er nur noch Trümmerhaufen; aber bald nachdem er mit den Hussiten einen Vertrag geschlossen hatte, ließ Hans von Polenz die Burg wieder aufbauen und mit Zugbrücke, Wassergräben, Kasematten und Bastionen versehen.
Im Jahre 1446 verkauften seine Söhne Schloß und Stadt Senftenberg an den Kurfürsten Friedrich den Sanftmütigen von Sachsen, womit Senftenberg von nun an unter die Herrschaft der Fürsten aus dem Hause Wettin kam. Viele von ihnen haben sich um Schloß und Stadt große Verdienste erworben, haben ihren Bürgern Privilegien verliehen, Märkte eingerichtet und sind zuweilen selbst hergekommen und haben hier kürzeren oder längeren Aufenthalt genommen.
Kurfürst Friedrich überwies das Schloß seiner Gemahlin Margaretha, einer österreichischen Prinzessin, die Mutter der beiden vom Ritter Kunz von Kauffungen aus Rache aus dem Schlosse zu Altenburg geraubten Prinzen Ernst und Albert, als Leibgedinge. Sie bewohnte es schon zu seinen Lebzeiten und später als Witwe noch 10 Jahre.
Als die beiden Brüder Ernst und Albert später eine Erbteilung vornahmen, die auch vom Kaiser Friedrich III. bestätigt wurde, erhielt Albert als Herzog das Meißner Land, wozu auch Senftenberg gehörte.
Nach seinem Tode regierte Georg der Bärtige und nach ihm nur 2 Jahre sein Bruder Herzog Heinrich der Fromme, dessen Sohn Moritz eine große Bedeutung für das protestantische Deutschland erlangte, dem aber auch das Schloß und die Stadt Senftenberg vieles zu verdanken hat.
Die BURG SENFTENBERG als einen wichtigen Punkt der Lausitz erkennend, ließ er 1542/44 sie zu einer für damalige Zeit starken FESTUNG mit tiefen Gräben, starken Wällen und festen Mauern herrichten.
Die Bauarbeiten standen unter Leitung Hans von DEHNFELSER.
Dieser war seit 1540 Hauptmann von Senftenberg, zugleich Amtmann oder Voigt.
Die Amtleute waren betraut mit der Justiz~ und Polizeipflege und hatten die Stellung der Mannschaften zu ordnen. Die Amtleute, welche landesherrliche Schlösser verwalteten, führten den Titel Hauptmann.
Hans von Dehn war der Sprosse einer alten deutschen Adelsfamilie.
Er wurde geboren i. Jhr. 1500 als Sohn Friedrichs von Dehn-Rothfelser, welchen Kurfürst Friedrich der Weise als seinen 'ältesten geheimbten Rat' oder 'Ministrissimus' mit höchstem persönlichen Vertrauen ehrte."
Beliebt sind bei Artikelschreibern in Ermangelung von genauen Zeitangaben natürlich solche, wie:
"Anfang / Mitte / Ende des ?? Jahrhunderts - oder wie in o.a. Artikel
"um das Jahr 1000"...
In einer Broschüre las ich folgendes:
"Dem Schloß Senftenberg ging eine mittelalterliche Wasserburg voraus, die um 970 auf den Grundmauern einer alten slawischen Befestigung errichtet wurde. Die Burganlage diente hauptsächlich der Niederhaltung der sorbischen Bevölkerung während der Zeit der Ostexpansion deutscher Ritterheere..."
Na ja, auch "um...", jedoch wird die Zeitangabe schon etwas konkreter...aber stimmt sie auch ?
Vielleicht sollte man mal beim Minnesänger WALTHER VON DER VOGELWEIDE nachschlagen, der ist ja weit herumgekommen...